Der Obstsalat ist wieder da • Gladbacher Tafel beliefert wieder die ALZ-Küche • Mit wenig Geld ist gutes Essen möglich

Herbert Baumann [ - Uhr]

Ja, der Obstsalat. Die vitaminreiche Leckerei gibt es nun wieder beim preiswerten Mittagstisch im Gladbacher Arbeitslosenzentrum (ALZ).

Wochenlang wurde der erfrischende Cocktail von zahlreichen Besuchern vermisst.

Und das hatte Gründe, die ALZ-Leiter Karl Sasserath., wie den ALZ-Vorstand auf den Plan riefen.

Bislang nämlich waren Bananen, Äpfel, Apfelsinen etc. ebenso regelmäßig von der Gladbacher Tafel an das Stadtmitte-Haus geliefert worden wie Gemüse.

Doch plötzlich gab es „Engpässe“ mit der Folge, dass der Tafel-Sprinter nicht mehr an der Lüpertzender Straße 69 Halt machte.

Hinzu kam der Umzug der großen Tafel-Runde vom Fleenerweg in Lürrip ins umfänglich umgestaltete ehemalige Theater-Ausweichquartier im Nordpark gegenüber dem Borussen-Park.

Umbau und Umzug dauerten Monate.

Der Einfachheit halber behielt die Tafel den vorgegebenen Namen.

Aus dem Theater im Nordpark (TiN) – vorher ein Bundeswehr-Depot – wurde die „Tafel im Nordpark“ (TiN).

Ein Gespräch zwischen ALZ-Vorstandssprecher Karl Boland und der Tafel-Vorsitzenden Monika Bartsch führte schließlich dazu, dass der Kleinlaster wieder anfährt.

Bei der Eröffnung der „neuen Tafel“ waren auch Sasserath und Küchenchefin Ella Heiniz unter den Gästen. Auch sie sprachen mit Bartsch über die Küchen-Situation im ALZ.

Nichts darf weggeworfen werden

Heiniz: „Obst ist teuer, das gibt unser bescheidenes Budget nicht her.“

Sie ist sehr erfreut, dass der „Salat mit dem Salat“ vorüber ist.

Zweimal die Woche – montags bis freitags – wird das ALZ vom Tafel-Team beliefert.

Da kommt es schon mal vor, dass es neben Salat, Paprika und Gurken auch kistenweise Aprikosen und Pfirsiche gibt.

Was aktuell nicht verwertet wird, das wird vom ALZ-Küchenteam zerkleinert, portioniert und eingefroren, berichtet Heiniz.

Liefern kann die Tafel nur das, was Supermärkte, aber auch Bäckereien etc. nicht mehr verkaufen können bzw. wollen.

Sasserath ist der ganze Hype um Mindesthaltbarkeitsdaten und die massenhafte Vernichtung von Lebensmitteln, die man noch ohne weiteres essen könne, ohnehin zuwider: „Die Tafeln spielen bei der Wertschätzung von Nahrungsmitteln eine große Rolle.“

Sie sorgten dafür, dass sie nicht weggeworfen werden. Und an Einrichtungen wie das ALZ geben, die daraus ein nahrhaftes Essen für bedürftige Mitmenschen machen. 

Dass die Tafel-Gaben nicht reichen, weiß ALZ-Küchenchefin Heiniz nur zu gut.

Im Handelshof kauft sie das, was fehlt: Kartoffeln, Reis, Gewürze, Milch, Fleisch, Fisch etc.. Joghurt, Milch oder Quark sind eher selten, seitdem ein Lebensmittelmarkt die regelmäßige, kostenlose Abgabe an das ALZ einstellte.

Viele Milchprodukte zu kaufen, sei eine Kostenfrage, so Heiniz.

Täglich werden 50 bis 55 Essen serviert.

Das sind Suppe, Salat oder Obst(-Salat), Hauptgericht. Leitungswasser gibt es kostenlos, Sprudelwasser kostet.

Zwei Ehrenamtliche zum Küchentrio mit Heiniz packen regelmäßig mit an, wenn Gemüse vorbereitet werden muss.

Oder, besonders beliebt, wenn Zwiebeln geschnitten, Kartoffeln geschält werden. 

Jährlich rund 9.500 Essen

Jährlich kommen so etwa 9500 Essen zusammen.

Bedürftige zahlen zwei Euro, „Normalverdiener“ vier, je ein Euro ist für Kinder bis 14 Jahren fällig.

14 Tage vorher kann man im Internet erfahren, was auf den Tisch kommt.

Dank der großen Spende der sozial engagierten Wilberz-Stiftung ist das Essen-Angebot überhaupt möglich.

Sasserath: „Dafür sind wir sehr dankbar.“ 

Von 12:00 bis 13.45 Uhr ist (offizielle) Mittagszeit. In einem Raum mit 24 Plätzen.

Durch das zeitversetzte Kommen und Gehen sind die Wartezeiten eher gering.

Stühlen und Tischen sieht man die intensive Nutzung an, „obwohl wir sie regelmäßig grundreinigen“, schmunzelt Heiniz.

Sie wünscht sich neues Mobiliar. Gut und gebraucht – warum nicht.

Bleiben Kartoffeln, Saucen und anderes übrig, weil doch nicht so viele zum Essen gekommen sind, landen sie nicht in der „Refood-Tonne“ beispielsweise für die Tiermast.

Sparsam, wie auch Heiniz nun mal ist, finden sich die wertvollen Reste kurzfristig später in einem Gericht wieder. Und auch das schmeckt.

Der Mittagstisch ist bewährter Bestandteil des ALZ-Konzeptes aus umfangreicher Beratung (Sozialberatung/Jobsuche/Bewerbung), Begegnung und dem mittäglichen Essenangebot.

Gerade ältere Langzeitarbeitslose schätzen dies.

Ein regelmäßiger Besucher, knapp unter 50, meint: „Seitdem ich hier esse, habe ich zahlreiche Kontakte geknüpft. Isoliert und alleine bin ich nicht mehr.“

 

Bisher keine Kommentare

Ihr Kommentar