Roermonder Höfe: „Unter Freunden“
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Zum Spatenstich auf dem Gelände der ehemaligen „Bleichwiese“ hatte sich jetzt eine honorige Gruppe dem Fotografen gestellt, um den Auftakt der Arbeiten für das neue innerstädtische Quartier, „Roermonder Höfe“ genannt, hochoffiziell zu würdigen.
Der Name für das Wohnungsbauprojekt kommt nicht von ungefähr, denn unter den behelmten Honoratioren befand sich – neben Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, Baudezernent Dr. Gregor Bonin und Architekt Dr. Burkhard Schrammen – auch Investor Piet van Pol, nach dessen Plänen hier gebaut wird und der dem Vernehmen nach hier einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in das Bauvorhaben investiert.
In seiner niederländischen Heimat ist Van Pol eine durchaus nicht unumstrittene Figur.
Der Immobilienmakler aus Roermond muss sich derzeit in Rotterdam vor der Generalstaatsanwaltschaft zu Anschuldigungen äußern, dass er die Roermonder Beigeordneten Jos van Rey und Tilman Schreurs (beide VVD) bestochen haben soll.
Hintergrund: Van Pol war an einer Zahl bedeutender Bauprojekte in Roermond beteiligt, so etwa am Kasernenvorplatz, am Retailpark und an der neuen Stadtverwaltung.
Die Generalstaatsanwaltschaft wirft ihm vor, bei diesen Projekten durch Schreurs und Van Rey bevorteilt worden zu sein.
Auch gegen Jos van Rey, ehemals Senator, ermittelt die Staatsanwaltschaft im umgekehrten Fall, weil er Schmiergelder angenommen haben soll von seinem Freund Piet van Pol, der dafür im Gegenzug Bauaufträge bekommen haben soll.
Van Rey, der wegen der verschiedenen Verdachtsfälle mittlerweile aus seiner Partei, der VVD, ausgeschlossen wurde, soll im Roermonder Gemeinderat seinen Einfluss geltend gemacht haben, damit Van Pol Bauaufträge bekam.
Laut Anklage hat Van Pol seine Gegenleistung bekommen. Nicht umsonst spricht man in der lokalen limburgischen Presse von „mafiösen Verhältnissen“ an der Maas um van Rey, den „Sonnenkönig“, und seine Freunde.
Gegen ihn und Freund van Pol fordert die Anklage nun zwei Jahre Haft.
In Mönchengladbach spielt als dies freilich keine Rolle.
Für manchen Betrachter mag angesichts dessen vielleicht ein komischer Eindruck zurückbleiben, wenn sich Piet van Pol bei der Stadt Mönchengladbach und der hiesigen Wirtschaftsförderung bedankt für „die konstruktive Begleitung“ bei der Planung dieses Projekts.
Grünen-Ratsherr Dr. Boris Wolkowski verweist indes – nicht nur als Rechtsanwalt – in diesem Zusammenhang auf das bekannte Grundprinzip der Unschuldsvermutung, das natürlich auch Piet van Pol für sich beanspruchen könne.
„Was ich aber korrigieren möchte, ist Burkhard Schrammens Aussage, es handele sich bei den Roermonder Höfen um das erste große Wohnungsbauprojekt, das seit 30 Jahren in Mönchengladbach realisiert wird“, sagt der stellvertretende Fraktionssprecher der Grünen.
Vielleicht sei ja Wohnungsbau von Wohnbau getrennt zu sehen, da es ja in den letzten 30 Jahren in Mönchengladbach doch schon ein paar größere Bauprojekte gegeben habe, etwa am Bökelberg, der Dahlener Heide oder an der Peter-Nonnenmühlen-Allee.
Die historischen Funde auf der Bleichwiese hält die Stadt in ihrer den Ortstermin begleitenden Pressemitteilung für nicht weiter erwähnenswert.
Vergessen wurde aus Sicht Wolkowskis bei den „Wegebeziehungen“, dass ein – durchaus wörtlich zu verstehender – Brückenschlag vom Abteiberg hin zum Math. Nath-Gymnasium nicht eingeplant wurde.
Vielleicht hätte dies nicht notwendigerweise der niederländischen Städtebau-Philosophie entsprochen, die Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners erwähnt hatte.
Nach dieser Philosophie, so Reiners, solle Wohnen und Arbeiten nicht getrennt sein, sondern sich vielmehr gegenseitig beleben.
In Bezug auf das angrenzende Arbeitslosenzentrum an der Lüpertzender Straße passt diese Philosophie natürlich nicht so ganz ins Bild.
„Arbeitslose beleben nach dieser Logik ja nicht so viel, da sind die Pläne, diese Einrichtung zu verlagern, natürlich stimmig“, sagt der Grünen-Ratsherr. „Richtig ist es aber nicht.“