Museum Schloss Rheydt erhält wertvolle Thorarolle: Leihgabe der jüdischen Gemeinde Mönchengladbach
Red. Giesenkirchen [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Eine wertvolle Thorarolle aus dem 18. Jahrhundert hat die Jüdische Gemeinde Mönchengladbach jetzt dem Städtischen Museum Schloss Rheydt als einzigartiges Zeugnis der jüngeren Geschichte zur Verfügung gestellt.
Am 16.09.2013 eröffneten Oberbürgermeister Norbert Bude, die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Leah Floh, und Museumsdirektor Dr. Karlheinz Wiegmann den neuen Ausstellungsbereich in der Vorburg, in dem die etwa 20 Meter lange Thorarolle als Leihgabe zu sehen ist.
Dass überhaupt eine solche Thorarolle den Weg in ein Museum findet, ist aus Sicht des Museumsleiters ungewöhnlich, dafür aber umso bemerkenswerter:
„Es ist schon außergewöhnlich, dass wir nun der Öffentlichkeit ein weiteres Dokument jüdischen Glaubens und Lebens präsentieren können“, so Dr. Karlheinz Wiegmann.
Oberbürgermeister Norbert Bude dankte der Jüdischen Gemeinde für die Thorarolle, die Handwerker bei Renovierungsarbeiten unter dem Dacheines Gebäudes in der Konstantinstraße entdeckten.
Die Fragmente der Rolle stammen vermutlich aus der ehemaligen Rheydter Synagoge in der Wilhelm-Strater-Straße, die auch für Giesenkirchen zuständig war.
„Dem früheren Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Rheydt, Hermann-Josef Wallach, gehörte das Haus in der Konstantinstraße.
Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Thorarolle der Rheydter Gemeinde gehörte“, so Museumsdirektor Dr. Karlheinz Wiegmann.
Wie wertvoll eine solche Thorarolle ist, die als Quelle jüdischer Identität gilt, betont Leah Floh mit Blick auf die Herstellung: „Ein Jahr dauert der Vorgang, das Pergament zu beschriften.
Dabei darf dem Schreiber kein Fehler unterlaufen, da die Thorarolle dann nicht mehr koscher ist“, erläutert sie. So dauert die Ausbildung, Thorarollen beschriften zu können, nicht weniger als 15 Jahre.
Die Thora wurde dem Volk Israel am Berg Sinai von Gott gegeben und umfasst die fünf Bücher Mose. Das orthodoxe Judentum versteht sie als reines Gotteswort, in dem nicht ein Wort überflüssig oder sinnlos sein kann.
Sie ist auf koscherem Pergament mit Gänsekiel und Tinte geschrieben. In der Synagoge wird sie ausschließlich für einige festgelegte Zwecke verwendet, zum Beispiel den Gottesdienst oder die Thoralesung am Sabbat.
Im heutigen Stadtgebiet existierten einmal Synagogen in Gladbach, Odenkirchen, Wickrathberg und Rheydt. Alle vier fielen den Zerstörungen der Novemberpogrome 1938 zum Opfer.
Von den 774 jüdischen Einwohnern Mönchengladbachs überlebten nur 43 den Nationalsozialismus. Heute liegt die Zahl der Gemeindemitglieder wieder bei 750. Die jüdische Synagoge befindet sich in der Albertusstraße.