Hans Jonas • Teil III: Gesamtschule Neuwerk trägt seinen Namen • Ein Ehrenbürger, der verpflichtet
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[06.09.2013] Viele Worte gewinnen erst an Bedeutung, misst man sie mit vergangenem, jetzigem und künftigem Handeln.
Zum Festakt in der Schule begrüßte Schulleiterin Ina Klein zahlreiche Gäste. Den Mittelpunkt bildete dabei Gabrielle Jonas-Bloom, jüngste Tochter des Philosophen Hans Jonas, die eigens aus USA angereist war und ihrer Freude herzlich Ausdruck verlieh, dass nun eine Schule den Namen ihres Vaters trägt.
Als Ehrengast dieses Tages überreichte Oberbürgermeister Norbert Bude ihr ein Präsent der Stadt und erinnerte dabei an den Ehrenbürger.
Nach Hans Jonas kann die Verantwortung nicht abstrakt übertragen werden.
Es ist leicht gesagt, „die Gesellschaft ist verantwortlich“, „die Politik ist verantwortlich“, „die Verwaltung ist verantwortlich“. Damit lenkt man letztlich von der eigenen Verantwortung ab.
Was zählt ist nicht die Antwort „ich kann nichts tun“, oftmals gekleidet mit abstrakten Hinweisen auf einen anonymen Verwaltungsapparat oder den Stadtrat.
Was zählt ist das persönliches „Stellung beziehen“. Da gibt es kein Verstecken.
Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Hans Jonas glich damit einer Bürde für die jetzigen Politiker im Stadtrat, Bezirksvertretungen, Gremien, Aufsichtsräten und Parteifunktionen – und jenen, die diesen gerne nachfolgen wollen.
Im Glanz des Festaktes mit Stolz und Freude über den Besuch des prominenten Gastes wird schnell übersehen, dass eine Ehrenbürgerschaft keine Einbahnstraße ist, sondern eben diese Verpflichtung für jetzige und nachfolgende Politikergenerationen.
Doch wer will das schon hören?
In Gesprächsrunden fungierten ein Lehrer und eine Lehrerin beim Festakt zur Namensverleihung als Moderatoren und entlockten den Gesprächsteilnehmern manche Äußerung.
Oberbürgermeister Norbert Bude erkannte an, dass die Gesamtschule Neuwerk im Laufe ihrer Entwicklung Chancen wahr genommen hätte und ein wichtiger MINT-Partner für die Stadt sei.
Der in Neuwerk beheimatete Norbert Post (MdL) betonte den Stadtteilaspekt der Schule.
„Die Gesamtschule ist ein Aushängeschild für den Stadtteil Neuwerk“, meinte er und schlug dabei den Bogen von der christlichen Tradition Neuwerks zur religiösen Ethik Jonas‘. Die Gesamtschule Neuwerk sei deswegen genau richtig am Ort.
„Mein Vater war ganz besonders an persönlicher Verantwortung interessiert“, sagte Gabrielle Jonas-Bloom.
Viele Erinnerungen an Mönchengladbach seien für ihren Vater schmerzvoll gewesen, daher hätte er nicht viel über seine Heimatstadt gesprochen, meinte sie entschuldigend auf die Frage zur Beziehung ihres Vaters zu Mönchengladbach.
Dr. Seidel, ein Bekannter des Vaters, erinnerte sich in der öffentlichen Gesprächsrunde hierzu, dass Hans Jonas trotz des Schmerzes die Verleihung des Titels „Ehrenbürger“ als Ehre empfunden habe – gerade wegen seiner philosophischen Profession und seiner jüdischen Herkunft.
Gabrielle Jonas-Bloom war sich sicher, dass ihr Vater die Benennung einer Schule nach seinem Namen großartig gefunden hätte.
Die Freiheit der Schüler im Mitwirken und in Diskussionen sei in Amerika nicht so ausgeprägt. Dabei sei dies ein wunderbares Training für die spätere Entwicklung im Leben und für konstruktive Auseinandersetzungen.
„Es geht nicht nur um beste Zensuren, sondern auch um das eigene Denken und Eigenverantwortung“, meinte sie.
Die Gesamtschule Neuwerk betonte, sie sei sich bewusst, dass der Name Hans Jonas verpflichte und will in den nächsten Jahren das Schulprogramm dementsprechend ausrichten
Der Ehrenbürger Hans Jonas verpflichtet auch die Politiker im Stadtrat und in Bezirksvertretungen.
Doch wer will – wer kann – sein politisches Handeln tatsächlich nach ethischen Gesichtspunkten ausrichten?
Die Verpflichtung jedenfalls besteht!