„Geschlossene Gesellschaft“ im Math.-Nat. – Schüler der Theater-AG führten Drama von Jean-Paul Sartre auf
Harald Blockhaus [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Am 03.07.2013 führte die Theater-AG des Math.-Nat. ihre diesjährige Produktion auf: Geschlossene Gesellschaft von Jean-Paul Sartre.
Unter der Leitung von Jeanette Lischka und Harald Blockhaus erarbeitete eine Gruppe von Schülern der Oberstufe das Stück, das zur Zeit zum Stoff des Zentralabiturs gehört.
Drei Personen befinden sich in einem Raum, zwei Frauen und ein Mann. Ein zunächst anwesender Kellner hat sich zurückgezogen, die Türe ist verschlossen. – Das ist die Ausgangslage des Stücks, das Jean-Paul Sartre 1944 geschrieben hat.
Zwei Frauen und ein Mann: eine heikle Konstellation, die leicht aus dem Gleichgewicht geraten kann; und in der Tat: Nachdem die drei „Helden“ in ihrem Zimmer angekommen sind, setzt sich das Drama ohne weitere Unterbrechung in Gang.
Alle drei Personen haben ihr Leben verpfuscht, jede auf ihre Weise. Jetzt reden sie über das, was sie tun wollten, getan haben oder nicht mehr haben tun können, sie suchen nach Erklärungen und mildernden Umständen, aber an der Erkenntnis, Du bist, was dein Leben ist, kommen sie nicht vorbei.
So, wie sie im Leben gescheitert sind, scheitern sie auch hier, in diesem Zimmer, bei dem Versuch, eine Möglichkeit des Zusammenlebens zu finden.
Dieser Versuch ist ohnehin absurd, denn es sind drei Tote, die hier aufeinandertreffen, und der Ort ist die Hölle. Allerdings entspricht diese Hölle nicht den üblichen Vorstellungen.
„Wo sind denn die Marterpfähle, die Bratroste, die Blasebälge?“, fragt Garcin erstaunt.
Er weiß noch nicht, dass die Hölle auch so funktioniert. Dafür sorgen die Personen selbst. Man muss sie nur sich selbst überlassen, denn die Hölle, das sind die anderen.
Die Inszenierung war optisch geprägt von einer kargen Bühnenausstattung; nur wenige Requisiten genügten, um ungewöhnliche und deshalb um so eindrucksvollere Bilder zu erzeugen.
Da stand im Mittelpunkt eine altertümliche Trockenhaube, unter der die Delinquenten ihre Geständnisse ablegten, wobei die Haube sowohl die Stimme verfremdete als auch das Eingeschlossensein der jeweiligen Person unterstrich; da kam der Kellner mit einem Diaprojektor, mittels dessen er den Personen ihre Verfehlungen und Verbrechen, die sie „oben“, als sie noch lebten, begangen hatten, auf Stirn und Oberkörper projizierte.
Beklagten die Insassen der Hölle zu Beginn den Verlust ihrer Menschenwürde, da man ihnen noch nicht einmal ihre Zahnbürste gelassen hatte, so schloss die Aufführung damit, dass der Kellner ihnen eine überdimensionale Zahnbürste brachte.
Aus dem Streit um deren Besitz baute sich das Schlusstableau auf. In diesem Bild gipfelte die Erkenntnis, dass dieses „Leben“ so weitergehen würde. Sie werden ewig so weitermachen, kommentierte der Kellner ironisch .
Schon vorher hatte man im Streit erkannt, dass man untrennbar zusammengehörte und dass gerade darin die Strafe bestand. Noch nicht einmal der Gedanke, einander umzubringen, bot einen Ausweg, denn man war ja schon tot.
Die Darsteller Fahim Amin, Ouissam Amraue, Marija Berestova und Maja Denisowa überzeugten in der ca. 60-minütigen Aufführung durch ihre große Spielfreude und wurden vom Publikum mit viel Applaus belohnt.
Fotos: Herbert Peters