Auf ins 876. Jahr
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Sicherlich bewegte das vergangene Festjahr viele Neuwerker: entweder als Akteure oder als Besucher der Veranstaltungen, die zum 875jährigen Bestehen Neuwerks stattfanden. Alles nun vorbei? Nein, es war einiges los, das seine Fortsetzung auch im 876. Jahr finden wird.
05. Dezember 1135: Die erste urkundliche Erwähnung des „Novum Opus“ als Bezeichnung für das „Neue Werk“ der Benediktinerinnen zog 2010 gleich eine ganze Reihe von Veranstaltungen nach sich. Warum nicht noch einmal das Festjahr Revue passieren lassen?
Nichts leichter als das: Schauen Sie doch mal in die BZMG-Serie (Historisches und Geschichtliches: 875 Jahre Neuwerk), nutzen Sie das BZMG-Archiv. Hinweis für unsere neuen Leser: farbig-markierte Textzeilen sind Links zu erläuternden Artikeln.
So schön dieses Festjahr war, sorgenvoll begann das Jahr 2010: „Ohne Pfarrer geht es auch?“ fragten wir gleich zu Jahresbeginn. Aber natürlich. Alles geht schließlich, wenn man will – und wenn man muss.
Doch das ist oft das Paradoxe: Traditionen bewahren und Veränderungen zulassen. Geht das überhaupt? Aber ja.
Bewahren heißt nicht „festklammern“ und verändern heißt auch anpassen an neue Bedingungen.
Und beginnt nicht irgendwann jede Tradition als Neuerung? Traditionen fallen doch schließlich nicht vom Himmel, sondern irgendwann hat mal irgendwer etwas Neues angefangen, das Anhänger fand und deshalb regelmäßig wiederholt wird – und auch immer wieder Anpassungen erfuhr.
Notwendige Anpassungen an veränderte Bedingungen sorgen immer für kontroverse Diskussionen und Aufregung: in Gemeinden, Bruderschaften, Vereinen, Parteien. Jeder versteht das, aber nicht mit dem Herzen. „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ – dieser Satz gilt im Großen wie im Kleinen.
Nur: Wann ist es zu spät? Können wir noch warten, hoffen, dass Veränderungen doch nicht nötig sind? Entscheidend sind dann die „Entscheidungsträger“ – Vorstände, Vorsitzende. Handeln sie, zögern sie? Die Zeit wird zeigen, wann es zu spät ist.
Und dann? Neuanfang mit neuen Köpfen.
Wie geht es also weiter im Jahr 876 nach der ersten urkundlichen Erwähnung in den kirchlichen Gemeinden, den Vereinen, dem Bezirk, unserem Wohnort und unserer Nachbarschaft?
Neue Werke bauen sich in guten Zeiten gerne auf – wer baut schon gerne ab? Veränderungen zeigen sich in der Bevölkerungsstruktur.
Erste Zeichen für diese veränderte Bevölkerungsstruktur zeigen sich bei Grundschulen und Spielplätze.
Der Sozialverband VdK erkennt die Zeichen der Zeit: „NULL-Barrieren in Neuwerk“ heißt es auch vor Ort in 2011. Verbesserungen und Lebenserleichterungen für Behinderte und ältere Menschen im unmittelbaren Wohnumfeld heißt auch Anpassung des öffentlichen Lebens auf eine älter-werdende Gesellschaft.
Kein Nachteil, sondern eher eine Chance, um Wohn- und Lebensqualität zu erhöhen, auch für die jüngere Generation. Und wie geht es weiter im Schulzentrum? Welche Folgen hat die 6. Gesamtschule in Stadtmitte?
Egal wie die Entwicklung der beiden weiterführenden Schulen auch aussehen mag, im Schulzentrum wird erst einmal kräftig weiter investiert: Nach dem Freizeitbau wird die laufende Dachsanierung im Schulzentrum auch in diesem Jahr noch die Handwerker beschäftigen.
Mehr privates Engagement wird allgemein gefordert. Solch privates Engagement zeigte sich auch in 2010 in Neuwerk an unterschiedlichster Stelle:
Beispielsweise der zu Gunsten von Projekten, die Kinder und Jugendliche zu Gute kommen, beliebte Weihnachtsmarkt des Vereins Papillon oder die Aktivitäten rund um den Verein TOBI, die sicherlich auch in diesem Jahr ihre Fortführung finden werden.
So spielte die Weihnachtsoma des Neuwerker Puppentheaters im Jubiläumsjahr noch 300 € für den Pfarrverein ein. Die Puppenspielertruppe plant nun die nächste Uraufführung – auf das Kinderstück zur Neuwerker Geschichte dürften auch einige Erwachsene gespannt sein, die im Nachhinein bedauerten, das Erwachsenenstück in der „Nacht der Geschichte“ verpasst zu haben. Wenigstens ein kleiner Trost …
Neuwerker Geschichte schreibt vor allen Dingen ein Verein: die Heimatfreunde Neuwerk. Deren Jubiläumsjahr hat nun begonnen: in diesem Jahr besteht dieser Verein 75 Jahre.
Narreteien betreiben übrigens auch die Uehllöeker seit nunmehr 75 Jahren.
Und dann sind da noch die vielen „Einzelkämpfer“: Solche, die wortwörtlich Farbe in den Alltag bringen. Solche, die sich alljährlich ehrenamtlich um Wegkreuze, Kapellchen und Kapellen kümmern. Die in Chören singen oder musizieren – die jedenfalls mit ihrem Hobby schon manche Spende für „ihr“ Neuwerk hereinholten.
Und der Bedarf reißt auch nicht ab, will man „so viel wie möglich erhalten“.
Die Heizung im Pfarrheim ist noch nicht ganz bezahlt, der Kirchplatz neu gepflastert, da kündigt sich der nächste Kraftakt für die Kirchengemeinde an: die Glocken der Pfarrkirche müssen bis zur Sanierung des Glockenturms schweigen.
Wie schnell der Ehrenmalausschuss seinem Ziel, das Ehrenmal gegenüber dem Friedhof Neuwerk zu retten, näher kommt, wird sich in 2011 zeigen.
Neben bürgerlichem Engagement, engagieren sich auch Unternehmen.
Auch die Spende von 5 Ahornbäumen verdient Beachtung als Beispiel für Firmeninitiativen. Kritiker mögen sagen, dass Spenden von Firmen nicht den gleichen Stellenwert wie das Engagement von Privatleuten haben – Stichwort: Werbung und Absetzung von Werbungskosten. Doch fehlt der öffentlichen Hand die Mittel, bleibt letztlich nur die Nutzung der privaten Wirtschaftskraft.
Zur Erinnerung: Schultoiletten werden nur noch mit viel Privatengagement saniert, Sparkassen fördern manche Projekte.
Gefährlich sind die wachsenden Abhängigkeiten, in die sich Politik und Gesellschaft aus Sparzwängen heraus immer mehr begibt. Doch deshalb generell Spenden von Firmen verdammen? Nein, das wäre zu einfach, das wäre auch nicht gerecht.
Problematisch wird das Bild erst, wenn Firmen einerseits um ein gutes Image werben, andererseits aber der Anschein besteht, dass Vorteile aus der Nähe zu Entscheidungsträgern genutzt wurden. Die Prüfung und die Kontrolle ist Aufgabe der Politik.
Sie versagt, wenn sie den Bock zum Gärtner macht.
Doch kennzeichnet Politik meist eine gewisse Langsamkeit, die sich einerseits in „Sorgfalt“ andererseits in „Ignoranz“ begründen läßt. Da heißt es genau hinzuschauen.
Jedenfalls zeigen sich dem ungeduldigen Bürger meist nicht so schnell die Bemühungen der Politik um augenscheinliche Verbesserungen, da solche Bemühungen meist mit Geldausgaben verbunden sind.
Neben dem verkehrsmäßig in 2010 wohl herausragendstem Beispiel des Hovener Kreisels, das auch Bezirksvorsteher Krichel-Mäurer nicht bei seinem Neujahrsempfang nicht unerwähnt ließ, sei auch der Ausbau der Straße „Am Tannenbaum“ genannt.
Letztere ist nun auch fertig und der Ausbau zeigt sich wundersamer Weise auch im Seitenbereich dieser Straße. Über mehrere Jahrzehnte hinweg interessierte sich quasi kein Mensch für den Restausbau dieser Straße. „Na nu, was ist da passiert?“, hörte man Anwohner fragen.
War dieser Seitenausbau mit mittlerweile fertiggestellten Garagenneubauten gar der Beschleuniger für einen holperfreien Straßenüberzug und bessere Straßenführung? Egal warum, Anwohner und Radfahrer sind jedenfalls erfreut endlich nach Jahren keine Staubwolken mehr im trockenen Sommer schlucken zu müssen.
Um Verkehrsprobleme wird sich in der Bezirksvertretung Ost auch weiterhin gekümmert (Beispiel Sybilla-Deußen-Straße, Haus Lütz, Abtshofer Straße). Was dabei raus (oder auch nicht heraus) kommt, registrieren zumindest die unmittelbar betroffenen Anwohner.
Dank eines unverhofften Geldsegens namens Konjunkturpaket II kam auch Neuwerk in den Genuss eines Füllhorns: ein Kunstrasenfeld.
Schwierig wird es für den Bürger erst, wenn „man daran sowieso nichts ändern kann“. Das Wetter zum Beispiel.
„Klimawandel“ ist Sache der Politik.
Fragt sich nur, wann eindeutige Aufforderungen des Bundesumweltamtes auch in Verwaltungs- und Kommunalpolitikerköpfe ankommt. Wie war das mit der „Langsamkeit oder Ignoranz“?
„Nach uns die Sintflut“ denken jedenfalls die Kleingärtner der Anlage „Neue Niers“ bestimmt nicht, auch nicht Neuwerker, deren Keller unter Starkregen voll liefen.
Wetterfrosch-Prognose: Das „Wasserthema“ wird Neuwerk auch in 2011 nicht loslassen. Dafür sorgen fortschreitende Flächenversiegelungen und Ambitionen weitere neue Wohn- und Gewerbegebiete zu schaffen:
Wie geht es weiter mit der Trabrennbahn, wie mit den Baugebieten Dünnerfeld und verlängerte Hovener Straße – und natürlich auch mit dem Bau des Polizeipräsidiums auf dem Dammer Feld? Aktuell im Ausbau: Gewerbegebiet Kannenhoferweg.
Nicht loslassen werden die Neuwerker auch ihre Schlaglöcher. Das liegt nicht nur am strengen Winter, das liegt auch am Aufschieben von notwendigen Straßensanierungen. Wer spendet hier?
Dringender allerdings stellt sich die Frage, wer die Straßen, die in Neubaugebieten angelegt werden, noch unterhalten soll, wenn für die jetzigen Straßen schon kein Geld für Instandhaltung da ist.
Die Erschließungskosten neuer Baugebiete zahlen Firmen und Baugesellschaften – die Unterhaltungskosten zahlt der Steuerzahler. Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt, wer hat soviel pinke pinke, wer hat so viel Geld?
Versteckte Bauruinen vergangener Wohlstandszeiten findet man auch in Neuwerk, Beispiel Hallenbad. Während Vereine und Kirchen noch mit Spenden, Sammlungen und kreativem Einsatz retten wollen, was noch zu retten ist, findet sich kein Retter für dieses Gebäude der öffentlichen Hand.
Und die Nutzung von öffentlichen Gebäuden wie Mehrfachhallen können sich Vereine und Bürger nicht (mehr) leisten. Warum?
Was gibt die Verwaltung vor, was die Politik? Alles Fragen, die der Bürger hat – nur leider hört man von Politikern an solchen Stellen zu wenig oder NICHTS.
Noch was vergessen, was in 2011 seine Fortsetzung findet?
Etwa wieder Schienenverkehr durch die Donk?
Oder wieder mehr Flieger am Airport Mönchengladbach? Sollte es eine Fortsetzungsgeschichte geben, wird die jedenfalls nicht von Gladbacher Politiker und Wirtschaftsförderer geschrieben.
Eines ist jedoch klar: Neuwerk liefert genügend Stoff für eigene Geschichten.