Verkehr Hindenburgstraße • Teil X: GroKo stellt alles auf null • Ein Jahr lang Busse „probeweise“ bergab nur noch über die Steinmetzstraße
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[06.04.2016] Nicht unerwartet hat die GroKo, was den Busverkehr auf der Hindenburgstraße anbelangt, nun auch schriftlich ihre Unzufriedenheit mit dem Ergebnis der Untersuchung des Nahverkehrsconsultant Matthias Schmechtig und des Facharbeitskreises „Busverkehr Hindenburgstraße“ zum Ausdruck gebracht.
Nicht etwa, dass sie – wie durch CDU-Vertreter in einer Sitzung der Bezirksvertretung Nord praktiziert – den Gutachter angreift.
Nein, sie geht viel subtiler vor und wird am kommenden Dienstag in der Sitzung des Planungs- und Bauausschusses mit ihrer Mehrheit die Verwaltung beauftragen, ein Jahr lang die Busse vom Alten Markt nicht mehr über die Hindenburgstraße, sondern über Viersener und Steinmetzstraße zum Hauptbahnhof fahren zu lassen.
So jedenfalls steht es in einer Beschlussvorlage, die CDU und SPD am 12.04.2016 als Tischvorlage zur Abstimmung stellt.
Das Ergebnis der bisherigen Untersuchungen mit der die Verwaltung auf Grund eines Auftrages des Planungs- und Bauausschuss am 27.09.2011 das Planungsbüro Schmechtig beauftragt hatte und in dem ein Facharbeitskreis, bestehend aus der NEW mobil & aktiv, dem Mönchengladbacher CityManagement, Vertretern von IHK und Einzelhandelsverband, Mfi, Galeria Kaufhof und den Mönchengladbacher Behindertenverbände eingebunden war, bezeichneten die planungspolitischen Sprecher Thomas Feger (SPD) und Annette Bonin (CDU) nur als eine Hypothese, da kein ausreichendes Datenmaterial zur Auswertung vorliegen würde.
Welchen Wert haben Fach-Arbeitskreise, auf deren breitgefächerte Meinung Politiker gerne setzen möchten, wenn diese Meinung dann nicht gilt, wenn sie (einzelnen) Politikern nicht gefällt?
Denn schließlich hatten die Teilnehmer des Fach-Arbeitskreis das Gutachten Schmechtigs verstanden und das Ergebnis ohne Abstriche positiv bewertet:
Verkehrsgutachter Schmechtig hatte erklärt, dass das im Gutachten dargestellte Meinungsbild auf Erhebungen und Befragungen von Nutzern der Hindenburgstraße und der Nutzer der Busse in der Hindenburgstraße im Rahmen einer Vollerhebung basiere; eine Befragung von „Nicht-Nutzern“ habe nicht stattgefunden.
Darüber hinaus hatte Schmechtig prognostiziert, dass durch die ebenfalls in Bearbeitung befindliche Untersuchung zur „Gesamtnetzoptimierung“ für die Busführung auf der Hindenburgstraße kaum ein anderes Ergebnis zu erwarten sei.
Das glaubt die GroKo nicht, will eine (erneute) Untersuchung, aus der die Folgen der „neuen Linienführung“ bezüglich
- der Fahrgastzahlen
- der Veränderungen im Nutzungsverhalten (Standorte Ein-und Ausstiegspunkte etc.)
- der städtebaulichen Potenziale für die Hindenburgstraße
- der erforderlichen baulichen Veränderungen, z.B. zur Verbesserung der Barrierefreiheit,
- und deren finanzieller Umfang sowie
- die Auswirkung auf die früheren Städtebauförderungsmittel
hervorgehen.
Fraglich ist in diesem Zusammenhang, wie ein „Probebetrieb“ zu realistischen Ergebnissen für alle Nutzer des Busverkehrs und der Hindenburgstraße führen sollen, wenn nicht schon für die Dauer von 12 Monaten die vom Büro Schmechtig als erforderlich angesehenen baulichen und verkehrlichen Maßnahmen Investitionen in Millionenhöhe z.B. für die Herrichtung bzw. den Umbau von Haltestellen an Viersener und Steinmetzstraße vorgenommen werden.
Die Verwaltung soll bereits während der Probephasen Zwischenberichte in der Bezirksvertretung Nord und im Planungsausschuss geben, um Öffentlichkeit und Politik zu informieren und der Probebetrieb soll von einem Fachgutachter begleitet und ausgewertet werden.
Naheliegend wäre es, wenn die GroKo das Büro Schmechtig nicht als „Fachgutachter“ sehen möchte.
Vielleicht haben ihre beiden „Verkehrsexperten“ ja schon jetzt eine Vorstellung davon, wie das Ergebnis der „fachlichen Begleitung“ auszusehen hat.
3.
Kerstin Königs schrieb am 9.04.2016 um 20:04 Uhr:
Mir gefällt die Idee von Herrn Schultz sehr gut. Warum wird das nicht getestet? Weil die Idee von Die Linke stammt?
Ähnlich wie von Herrn Schultz beschrieben ist es uns tatsächlich schon ergangen. Wir waren froh, dass wir ein Ticket 2000 haben.
Deshalb war das Gemecker unserer beiden Kurzen erträglicher, weil sie nicht rauf und runter laufen mussten. Das Auto hatten wir abgestellt und konnten die Busse nutzen.
Die Hindenburgstraße ist z.B. mit Kinderwagen eine Herausforderung. Könnte mir denken, dass das auch für ältere Herrschaften mit Rollator nicht anders ist. Von Rollifahrern ganz zu schweigen.
Wir sind selten zum Einkaufen dort, weil uns Rheydt besser gefällt. Lässt sich aber manchmal nicht verhindern und dann muss man den Berg rauf und runter.
Wie oft sind diese Politiker, die das entscheiden, auf der Hindenburgstraße zu Fuß unterwegs?
2.
Torben Schultz schrieb am 7.04.2016 um 14:02 Uhr:
Dass die vielen Busse in der Hindenburgstraße stören steht außer Frage, aber dass die GroKo nun eine zu recht fallen gelassene Idee wieder ausgräbt ist unverständlich.
Für Menschen mit Sehbehinderung ist der Vorschlag eine Katastrophe und auch wenn es erstmal nur eine 1-Jahr-Testphase ist, ist das unzumutbar!
Die An- und Abfahrts-Haltestelle wird so räumlich völlig getrennt (verschiedene Straßen). So wird es extrem schwer sich zu Orientieren wenn jemand nichts sieht.
Aber auch Menschen mit Rollatoren und Rollstuhlfahrer werden bei diesem Vorschlag nicht gut „wegkommen“.
Wegen der Barrierefreiheit müssen meines Erachtens zwei Punkte erfüllt sein:
1) Auf der Hindenburgstraße muss ein hoch und Runterfahren mit dem Bus möglich bleiben.
2) Unnötiges Umsteigen zwischen Busstrecke Hindenburgstraße und der weiteren Buslinie muss vermieden werden, was also gegen Pendelbusse spricht.
Um trotzdem die Busse in der Hindenburgstraße auszudünnen ginge also folgendes:
Viele Linien die ähnliche Ziele haben fahren durch die Hindenburgstraße. Davon muss nur eine Linie die Hindenburgstraße bedinen.
Die anderen fahren außenrum und sind so sogar schneller. Damit reduzieren wir die Busse auf der Hindenburgstraße und beschleunigen gleichzeitig die Fahrzeiten.
Soweit als kurzer Kommentar, aber noch mal zu zwei Punkten eine ausführlichere Erklärung:
1) Mal etwas länger die Situation für Menschen mit Gehbehinderung (Rollator/Rollstuhl):
Stellen wir uns einen fast üblichen Einkaufsbummel vor (verkürzte Fassung). Start Europaplatz, Bus bis Kaufhof, zwar kein passendes Hemd aber ne schöne Krawatte gesehen, nur passt die dann später zum noch zu kaufenden Hemd?
Also erstmal weiter mit Bus eine Haltestelle zum Minto, das fast perfekte Hemd gefunden, aber lieber noch mal zu SinnLeffers schauen ob es nicht was besseres gibt.
Soweit mit Bus und Rollator ok wie eh und jeh.
Nun aber ist das Hemd im Minto doch besser. Also längerer Weg zur „Abfahrt“ Richtung Minto, hier angekommen ist die Haltestelle sogar recht nahe dran, also Hemd gekauft.
Nun passt dann aber auch die schöne Krawatte im Kaufhof dazu, also noch eine „Abfahrt“ zum Kaufhof und hier ist der Weg wieder länger. Nach dem Krawattenkauf wieder den längeren Weg und ab zum Ausgangspunkt Europaplatz.
Der CDU Vorschlag nimmt also bewußt in Kauf, dass alle die mit Hilfe eines Bus „runter bummeln“ müssen, längere Wege haben.
2) Wie und welche Linien rausnehmen?
Mal als Beispiel die Linien von der Innenstadt Richtung Hardt. Zur Zeit fährt die 013 und die 023 nach Hardt, beide fahren weitestgehend die gleiche Strecke. Und zu diesen beiden Linien parallel aber auch nach Hardt fährt die 003 und die 033.
Und alle vier Linien fahren über die Hindenburgstraße!
Unnötig, eine Linie reicht und die anderen drei werden für alle Interessanter, die nur von Hardt zum HBF wollen.
Und da wir eh gerade den Netzplan neu erstellen lassen, können in die Richtung anforderungen gestellt werden.
Sprich wo Linien noch nicht so einfach zu trennen sind wie im Beispiel Hardt, könnte aus jetzt einer Linie zwei werden, die eben minimal anders fahren aber in der Summe nicht öfter. Sprich es bleibt kostenneutral.
Ich bin der Überzeugung, dass wir damit allen Anforderungen von Erreichbarkeit Hindenburgstraße, Barrierefreiheit und beruhigung der „Fußgängerzone“ (!) gerecht werden.
1.
Stadtfilzer schrieb am 7.04.2016 um 10:26 Uhr:
Es läuft wie immer im Gladbacher Klüngel:
Ich wünsche ein Gutachten mit folgendem Ergebnis: …
Wenn das Ergebnis nicht gefällt wird eben solange taktiert und „abgestimmt“ (mit wem auch immer!) bis das gewünschte Ziel als erreicht erklärt werden kann.
Ein Paradebeispiel für „echte“ Demokratie, die nun mal den Schönheitsfehler hat, dass das Volk lediglich eine Partei und Mitglieder derselben (z.B. Rat, Abgeordnete) wählen darf, was sich dann „repräsentativ“ nennt, auch wenn die sogenannte Mehrheit dann nur durch Kooperation/Koalition zustande kommt.
Im Fall einer GroKo ist man doppelt vorgeführt, da man vorher (Wahlprogramm) meist etwas anderes wählte, was man dann dank Koalition/Kooperation bekommt.
Ganz nach dem Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern!
Bester Beweis dafür ist die SPD, nicht nur in dieser Stadt, wo sie längst nicht mehr wahrgenommen wird, da vollkommen abgetaucht und CDU-gleichgeschaltet, sondern auch im Bund.
Alles was z.B. Sigmar Gabriel noch vor der Bundes-GroKo kritisierte, interessiert ihn längst nicht mehr, besonders CETA und TTIP inklusive, die er jetzt durchwinken will.
Wie war das? Vor der Wahl kritisierte er, dass wir gar keine Bundesregierung haben und Kanzlerin Merkel nur die Geschäftsführerin einer Nichtregierungsorganisation/Deutschland GmbH ist – nun möchte er unbedingt selbst der nächste Geschäftsführer werden.
https://www.youtube.com/watch?v=_S-YMXb02dk
https://www.youtube.com/watch?v=WEkg_Tp8mIk
Wir werden als Bürger nach Strich und Faden für blöd verkauft.
Warum sollte die GroKo in Mönchengladbach eine Ausnahme sein! Außerdem: Die sogenannten „Fachleute“ wissen alles viel besser als die unbedarften Bürger.