Verkehr Hindenburgstraße • Teil II: Citymanagement Mönchengladbach will Busse vollständig verbannen • Kuriose Vorstellungen von Stefan Wimmers (CDU)
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[25.08.2013] Für einige Überraschung und auch Kopfschütteln sorgte ein Artikel auf der städtischen Titelseite eines großen Mönchengladbacher Printmediums (und dessen Internetauftritt), in dem Stefan Wimmers, Vorsitzender des City-Managements Mönchengladbach e.V., sich zu den Vorstellungen des Vereins zum zukünftigen Busverkehr auf der Hindenburgstraße äußerte.
Einige Aussagen erforderten zum besseren Verständnis detaillierte Nachfragen, die wir im Rahmen einer E-Mail-Korrespondenz versuchten, beantwortet zu bekommen.
„Diese Überlegungen sollen frühzeitig breit diskutiert werden, bevor einmal mehr politische Schnellschüsse erfolgen“, schreibt Stefan Wimmers in seiner Antwort an die Redaktion unserer Zeitung am 22.08.2013. Zuvor hatten wir nach dem Konzept gefragt, die seinem medialen Vorstoß zugrunde liege.
Nach dem, was im Laufe der E-Mail-Korrespondenz zutage trat, dürfte es nicht Frage sein, wie „breit“ eine Diskussion zu seinen Überlegungen geführt werden, sondern „ob“ überhaupt.
Nach Vorstellungen von Wimmers sollen
- zukünftig keinerlei Busse mehr zwischen Bismarckstraße und der Straße „An der Stadtmauer“ verkehren,
- die Busse in der „Bergfahrt“ von der unteren Hindenburgstraße links abbiegend über Bismarckstraße, Bismarckplatz, Berliner Platz, Stepgessraße, Abteistraße und Hindenburgstraße zum Alten Markt fahren
- sowie die Busse bei „Talfahrt“ vom Alten Markt u.a. über Steinmetzstraße, Bismarckstraße und untere Hindenburgstraße zum Hauptbahnhof geführt werden.
Bis hierhin Wimmers Ideen. Je mehr man jedoch, „in die Tiefe“ geht, umso unverständlicher werden sie. Zum besseren „Verständnis“ haben wir daher versucht Wimmers Ideen zu visualisieren.
Zu den Details:
„Bergfahrt“
Anstelle über die Hindenburgstraße möchte Wimmers die Busse auf einem „Umweg“ über Bismarckplatz, Berliner Platz, die Stepgesstraße zu dem „Neuen Platz“ (damit ist der noch zu konzipierende Platz vor Sonnenhaus und Jonas-Park gemeint) die Abteistraße hinauf und dann durch den Fußgängerbereich vor dem ehemaligen „Quelle-Parkhaus“ zurück auf die Hindenburgstraße leiten.
Dass die Abteistraße mit 11% die steilste und eine der schmalsten Mönchengladbacher Straßen und daher für schwere Busse und vor allem auch Gelenkbusse vollkommen ungeeignet ist, findet in Wimmers „Konzept“ keine Berücksichtigung. Genauso wenig wie die Tatsache, dass der Unterbau dieser Straße und der des Fußgängerbereichs den großen Belastungen nicht standhalten würde.
Ganz zu schweigen davon, dass in Herbst und Winter an der Steigungsstrecke Abteiberg durch unzureichende „Traktion“ der Busse und möglicherweise sogar Bremsproblemen wegen glatter Fahrbahn, Störungen oder gar Unfälle nicht auszuschließen sind.
„Talfahrt“
Für ÖPNV-Nutzer sieht das „Wimmers-Konzept“ Haltestellen gegenüber dem Kino, an den Arcaden und an der Albertusstraße vor.
Kaufhof-Kunden und Kunden für die nähere Umgebung (Postamt usw.) sollen demnach die Haltestelle an der Albertusstraße nutzen.
Anzahl der Busse vs. „Transporte“
Wimmers möchte zwar grundsätzlich die Anzahl der Busse, die zwischenHauptbahnhof und Alter Markt verkehren, reduzieren, nicht aber die „Transporte“ (womit er wohl die Zahl der in den Bussen beförderten Personen meint).
Seine These dazu: „Es fahren mehr Menschen in einem Bus statt wenige in vielen Bussen.“
Zur Reduzierung der Anzahl der Busse meinte er, dass es Verbindungen gebe, die eine Einbeziehung der Hindenburgstrasse nicht zwingend beinhalten müssten. Konkrete Linien nannte Wimmers nicht.
Einbahnstraßen
Für die Bismarckstraße und die Fliethstraße stellt Wimmers sich Einbahnstraßenregelungen mit separater Bus- und Fahrradspur vor.
Die Einbahnstraßenregelung soll bei der Bismarckstraße vom Bismarckplatz bis zur Kaiser-Friedrich-Halle gelten.
Die Frage, wie der gegenläufige Verkehr (also stadteinwärts) geführt werden soll, lässt Wimmers offen und erklärt, es gebe „zwei große Achsen“, eine in Innenstädten oft praktizierte Alternative, gibt jedoch für die konkrete „zweite Achse“ keinen Lösungsansatz.
Auch nicht dafür, wie er die Widersprüchlichkeit zwischen Einbahnstraße Richtung Kaiser-Friedrich-Halle und die in Gegenrichtung verlaufende Führung der Busverkehre von der unteren Hindenburgstraße in Richtung Bismarckplatz bzw. von der Steinmetzstraße zur unteren Hindenburgstraße aufzulösen gedenkt.
Abschließend meinte Wimmers DAZU: „Das muss letztendlich eine Analyse ermitteln. Ich habe keine Priorität.“
Fliethstraße: von der Sternstraße bis zum Berliner Platz
Was die Einbahnstraße Fliethstraße bewirken soll, ist trotz Nachfrage im Zuge der e-Mail-Kommunikation leider nicht ersichtlich geworden.
„Pendelverkehr“
In seiner ersten e-Mail-Antwort bezüglich des Konzeptes, das seinen Äußerungen im Printmedium zugrunde gelegen habe, hatte Wimmers betont: „Der Transport älterer Menschen oder für Menschen mit Behinderung ist gewährleistet.“
Dies solle durch einen „Pendelverkehr“ zwischen Bismarckstraße und dem „neuen Platz“ realisiert werden, ergänzte Wimmers auf Nachfrage.
Dafür könne er sich neben „klassichen Bussen“ auch Elektrofahrzeuge vorstellen. Dieser Pendelverkehr solle dann auf der Hindenburgstraße stattfinden.
Dass er grundsätzlich keinerlei Busverkehr auf der Hindenburgstraße haben möchte, weil nach seiner Vorstellung – wie dem Zeitungsartikel vom 22.08.2013 zu entnehmen war – zukünftig „die jetzige Busspur in der Mitte Cafés vorbehalten bleibt und von Radfahrern und Fußgängern bevölkert wird“, ließ er dabei vollkommen außer Acht.
Auch wenn man unterstellen muss, dass die in weiten Teilen skurrilen Vorstellungen von Stefan Wimmers ernst gemeint sind, erscheint es wenig aussichtsreich, dass die Verwaltung seine Ideen als mehr denn eine der vielen Episoden in der „never ending story Busverkehr Hindenburgstraße“ betrachten wird.
Mit Humor kann man dieses konfus anmutende Konzept als „Sommertheater“ im medialen „Sommerloch“ einordnen und hoffen, dass sich die Fachleute der Verwaltung den wirklich wichtigen und realistischen Aufgaben der Nahverkehrsplanung zuwenden, die dann hoffentlich zu praktikablen und realistischen Lösungen führen werden.
6.
medienanalystin schrieb am 29.08.2013 um 15:30 Uhr:
@ D. Pardon
Vollkommen richtig!
Bleibt nur ein kleiner Unterschied:
Elektrofahrzeuge oder Cable Cars wären sinnvoll und könnten/würden die Attraktivität steigern.
Für diesen Hangar wird einem privaten Verein von etwa 10 (!!) Personen aus Steuergeldern (egal aus welchen Töpfen – zahlen wir sowieso alles) ein Hangar für 3,5 Mio. Euro oder mehr hingesetzt, den dieser selbst nicht auch die Reihe bekam.
Wenn die Sache floppt, zahlen wir wieder alle für den (finanziellen) Reinfall und haben eine weitere Event-Leiche. Kann dann zum Spottpreis an den Verein vermietet werden, damit überhaupt was mit dem Hangar passiert, und der nicht nur vor sich hin rottet.
Das TiN hätte vollkommen genügt! Da wurden schon genug Millionen verbrannt, die diese Pleite-Stadt mit Sicherheit besser hätte investieren können.
5.
D. Pardon schrieb am 29.08.2013 um 11:54 Uhr:
Gäbe es einen Verein zur Förderung historischer Straßenbahnen und hätte dieser Verein solch ein Gefährt der Stadt geschenkt, dann bekäme Mönchengladbach auch ein „Cable Car“ Dank EU-Fördertöpfen, Kulturtöpfen.
Alles eine Frage der Fördertöpfe: EU, Kultur, Energie, Masterplan-Sponsoren….
Wer es schafft einen Event-Hangar für ein historisches Flugzeug zu finanzieren, der dürfte auch findig genug sein, ein Cable-Car auf der Hindenburgstraße fahren zu lassen.
Solch eine Einrichtung würde mit Sicherheit eine breite Bevölkerungsgruppe positiv erreichen.
4.
Ypsilon schrieb am 28.08.2013 um 14:18 Uhr:
@ Prima Klima
Eine ähnliche Idee gab es schon.
Die Zentrumspartei/Herr Langen hatte sich bereits 2009 dazu geäußert und eine Idee vorgestellt, die einen gewissen Charme hat. Elektromobile, die auf ausgewählten Routen verkehren. Mehr dazu hier:
http://www.bz-mg.de/wirtschaft-handel-handwerk/innenstadtkonzepte-zentrumspartei-stellt-erganzende-innovative-ideen-vor.html
Das ist eine interessante Idee. Für die Hindenburgstraße sicher eine Option.
Die Einbahnstraßen-Idee von Herrn Wimmers für Bismarck- und Fliethstraße möchte ich lieber nicht kommentieren. Das geht schon sehr an die Schmerzgrenze.
3.
Prima Klima schrieb am 28.08.2013 um 02:32 Uhr:
Vor Jahren gab es diesen „Cable Car“ Vorschlag: Ersatz der Busse durch eine Standseilbahn wie in San Francisco.
Die Idee hat doch eigentlich Charme, ist ein Hingucker und damit Touristenmagnet und ist vielleicht sogar kostenmäßig gar nicht so sehr aus der Welt.
Auch könnte die Bauverwaltung dann endlich bei der optisch ansprechendsten Pflasterung frei entscheiden.
Und die NEW würde beim Betrieb der Busse viel Geld sparen.
Warum holt diesen Vorschlag niemand wieder aus der Schublade?
2.
Brummbär schrieb am 26.08.2013 um 16:59 Uhr:
Auaaaaaah!!!
1.
Provinz-Posse schrieb am 26.08.2013 um 13:28 Uhr:
Bei der Betrachtungsweise von Stefan Wimmers muß man zu dem Resultat kommen, dass er anscheinend kein Mönchengladbacher ist und sich in Mönchengladbach nicht auskennt, ansonsten könnte man sich solchen ausgeklügelten Blödsinn nicht vorstellen.
Halt, hat der nicht mal als OB kandidiert und verloren? Die Wähler hatten sicher schon eine Vorahnung und gaben ihm nicht ihre Stimme.
Zur nächsten OB Wahl wird ja ein Ratsherr Reiners gehandelt, der ebenfalls wünscht den kompletten Busverkehr aus der Hindenburgstraße herauszunehmen.
Ist bei diesen zwei CDU Vertretern vielleicht ein gemeinsamer Virus ausgebrochen, der gewisse Denkanschlüsse blockiert?
Wir haben eine überalternde Gesellschaft die trotz Mobilität nicht mal eben 250 m die Hindenburgstraße hoch, bzw. runter kommen. Was ist mit Rollstuhlfahrern, was ist mit Müttern mit Kinderwagen , was ist mit anderen Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, haben die auf der Hindenburgstraße nichts zu suchen? Brauchen die Geschäfte diese Kunden nicht?
Denken Sie doch einmal in Ruhe nach meine hochgeschätzten (verehrten) Politiker. Sprechen Sie mal mit den ansässigen Geschäftsleuten und denken mal darüber nach, wenn sie mal älter werden oder durch einen Schicksalsschlag selbst in ihrer Bewegung eingeschränkt werden, ob sie dann ebenfalls ausgeschlossen werden möchten?
Dann könnte man doch auch vorschlagen, die Hindenburgstraße mit Eselskarren zu befahren, denn Esel haben wir gefühltermaßen genügend in der Politik.
Bei Vierbeinigen wäre es wohl Tierquälerei!