„Verkehrsfreier“ Samstag auf der Hermann-Piecq-Anlage • Brücke Bettrather Straße wurde Sonderprüfung unterzogen
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[19.08.2018] Autofahrer, die am gestrigen Samstag (18.08.2018) gewohntermaßen vorbei an der Kaiser-Friedrich-Halle in den Mönchengladbacher Osten fahren wollten, mussten Umwege über die Viersener Straße und die Steinmetzstraße nehmen.
Die Hermann-Piecq-Anlage war gesperrt. Für Autofahrer aus der Gegenrichtung war unmittelbar vor der KFH Schluss. Sie mussten das Durchfahren von für viele unbekannten Straßen der Oberstadt in Kauf nehmen.
Grund hierfür war eine Sonderprüfung an der in intensiver Diskussion befindlichen Brücke Bettrather Straße.
Diese ist eine von vielen Bürgern genutzte und beliebte Wegeverbindung zwischen dem Alten Markt bzw. dem geplanten neuen Wohngebiet auf dem Gelände des ehemaligen Maria-Hilf-Krankenhauses und dem Bunten Garten.
Bekanntermaßen wollen politische Kräfte aus CDU und SPD diese Brücke ersatzlos abreißen lassen und haben auch schon einen diesbezüglichen Beschluss getroffen.
In der zugehörigen Beratungsvorlage 2493/IX vom 21.08.2017 ist von mangelnder Verkehrssicherheit und Standsicherheit die Rede, die jedoch auch schon vor der Sonderuntersuchung von verschiedenen Brückenfachleuten angezweifelt wird.
Dass die CDU am Tag der Behandlung dieses Themas in der Bezirksvertretung Nord am 13.09.2017 in einem mündlichen Antrag einen „Rahmenplan Bettrather Straße/Viersener Straße“ beantragte, lässt die „plötzlich“ von der Fachverwaltung erstellte Vorlage mit dem „dringend notwendigen Abriss der Brücke Bettrather Straße“ in einem politischen Licht erscheinen.
Was die CDU (gemeinsam mit ihrem Kooperationspartner SPD) offensichtlich jedoch unterschätzt hatte, war der „Gegenwind“ den viele Anlieger der Oberstadt, Besucher des Bunten Gartens und anderer Mönchengladbacher Bürger erzeugt haben, die deutlich das Aufrechterhalten dieser Wegeverbindung fordern.
Dementsprechend liegen der Initiative „Neue Brücke Bettrather Straße“ schon jetzt fast 1.200 Unterstützungsunterschriften vor, Tendenz steigend.
Die Nutzer der Hermann-Piecq-Anlage wurden von der samstägigen Sperrung ebenso überrascht, wie die Initiative. Eine Pressemitteilung seitens der Stadt wurde dazu nicht gegeben; lediglich eine kleine Meldung auf einer facebook-Seite der Stadtverwaltung wies darauf hin.
Im Mittelpunkt der Sonderprüfung standen so genannte „Kernbohrungen“ durch ein Spezialunternehmen. Dabei kamen elektrisch betriebene Hohlbohrer mit einem Durchmesser von 200 mm zum Einsatz.
Insgesamt wurden durchgeführt:
- fünf Kernbohrungen durch die Fahrbahn
- jeweils eine Bohrung im Mauerwerk der beiden Widerlager der Brücke
- jeweils eine Bohrung durch die Stützpfeiler neben der Fahrbahn der Hermann-Piecq-Anlage
Beispiele Bohrkerne Fahrbahn
Erkennbar sind von links die Asphaltdecke, eine Zwischenschicht aus Bitumen, der Beton-Unterbau mit Spuren von Eisenbewehrung und Füllmaterialien Steinen unterschiedlicher Art und Größen.
Beispiel Bohrkern Stützpfeiler
Erkennbar sind links und rechts die Zementputzverkleidungen und dazwischen das Mauerwerk.
Diese Bohrkerne werden von einem Labor analysiert und bewertet.
Darüber hinaus fand eine visuelle Besichtigung der seitlichen Auskragungen des Überbaues und des Mauerwerks der Widerlager statt.
Nach Vorliegen der Ergebnisse ist es an der Ingenieuren des städtischen Fachbereichs Konstruktiver Ingenieurbau die Begründungen zum Vorschlag „Abriss der Brücke“ anzupassen.
Dass die Mitarbeiter des zuständigen Fachbereichs „Konstruktiver Ingenieurbau“ ohne Einfluss „von oben“ oder „von draußen“ den Abriss der Brücke in den Geschäftsgang gebracht haben, erscheint angesichts der von ihnen über 200 zu betreuenden Ingenieurbauten (Brücken, Stützmauern usw.) als eher unwahrscheinlich.
Schon die latent dünne Personaldecke im Bereich „Konstruktiver Ingenieurbau“ würde eine solche Initiative kaum erwarten lassen.
Als Indiz dafür kann gelten, dass „rein zufällig“ die CDU einen Antrag für einen „Rahmenplan Bettrather Straße/Viersener Straße“ stellte.
Als politisch überdramatisiert und gesteuert betrachten viele der Gegner die Begründungen für einen Abriss der Brücke. Dass solche Einflussnahmen der Verwaltung durch die Politik „auf dem kleinem Dienstweg“ sei in Mönchengladbach seit Jahrzehnten Gang und Gäbe.
Ob auf dem gleichen „Dienstweg“ fast 12 Monate nach dem Beschluss von CDU und SPD im Planungs- und Bauausschuss über den ersatzlosen Abriss der Brücke nunmehr eine Sonderprüfung vorgenommen wurde, lässt sich noch nicht verlässlich sagen.
Es bleibt abzuwarten, ob die Sonderprüfung dazu beiträgt, dass die Fachleute der Verwaltung zu einer objektivierten Schadensbewertung kommen, die sich auf die tatsächliche Nutzung ausschließlich für den Fußgänger- und Fahrradverkehr dieser speziellen Brücke bezieht und nicht die strengeren Maßstäbe anlegen, die für Brücken mit Pkw- und Lkw-Verkehr gelten.
Ungeachtet dessen, dürfte die Initiative „Neue Brücke Bettrather Straße“ weiterhin an ihrem Ziel festhalten, dauerhaft die Wegebeziehung zwischen dem Alten Markt bzw. dem geplanten neuen Wohngebiet auf dem Gelände des ehemaligen Maria-Hilf-Krankenhauses und dem Bunten Garten über eine Brücke Bettrather Straße zu erhalten.