Strahlenzug Mönchengladbach: „Tschernobyl und Fukushima – uns reichts!“ [mit Bildergalerie]

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

IMGP231225 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl. Der Supergau erschütterte die Welt. Tausende Menschen starben und unzählige leiden bis heute an den Folgen der Strahlung.

Der überparteilicher Arbeitskreis http://www.tschernobyl-gedenken-aktionen-mg.de/, bestehend aus verschiedensten Gruppen, Initiativen, Kirchen und Parteien fand sich zusammen, um in einer Aktionswoche vom 23. April bis 2. Mai 2011 unter dem Motto „25 Jahre Tschernobyl, Gedenken und Aktionen“, mit vielen Veranstaltungen gemeinsam an die entsetzliche Katastrophe zu erinnern und ihre Solidarität mit den Betroffenen zu bekunden.

Besonderns tragisch sei, so die Veranstalter, dass fast genau 25 Jahre nach Tschernobyl Fukushima in aller Deutlichkeit erneut zeige, dass der Mensch Atomkraft nicht beherrschen kann. Die Ereignisse in Japan machen fassungs- und sprachlos.

Auch deshalb, weil, besonders was eventuelle Risiken und Gefahren der Standorte oder den Zustand von Atomkraftwerken anbelangt, diese weltweit (nicht nur in Deutschland) immer heruntergespielt werden.

Ob Erdbebengebiete, dicht besiedelte Landstriche oder Uralt-Schrottreaktoren. Für die AKW-Betreiber und Befürworter sind das alles nur Unkereien Fortschritt und vor allem Wirtschaft (= Gewinne) behindernder grüner Spinner.

Tschernobyl und Fukushima sind unvorstellbare, schreckliche Realität. Ereignisse, die sich, da Atomkraft gemäß der Betreiber und Befürworter angeblich sicher ist, gar nicht hätten ereignen können, ja dürfen.

Das Leid der Menschen in Tschernobyl und aktuell in Fukushima ist für uns in seiner ganzen schrecklichen Realität nicht wirklich nachvollziehbar.

Solche Ereignisse sprengen unsere Vorstellungskraft und lassen uns ratlos, betroffen, ja entsetzt zurück.

Man kann nur erahnen oder sich mehr oder weniger vorstellen, was solche Ausnahmesituationen Menschen abverlangen und zumuten.

Welche Tragödien hinter nüchternen Nachrichten und Berichterstattung stehen. Menschen wurde ihre gesamte Lebensgrundlage von einem Moment auf den anderen entzogen.

Die gesundheitlichen Gefahren und Langzeitfolgen sind nach normalen menschlichen Vorstellungen einfach unvorstellbar.

Unzählige Generationen, die noch gar nicht geboren sind, werden mit diesen Folgen konfrontiert sein und auf vielfältige Weise dafür zahlen.

Zu alledem kommt die weltweit ungelöste Frage der Endlagerung des Atommülls. Ein Fachmann prognostizierte dazu die unfassbare Zahl von 40.000 Generationen, die sich mit unserem kurzfristigen „Atomabenteuer“, noch befassen werden müssen – und weiterhin dafür zahlen werden. Welch ein „Erbe“, das wir hinterlassen!

Deshalb war es für den Strahlenzug Mönchengladbach, einem losen Bündnis verschiedener Organisationen wie z.B. BAUM, ATTAC, Friedensforum, BUND, Greenpeace, ein besonderes Anliegen, auf beide Ereignisse aufmerksam zu machen und in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

Auch einige Parteien, wie Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Die Linke beteiligten sich an der Aktion, die unter dem Thema stand: „Tschernobyl und Fukushima – uns reichts!“.

Unabhängig von dem Thema der aktuellen Antiatom-Demonstration am 23. April 2011 in Mönchengladbach war für viele Demonstrationsteilnehmer auch das Motto der diesjährigen Ostermärsche ein wichtiges Anliegen: „Atomwaffen abschaffen, Atomkrafwerke abschalten!“

DSC01204Angeführt wurde der bunte Zug mit einem großen Transparent mit dem Motto der Demo: „Tschernobyl und Fukushima – uns reichts!! Für den sofortigen Atomausstieg!“

DSC01223Direkt dahinter ein Sarg, getragen von stilecht schwarz gekleideten Trägern, mit der Aufschrift: „Atomkraft tötet“.

Wie immer zeigten die Demonstranten mit viel Einfallsreichtum, farbenfroh, friedlich und fröhlich ihr unmissverständliches Nein zur Atomkraft. Jung und alt waren vertreten und sogar kleine Demonstranten marschierten mit Plakaten und Luftballons ausgestattet munter mit.

Strahlend gelbe Castorbehälter auf „Bollerwagen“ und als „kuschelige Variante“ aus Plüsch, in denen Aktivisten steckten. Demonstranten in weißen „Strahlenschutzanzügen“.

Über allem die Anti-Atomsonne auf Fahnen, T-Shirts und Stickern, grüne Lufballons mit der Anti-Atomsonne und orange von Attac, viel Kreatives Einzelner, dazu Transparente und Fahnen von Bündnis90/Die Grünen, SPD und Die Linke. Ein farbenfrohes und doch mahnendes Bild bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel.

Zu der Abschlusskundgebung am ehemaligen Stadttheater sprach Bernhard Clasen vom Friedensforum. Er warb darum, die Idee des Friedensforums einer Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Angarsk zu unterstützen.

Seit 1996 wird Atommüll aus Nordrhein-Westfalen dorthin gebracht. Wie überall auf diesem Planeten ist auch hier die Endlagerfrage nicht gelöst. Allerdings lagern dort die rostenden Fässer unter freiem Himmel (!!) und gefährden die Gesundheit der Bevölkerung, besonders die der Kinder.

Geld/Devisen gegen Risiko ist hier das Motto. Ausgetragen auf Kosten der Bevölkerung von Angarsk, die sich nicht wehren kann und dem Problem macht- und mittellos ausgeliefert ist.

Deshalb warb Bernhard Clasen nochmals eindringlich dafür, dass sich die Bürger Mönchengladbachs für diese Städtepartnerschaft einsetzen.

Etwas Besonderes hatte sich Greenpeace einfallen lassen. Auf einem strahlend gelben Banner mit der Überschrift: „Atomkraft ist ein Irrweg, Frau Merkel“, konnte diese Aussage mittels Unterschrift bestätigt werden.

Das Banner wird noch bei einigen Demos in anderen Städten dabei sein, bis es voller Unterschriften ist.

Dann wird es der Bundeskanzlerin überreicht. Eine eindrucksvolle, eindringliche und zugleich bewegende Rede hielt Edmund Erlemann. Wer seine gesamte, sehr empfehlenswerte Rede lesen will, findet diese hier.

Er brachte das Thema auf den Punkt. Mahnte, nicht die Opfer der Katastrophen von Tschernobyl und nun auch Fukushima zu vergessen und forderte dazu auf, sich ohne Wenn und Aber gegen die Atomkraft auszusprechen.

Er stellte die Frage: „Wie sieht unser Erbe an die Kinder und Enkel aus?“

Er machte ebenso klar, dass nur eines hilft: der Kampf gegen die Politik, die Atomkraft fördert. Er forderte, die Zeit sei da für ein Nein!

Und er forderte alle auf: „Sagt‘ nein ohne jedes Ja!“

Dem sei nichts hinzuzufügen, meinte ein Telnehmer der Veranstaltung.

An dieser Stelle der ausdrückliche Dank der Redaktion an Herrn Erlemann für die freundliche Überlassung des Manuskriptes!

Ein Kommentar zu “Strahlenzug Mönchengladbach: „Tschernobyl und Fukushima – uns reichts!“ [mit Bildergalerie]”
  1. Hallo,
    als erstes ein herzliches Dankeschön an die VerfasserIn/den Verfasser dieses Berichts von der Demo und die tolle Bildergalerie. In seinem alles umfassen, beschreibt er doch genau, um wie viel es geht.

    Es geht um das Leben!

    Ein lebenswertes, schönes und buntes Leben auf der ganzen Welt und die Erhaltung unseres Planeten, der die Grundlage dafür ist.

    Die Buntheit des Lebens, die Freude daran und die Wertschätzung gegenüber dem Leben und der Natur spiegelten die Demonstranten und die Redner wieder.

    Berührt hat mich neben der Rede von Edmund Erlemann auch sein Anstimmen zum gemeinsamen Singen. Und wir haben zusammen gesungen! Wir träumen gemeinsam den Traum und schaffen dadurch den Beginn einer neuen Wirklichkeit.

    Wir tun noch mehr, wir übernehmen Verantwortung für unsere Welt und das Kostbare: das Leben. Und wir setzen uns dafür ein.

    Erwähnenswert finde ich auch noch den Vergleich, den Bernhard Clasen brachte: Ein Imbissbudenbesitzer, der sein altes Frittenfett zur Entsorgung die Hindenburgstraße hinunter kippen würde, wäre seine Lizenz los. Firmen, die ihren strahlenden Müll nach Russland karren, wo er unter freiem Himmel vor sich „hinstrahlt“, passiert gar nichts.

    Dieser Vergleich zeigt für mich in aller Deutlichkeit auf, wie achtungslos mit dem Leben, der Zukunft von Menschen und der Natur umgegangen wird, wenn es um die „sichere“ Energie Atomkraft geht.

    Ich schließe mit den Worten meiner Freundin „Pippi Langstrumpf“: DAS LEBEN IST SCHÖN!

    Lasst uns weiter gemeinsam unseren Traum träumen und dafür einsetzen!

    Es grüßt Euch
    Pippi L.

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