Dünner Feld: Ausweisen als Baugebiet wäre unsinnige Entscheidung – Teil I: Der CDU-Antrag
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
In der Mai-Sitzung der Bezirksvertretung Neuwerk wiederholte die CDU ihre Forderung nach Aufstellung eines Bebauungsplans für die zentral-gelegene Ackerfläche zwischen Bleckhütter Weg, Erikastrasse und Loosenweg.
„Bereits im Jahre 2005 hat die Bezirksvertretung Neuwerk auf der Grundlage eines CDU-Antrages die Verwaltung aufgefordert, einen Bebauungsplan über das o. g. Gebiet vorzustellen. Grund dafür war und ist heute noch die Tatsache, dass sich an der mangelhaften Schulwegsituation zwischen Bettrath und dem Schulzentrum Neuwerk nichts geändert hat“, dies ist der Anfang der Begründung des jüngsten Neuwerker CDU-Antrages vom 30.04.2009, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, zeitnah Möglichkeiten der Bebauung vorzustellen.
Ihren Antrag stützt die CDU außerdem auf die Notwendigkeit der Arrondierung der Bebauung aufgrund des mittlerweile in das Feld hinein gebauten Seniorenwohnheims „Ludwig-Weber-Haus“.
Zur Erläuterung: „Arrondierung“ bedeutet die Einbeziehung bebauungsnaher Flächen in Baugebiete, die die Peripherie der Bebauung abrunden und vorhandene Infrastruktur nutzen können. Gleichzeitig damit sind nachhaltige städtebauliche Qualitäten erreichbar. Sie ist meist mit einer neuen Grenzziehung und entsprechenden Änderungen im Grundbuch verbunden, kann aber auch dadurch vorgenommen werden, dass mehrere Grundstücke ohne Änderung der Grenzen oder Grundbucheinträge in der Hand eines Eigentümers vereinigt werden. (Quelle. Wikipedia)
Das wirft einige Fragen auf:
- Wie gefährlich und mangelhaft ist der Schulweg von Bettrath zum Schulzentrum Neuwerk?
- Gibt es hierzu eine Analyse der Verwaltung und der Polizei?
- Ist eine Arrondierung und weitere Umwidmung von Ackerfläche in Bauland aus städtebaulicher Sicht sinnvoll?
- Hat sich seit 2005 nichts in Neuwerk geändert?
- Gibt es keine neuen Erkenntnisse und Maßnahmen von Politik und Verwaltung?
Grund genug für die Bürgerzeitung die Sache einmal umfassend zu betrachten.
Neuwerk-Kloster und Neuwerk-Bettrath trennt eines: die zum Naturschutzgebiet erklärte alte Bahntrasse.
Und der „Neuwerker Tunnel“ auf der Dünnerstrasse.
Neuwerker und Bettrather „Trennungsbefindlichkeiten“ sind allerdings der Natur, sprich Ackerfläche und Grundwasser, sowie dem Kanalnetz egal: Wasser sucht sich seinen Weg….
Daher lohnt es sich die beiden, rechts und links vom Bahndamm gelegenen Ackerflächen (von denen die eine bereits Bauland ist), die geographische Lage Neuwerks und die Folgen von länger währendem Regen und Starkregenereignissen durchaus in Verbindung und nicht losgelöst voneinander zu betrachten (unter „Hochwasser in MG“ finden Sie übrigens mehrere Berichte der Bürgerzeitung).
Neuwerk hat nämlich ein Problem: Wasser. Wovon Wüstenbewohner träumen, haben Neuwerker mehr als reichlich.
Zum einen liegt der Grundwasserspiegel hoch, ab 3 – 5 m Tiefe kann man schon auf Grundwasser treffen. Deshalb erstellte im übrigen das Umweltschutzamt im Jahre 2001 eine Broschüre, die die Bürger über die Grundwassersituation im Wohnort aufklären sollte.
Anlass hierzu waren verärgerte Neubau-Eigentümer in der Nachbargemeinde Korschenbroich, nachdem Rhein-Braun wieder verstärkt Wasser rückpumpte, der Grundwasserspiegel folgedessen wieder anstieg und Wasser in die Keller von Neubauten eindrang.
Zum anderen liegen Krefelder Strasse und Kaldenkirchener Strasse deutlich höher als das Neuwerker Kerngebiet, in dem auch die betreffende Ackerfläche liegt. Und (Kanal-)Wasser fließt nun mal den Berg hinunter und nicht hinauf.
Seit 2005 hat sich eines geändert: Neuwerker Bürger sind mittlerweile beim Thema „Wasser von oben und unten“ sensibilisierter, nachdem bei vielen Bürgern die Keller voll liefen, z.B. auch bei Anwohnern des Loosenwegs und der Dünnerstraße.
Welche Folgen hat da die weitere Versiegelung solch einer Fläche?
Den Neuwerkern Kommunalpolitikern ist dieses Problem durchaus bewusst: Am 21.08.2008 diskutierten sie ausgiebig die Folgen der Starkregenereignisse und die Maßnahmen im Abwassernetz zum Schutz der Neuwerker Bevölkerung.
In gleicher Sitzung lehnten sie übrigens den Bauwunsch privater Anwohner der Bendhütterstrasse ab, in der damaligen Diskussion erkannten sie durchaus Zusammenhänge und Nachteile, die eine ungebremste Versiegelung von Grünflächen mit sich bringt.
Besorgt erkundigten sie sich auch bei der jüngsten Planungsbetrachtung zur Polizeikaserne „Dammerfeld“ in der Sitzung am 14.05.2009, ob die Leistung des Kanalnetzes der Abtshoferstraße ausreichend sei (schließlich wird ja auch hier eine weitere Ackerfläche versiegelt).
Bekannt ist den Politikern auch der ihnen in Neuwerk am 14.01.2009 vorgestellte Verwaltungsbericht zur stadtökologischen Bewertung von Freiflächen.
Das Wegenetz wird übrigens von beiden Seiten der Neuwerker Bevölkerung als Spaziergänger und Fahrradfahrer gleichermaßen beliebt genutzt und wert geschätzt.
Die Auswirkung ungebremster Flächenversiegelung durch Umwidmung von Ackerland ist allen Neuwerker Kommunalpolitikern recht klar. Die Verwaltung führte aus, dass die das Zentrum umgebenden ländliche Gebiete für die gesamt-städtische Luftqualität eine besondere Bedeutung haben. Ozonwerte und Feinstaubbelastungen wirken sich mit zunehmender Bebauung negativ aus.
In Mönchengladbach wird nach Ansicht der Verwaltung und ungeachtet der Zielvorgaben von Bund und Land fortlaufend zu viel Freifläche zur Bebauung freigegeben. Der Erholungswert und die damit verbundene Lebensqualität für die Menschen wird mit weiterer Bebauung unwiederbringlich zerstört.
Der Aspekt der Wohnnähe zu Acker-, Feld- und Wiesenflächen und die damit verbundene Lebensqualität ist nach Ansicht von Fachleuten, wie der ehem. CDU-Baudezernent Hormes, schützenswert, die Stadt Mönchengladbach gewinnt so an Attraktivität insgesamt.
Genau dieser Aspekt macht allerdings das Bauen in Außenbezirken wie z. B. in Neuwerk für Bauunternehmer so überaus lukrativ.
- Bauen wir uns also selbst unsere Honschaften und Wohnvorteile in Mönchengladbach zu?
- Bedienen die Politiker mit der Umwandlung solcher Ackerflächen in Bauland eine reale Nachfrage oder wird diese erst geweckt?
Angesichts sinkender Bevölkerung und freier Areale bedarf es bei Schaffung neuer Baugebiete dringend eingehender Analysen.
Bleibt zu hoffen, dass die Verwaltung bei diesem CDU-Antrag auch umfassend die geforderten Möglichkeiten der Aufstellung eines Bebauungsplans prüft und alle Auswirkungen eingehend klärt – bevor Neuwerk „den Bach runter geht“.
Woran es Mönchengladbach mangelt, ist eine gesamt-städtische Bebauungsplanung, der die Bevölkerungsentwicklung und den tatsächlichen Bedarf berücksichtigt und Nachfrage gezielt steuert im Interesse aller Mönchengladbacher Bürger.
Jedoch scheinen weder die CDU/FDP-Ratsmehrheit noch die Opposition hieran ein echtes Interesse zu haben. Jedenfalls hat noch keine Partei in den letzten Jahren ein entsprechendes Leitbild als Richtschnur für die Bezirke gefordert.
Oder hat der Bürger hier etwas verpasst?
Vielleicht bringt ja der Kommunalwahlkampf inhaltlich mehr außer Aufrufe zur „Bude“- und „Post“-Wahl.