Nach 13 Jahren Jungfernflug endlich auf der Landebahn
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Mit der Entlassung der ersten Abiturientia ist die Aufbauphase der Gesamtschule Neuwerk nun erfolgreich abgeschlossen.
Gestartet mit 80 Schülern in der Oberstufe hielten 49 bis zum Schluss durch, 43 Schülerinnen und Schüler empfingen letztlich am 29.06.2012 ihr Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife. 8 Abiturienten hatten eine „1“ vor dem Komma, eine Schülerin erzielte sogar die Traumnote 1,0?
Eine weitere Premiere in Neuwerk: Zum ersten mal in der Geschichte der Stadt Mönchengladbach legten Schüler einer gymnasialen Oberstufe im Prüfungsfach „Technik“ ihr Abitur ab.
Doch was bedeuten letztlich Zahlen und Statistik? Nichts. Und Alles.
Nichts für den Einzelnen. „Er“ bzw. „sie“ ist nur froh und glücklich, alles überstanden zu haben, den Blick auf die nächste Zukunft mit Ausbildung oder Studium gerichtet.
Und Alles für die Schulgemeinschaft der Gesamtschule Neuwerk: Lehrerkollegium, Eltern und die nachwachsenden Schülergenerationen.
„Nach 9 Jahren ist nun die Errichtung der Schule abgeschlossen“, freute sich Schulleiterin Ina Klein bei der Abschlussfeier am 29.06.2012 und erinnerte an den Schulstart am 16.09.2003 und damalige Berichterstattung der lokalen Presse.
„Wir haben entwickelt, erprobt und evaluiert“, sinnierte Ina Klein in ihrem Rückblick an die vergangenen, anstrengenden Jahre. Auf nichts konnte man aufbauen, doch gerade das birgt auch Chancen für neue Wege.
Eine Schule im Aufbau, fachlich korrekt „in Erweiterung“, birgt immer eine besondere Dynamik. Schon früh, in Jahrgangsstufe 6, entschieden sich Lehrer und Eltern für ein längeres, gemeinsames lernen – auch in den Hauptfächern sollte der Klassenverband erhalten bleiben – ebenfalls ein Novum in Mönchengladbachs Gesamtschulen.
„Die Aufbauphase wurde seitens der Stadt und Schulaufsicht sehr gut begleitet“, lobte Ina Klein abschließend.
Bei einer Premiere darf ein Oberbürgermeister nicht fehlen. Und so ergriff als nächstes OB Norbert Bude das Wort.
„Solch ein Anlass erinnert auch an die eigene Abiturfeier vor 32 Jahren“, sagte er lächelnd. Das Abitur sei eine Bestätigung der eigenen Leistung, aber auch das private Umfeld und das Schulkollegium, das er als sehr engagiert kennengelernt habe, trüge zu diesem Erfolg bei.
„Ob Studium, Lehre oder Selbstfindungsprozess – egal was Sie vorhaben, Sie werden die richtige Entscheidung treffen. Dazu wünsche ich Ihnen Mut und Gelassenheit, auch wenn man sich nach Jahren wieder neu orientieren muss“, so Norbert Budes nachdenkliche Worte an die Abiturienten.
An dieser Erfolgsgeschichte seien viele beteiligt: Lehrer, Eltern, Umfeld, Stadtteil und Institutionen – sie prägen den „guten Geist“ einer Schule.
Abschließend wünschte er gemäß dem Motto der Veranstaltung einen guten Weiterflug. „Lassen Sie es krachen auf Ihrer Feier, Sie haben es sich verdient.“ Diesen Rat befolgten die Abiturienten ohne Frage bei ihrer Abendveranstaltung – mottogerecht im Restaurant des Flughafens in Neuwerk.
Doch bevor es soweit war, lockerten Schüler der Jahrgangsstufe 6 die Redebeiträge auf. Auch sie griffen natürlich die vergangenen Schuljahre auf – allerdings aus Schülersicht: Freunde finden sich, auf schlechte Noten wird geschimpft und später ist die Jagd nach Punkten eröffnet.
„Allways look at the bright side auf life“ erklang es und 50 auf Handflächen gemalte Herzen winkten dem Publikum fröhlich zu.
Die ersten Abiturienten der Gesamtschule Neuwerk sind auch eine Wiederbelebung von Neuwerker Schulgeschichte. Schließlich nutzte vorher 33 Jahre lang ein Gymnasium die Räume des Schulzentrums. Nun sichert die Gesamtschule Neuwerk die Möglichkeit des Abiturerwerbs im Stadtteil.
Auch der Neuwerker Norbert Post MdL zählte unter den Gästen und auch er erinnerte sich an sein Abitur vor 40 Jahren.
„Sie haben auf Ihre Zukunft hingearbeitet – mit Erfolg. Gerade dieser Aufbaujahrgang hat arbeiten gelernt, hat erlebt, wie Lehrer Dinge erfinden, die Ihnen weiterhelfen sollen.“
Norbert Post weiß wovon er spricht, schließlich war auch er vor seiner politischen Karriere Lehrer der Gesamtschule Hardt. „Wir Lehrer geben mehr mit als nur Wissensvermittlung, ein Teil geht auch von uns mit“, sagte Post nachdenklich.
„Anteil an Ihrem Erfolg haben aber auch die Nerven Ihrer Eltern. Sie waren Stütze der Kinder und der Schule. Hier gab es nichts fertiges, hier musste erst geschaffen werden“, so die anerkennenden Worte auch an die Leistung der Eltern der „1. Stunde“.
Bei drei Vorrednern ist es schwer, neue Gedanken vorzutragen. Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer gelang dieses Kunststück.
Natürlich dankte auch er für die Aufbauleistung. Er erinnerte aber auch daran, dass viele dieser Abiturienten nicht die entsprechende Schulformempfehlung hatten.
Daher dankte er ausdrücklich den Initiativen, die zuletzt auch für die Errichtung der 6. Gesamtschule gekämpft und dadurch vielen Kindern den Zugang bis zum Abitur ermöglicht hätten.
„Bitte schauen Sie nicht auf Menschen herab, die diese Chance nicht hatten. Unterstützen Sie diese vielmehr,“ so sein Appell an das Publikum, das mit kräftigem Applaus „antwortete“.
Nach einer weiteren musikalischen Einlage von zwei Lehrern und vier stimmlich starken Abiturientinnen versicherte Ulrich Graf, Vertreter der Bezirksregierung Düsseldorf, allen Anwesenden, dass das Abitur bestens organisiert abgelaufen sei.
„Als intimer Kenner Ihres Abiturverfahrens wurden die Prüfungen im 4. Abiturfach von uns aufmerksam begleitet“, erklärte er zu diesem ersten Prüfungsverfahren der Schule und gratulierte aufrichtig.
„Ich wünsche Ihnen eine Berufsentscheidung, die ein Leben lang trägt und Freude bringt und eine gute Partnerentscheidung. Beides trägt durch das Leben“, meinte er zu den Abiturienten.
Auch wenn Helmut Briefs kein Schulpflegschaftsvorsitzender der Gesamtschule Neuwerk mehr ist, so gebührte ihm doch das Wort. Denn gemeinsam mit der Schulleiterin Ina Klein traf er die ersten Entscheidungen zur Ausrichtung der Schule.
„Voll Zuversicht starteten wir mit 8 Lehrpersonen und 8 Elternteilen den Schulbetrieb und gründeten sogleich einen Förderverein. Nun gibt es an unserer Schule 70 Lehrkräfte….“ Helmut Briefs zählte Leistungen auf, berichtete von WC-Sanierungen, Anstreichen von Heizkörpern und Klassenräumen „um unseren Kindern ein angenehmes Schulklima zu schaffen. Nur wenige werden das Abitur aus dem Handgelenk geschüttelt haben.“
Auch Helmut Briefs ging mit diesen Worten auf die Schülerschaft ein, auf schwierige Bedingungen, aber auch auf gute Begleitung und wachsendes Selbstvertrauen.
„Es kommt immer auf Sie selbst an. Ich kann etwas, ich bin etwas wert. Selbstbewusst können Sie durch diese Türen gehen. Vertrauen Sie immer auf sich selbst.“
Worte, die mit Sicherheit bei vielen Abiturienten den Nerv trafen und im Herzen ankamen.
Schülersprecherin Alina Engelbrecht, die zu den Abiturienten zählte, erinnerte an die ersten Schuljahre aus Sicht dieses Jahrgangs – an Fahrten, an Entscheidungen, an den Start der Oberstufe, an steigende Anforderungen und Zunahme des damit verbundenen Stresses je näher es zum Abi-Ziel ging.
„Die Lehrer haben an uns geglaubt, wo wir es schon nicht mehr getan haben“, sagte sie ehrlich. „Sie überraschten immer im positiven Sinne…“, und deswegen bekam jeder Lehrer nun eine Rose und zur allgemeinen Erheiterung ein Überraschungsei geschenkt.
Ein großer Blumenstrauß bekam Ina Klein von ihren Abiturienten: „Sie haben viel Zeit geopfert und immer den genauen Überblick“, lobte Alina Engelbrecht die Schulrektorin.
„Mit Frau Braunisch hätten wir uns eine besssere Oberstufenleitung nicht wünschen können. Sie waren immer für uns da…“, bei diesen Worten brandete kräftiger Applaus auf.
Frau Heiser wurde als streng und lustig beschrieben, eine Lehrerin, mit der man zusammen lachen und weinen konnte.
Frau Staudt-Taube, liebenswert „chaotisch“ und lustig, „mit geradezu legendärem und einzigartigem Unterricht. Gemeinsam mit Ihnen haben wir alle Höhen und Tiefen durchgestanden!“, jeder spürte, dass diese Worte keine leeren Phrasen waren.
„Wir waren eine bunte, chaotische Truppe, haben auch Freundschaften geschlossen. Diesen Zusammenhalt wünschen wir auch den unteren Klassen.“
Abschließend bedankt sie sich bei dem Technik-Team und die Schüler der Jahrgangsstufe 12, die diese schöne offizielle Feier ermöglicht hätten.
Das endgültige Schlusswort gebührte nun Frau Braunisch. „Was für ein schöner Tag, was für ein glücklicher Tag.“ Das tiefe Glücksgefühl nach langer Arbeit stelle sich ein, je intensiver man darum gekämpft habe.
„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas schönes bauen“, zitierte die Deutschlehrerin Goethe. „Ich bin überzeugt, die Steine haben euch stark gemacht.“
Die Pionierzeit der Gesamtschule Neuwerk ist nun unwiderruflich vorbei, die nächsten Jahrgänge warten. Auch sie werden ihren Weg mit wachsendem Selbstvertrauen gehen.