Roermonder Höfe: Baustopp • Stimmt die Planung nicht? • Architekt: „Wir sind im Plan“
Herbert Baumann [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[24.01.2017] „Hier wird seit Mitte Dezember nicht mehr gebaut“, sagt der ältere Herr. Der Senior ist Nachbar und quasi selbst ernannte „Bauaufsicht“ des Großprojektes Roermonder Höfe auf dem Areal des ehemaligen Zentralbades an der Lüpertzender Straße. Täglich habe er die Höfe im Blick.
Fakt ist: Derzeit gibt es Spekulationen um das vor allem von der Gladbacher Stadtspitze hochgelobte Viertel.
Fakt ist auch, dass „nicht wenige am Bau tätige Mitarbeiter“ entlassen wurden.
Wurden baubeteiligte Firmen nicht bezahlt, spielt das winterliche Wetter eine entscheidende Rolle für den Baustopp, der nach Angaben eines Mitarbeiters einer Baufirma bis „20. Februar oder vielleicht länger“ andauern soll?
Es müsse „etwas neu geplant“ werden, nennt der mittelalte Bauexperte aus Aachen aus seinem Container-Büro heraus die vermutlich eigentlichen Gründe für die Unterbrechung. Mehr sagt er nicht, lacht und schließt das Fenster des Containers auf dem riesigen Baugelände.
Seinen Namen möchte er nicht sagen.
Bereits am 12. Dezember seien die vier Baukräne abgeschaltet worden, berichtet der erwähnte Gladbacher Rentner.
„Da gab es noch keinen Frost“.
Eine Nachbarin wundert sich über die Ruhe auf der Baustelle gar nicht.
„Hier waren so viele Polen tätig, die feiern doch bekanntlich länger Weihnachten….“, schmunzelt sie. Sie habe sich aber schon gefragt, „warum die noch nicht zurück aus dem Weihnachtsurlaub sind“.
Auf offizieller Seite gibt man sich eher zugeknöpft.
Die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG hüllt sich zur aktuellen Situation auf der Baustelle auf unsere telefonische Anfrage in Schweigen.
Nach langen politischen Diskussionen verkaufte die Stadttochter die gut 15 000 Quadratmeter große Fläche an den Roermonder Investor Piet van Pol.
Der ist nach Darstellung niederländischer Medien in seinem Heimatland wegen Korruption verurteilt worden.
Aus dem Gladbacher Büro Burkhard Schrammen ist lediglich zu hören, es gebe keinen Baustopp, dass die Baustelle ruhe, liege am Kaltwetter, und Plan-Probleme gebe es nicht.
Mehr könne die Dame trotz unserer weiteren Fragen nicht sagen.
Dabei war der Generalplaner der Höfe bei der Grundsteinlegung im Mai 2016 noch so redselig, als er meinte, von diesem Vorhaben gehe eine Signalwirkung aus. Schrammen: „Hier in Mönchengladbach wird seit 30 Jahren wieder das erste große Wohnungsbauprojekt realisiert.“ Viel Lob fand Schrammen für Investor van Pol.
Weil der den Glauben an dieses Projekt nicht verloren habe, obwohl seit den ersten Gesprächen bis zum Baustart rund fünf Jahre ins Land gegangen seien.
In dieser Zeit wollte die damals „mitregierende“ FDP partout keinen van Pol, sondern favorisierte die Baufirma des Rheydters Hans-Joachim Schoor.
Schoor war jahrzehntelang als FDP-Politiker vor allem dann zur Stelle, wenn es ums Bauen ging.
Entlassene Bauarbeiter – hier offenbar Eisenflechter und -Helfer einer Korschenbroicher Firma -berichten von „mindestens 15 Kündigungen“.
Die Männer aus dem Ostblock bekamen 13,00 Euro brutto die Stunde.
Ihr Arbeitsvertrag begann am 1. August 2016.
Über die Höhe ihrer Löhne sollten sie Dritten nichts sagen.
So verlangte es ihr Arbeitgeber, der anscheinend als Subunternehmer auf den Höfen im Gebiet zwischen Lüpertzender Straße und Fliethstraße tätig war.
Etwa 130 Wohnungen sollen nach den bisherigen bekannten Planungen auf dem Bleichwiese genannten Gelände entstehen.
Entlang der Lüpertzender Straße sind drei freistehende Häuser mit jeweils vier Geschossen vorgesehen. An der Fliethstraße: Gebäuderiegel mit Platz für Büros, Gesundheitszentrum und drei Parkebenen.
Außerdem gibt es eine Tiefgarage an der Lüpertzender Straße.
2.300 Quadratmeter groß ist ein öffentlicher Grünzug von der Musikschule bis Flieschermühle.
Außerdem soll eine städtische Kita angeboten werden.
Ob die angekündigt Fertigstellung Ende 2017/Anfang 2018 angesichts der Verzögerung noch realistisch ist, erscheint fraglich.
Insider sprechen davon, dass van Pol nicht mehr der eigentliche Investor sei, sondern ein Konsortium mit Sitz in Berlin.
Für die Höfe soll eine nicht näher bezifferte zweistellige Millionensumme investiert werden.
Bei Norbert Bienen und Partner, keine Unbekannten in der Stadt, geht die Vermietung der „mietpreisig höherwertigen“ Wohnungen derweil „lebhaft weiter“, sagt eine Bienen-Angestellte auf unsere Anfrage.
Das Wohnungsangebot reicht von der kompakten 2-Zimmer-Wohnung bis zum großzügigen Penthouse mit Blick auf den Abteiberg.
Nicht nur für Schrammen, sondern auch für den eifrigen Stadtplaner Gregor Bonin (CDU) sollen die Roermonder Höfe „ein Vorzeigeprojekt in der Stadt werden und wesentliche Leitgedanken des städtebaulichen Masterplans MG 3.0 aufzeigen“.
Wir werden sehen.
1.
Mario Bocks schrieb am 25.01.2017 um 22:26 Uhr:
Das unseriöseste Projekt Gladbachs at its best!
Da kommt mal wieder Freude auf!
Die seelenlosen Glas – und Betonklötze samt ihren ideenlosen Architekten und ihrem ‚korrupten‘ Investor, der ja vielleicht gar keiner mehr ist, machen mal wieder den sogenannten Gladbacher Stadtspitzen mit ihrem Vorzeigeprojektcharakter alle Ehren.
Als ebenfalls auf der Lüpertzenderstraße wohnender Bürger kann ich den Baustopp bestätigen.
Da geht im Moment gar nix mehr. Der Hinweis auf den mittelalten Bauexperten aus Aachen aus dem Container sollten allerdings bei den Verantwortlichen der Stadt die Alarmglocken schrillen lassen.
Mal so eben etwas neu planen geht nämlich bei so einem Projekt nicht. Baupläne und Vorschriften sind bindend.
Auch für verurteilte Investoren und auch für ablösende Investoren, so es diese denn geben sollte.
Auch die angedeuteten Fragen über die (entlassenen) Bauarbeiter, welche über ihren Bruttostundenlohn nicht reden sollten, müssen neben den Fragen zu eventuell unbezahlten Subunternehmern geklärt werden. Irgendwer scheint hier Schindluder zu treiben. Und wer ist denn jetzt der eigentliche Investor?
Das die Stadt Kerkrade den Investor van Pol im Zuge des Korruptionsprozesses einen zweistelligen Millionenkredit aufgekündigt und ein riesiges Bauprojekt zurückgezogen hat und die damals schon richtige Frage nach den finanziellen Mitteln des Investors unbeantwortet blieb, spricht Bände.
Eine Anfrage nach der Bonität/ Liquidität van Pols von der Linksfraktion im Vorfeld dieser Planungen blieb ebenfalls unbeantwortet.
Es gäbe keine entgegengesetzte Hinweise, lautete sinngemäß die damalige Antwort.
Das einzige, was an diesem Projekt sinngemäß höherwertig ist, sind zurzeit nicht die Mond-Mieten für noch nicht vorhandene Wohnungen, sondern die Un-Seriosität.
Vorzeigecharakter hat dieses Projekt anscheinend nur für zwielichtige, unseriöse Investoren, welchen die Wünsche und Bedürfnisse der Gladbacher Bürger*Innen ansonsten an den Hindukusch vorbeigehen. Menschen stören eben, wenn sie dem Profit (siehe ALZ) im Wege stehen.
Bin mal gespannt, wann und von wem die offenen Fragen beantwortet bzw. ob sie überhaupt beantwortet werden…
Das ganze Projekt ist von der Planung bis zur Ausführung und bis zum jetzigen Zeitpunkt eine einzige Schande für die Stadt, den sogenannten Stadtplanern, den beteiligten Architekten und den Investoren bzw. dem Investor!