Ein Stolperstein für Heinrich Backes
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
27 weitere Stolpersteine wurden am 25. März von Gunter Demnig in Mönchengladbach verlegt. Einer davon liegt nun vor dem Elternhaus von Heinrich Backes.
Trotz der frühen Stunde versammelten sich recht viele Nachbarn, Freunde, Bekannte und auch Politiker vor dem Haus Hansastraße 54. Die Anteilnahme freute die jetzigen Bewohner dieses Hauses sichtlich sehr, was nicht verwundert, denn es sind Verwandte des nun nachträglich geehrten Naziopfers Heinrich Backes.
Das Schicksal Heinrich Backes und die mutmaßlichen Hintergründe für seinen Tod sind ein typisches Schicksal – und doch erscheint es untypisch für einen Stolperstein. Doch was heißt schon „typisch“, wo doch jedes menschliche Leben einzigartig ist.
Heinrich Backes war kein Jude und kein politisch Verfolgter. War er ein Opfer des Zeitgeistes? Einfach nur zu ehrlich? Oder zu rebellisch, zu „aufmüpfig gegen die Obrigkeit“? Oder wurde er verleumdet? Fragen, deren Antwort nicht gesichert sind, die Familie des Opfers aber stark beschäftigten und auch noch zu weiteren Recherchen veranlassen.
Gunter Demnig, der die Stolpersteine fertigt, ist mittlerweile täglich in dieser Mission in vielen Städten und Kommunen unterwegs. Er betonte, dass er trotz mittlerweile rund 28.000 verlegter Stolpersteine keine Routine verspüre und ihn jedes Schicksal neu berühre.
Besonders, wenn, wie im Falle Heinrich Backes, Familienangehörige bei der Stolpersteinverlegung anwesend seien.
Demnig ist Ausführer einer Aufgabe, zu der zwei Säulen gehören: Initiatoren und Paten. Jeder Stolperstein ist ein Geschenk der Bürger an die Kommune.
Gunter Demnig führte aus, dass besonders das Interesse Jugendlicher enorm sei, weil eine Personifizierung der Opfer der Nazidiktatur stattfände. Mit jedem Stolperstein bekommen abstrakte Opferzahlen ein Gesicht und die Leiden und Folgen einer Bevölkerung, die unter einer Diktatur stehen, werden durch ein einziges Beispiel überdeutlich vor Augen geführt. Geschichte wird erfaßbarer und greifbarer.
Der Künstler schilderte, wie zu Beginn dieser Aktion Lehrer an Schulen erst abwiegelten und meinten, die Jugend wäre des Themas überdrüssig. Doch diese anfänglichen Meinungen haben sich nicht bestätigt – ganz im Gegenteil.
Der bei der Verlegung von Backes‘ Stolperstein anwesende Oberbürgermeister Norbert Bude schloss sich den Ausführungen des Künstlers an, erinnerte an den Zug der Erinnerung und verwieß auf die jüdischen Kulturtage.
„Die Stadt stellt sich der politischen Verantwortung.“ Auch Robert Baues (CDU, Wahlkreis Bettrath, Bildmitte) und Hermann-Josef Krichel-Mäurer (SPD, Bezirksvorsteher Ost) waren bei der Verlegung anwesend.
Eigens aus der Eifel war gar ein ehemaliger Bettrather Bürger angereist, der in seiner Jugend in der Nachbarschaft wohnte und sich an Heinrich Backes und dessen Familie noch gut erinnern konnte. Gerade das zeigt auch, wie ein Einzelschicksal selbst Jahrzehnte später noch Menschen bewegt und ungewöhnliche Geschehnisse nicht nur unvergeßlich in Erinnerung bleiben, sondern auch Menschen und Familienangehörige in ihrer weiteren Entwicklung prägen.
Die noch im Haus Hansastraße 54 lebende Nichte von Heinrich Backes dankte allen Anwesenden für die großartige Anteilnahme: „Ich wußte nichts über eine Dokumentation im Stadtarchiv. Aber dass mein Onkel nicht vergessen wurde, dass überraschte mich nicht nur. Es bedeutet unserer Familie sehr viel mehr: Wir sind gerührt, stolz und sehr dankbar für dieses Geschenk.“
Marlene Milesi versprach, diesen Stein immer pfleglich zu behandeln. Wer die bei der Zeremonie anwesenden Familienmitglieder sah und hörte wußte, dass dies keine leeren Worte waren.