Pokerrunde um den Flughafen Mönchengladbach

Red. Neuwerk [ - Uhr]

Der Verhandlungspoker läuft: Düsseldorf will sich verabschieden, Mönchengladbach kann den Flughafen aus eigener Kraft nicht unterhalten. Stein des Anstoßes ist ein Gutachten der Deutschen Flugsicherung, demzufolge überschneiden sich Anflugsektoren beider Flughäfen. Start frei für eine Pokerrunde.

Mehr Flugbetrieb in Mönchengladbach ginge zu Lasten des Flugbetriebs in Düsseldorf. Das macht betriebswirtschaftlich keinen Sinn, meinen die Düsseldorfer. 

Aus der Traum von der Verlängerung der Start- und Landebahn und Verlagerung von Geschäftsfliegern nach Mönchengladbach. Der Regionalflughafen hat keine Entwicklungsperspektive. 

Die beschriebene Überschneidung der Flugschneisen findet bei einer bestimmten Windrichtung statt.

Ein Insider meinte, dies käme unter 10% im Jahr vor. Und auch dann wäre ein Ausweichen möglich, lediglich Wartezeiten von 5 bis 10 Minuten wären für Mönchengladbacher Flugzeuge die Folge. Im übrigen wären solche Umstände weltweit bei größeren Flugplätzen völlig normal. 

Bläst die Flughafen Düsseldorf GmbH ein Problem auf, um den Verlustausgleich von 5 Mio. Euro jährlich, die diese bis dato alleine trägt, zu drücken? 

Schließlich – Argumentationswind hin oder her – könnten sich die Düsseldorfer auch sang- und klanglos von Mönchengladbach verabschieden. Oder etwa nicht? 

Die Investition in die Verlängerung der Start- und Landebahn käme ca. 25 Mio. Euro.

Aktuell hat Düsseldorf keinen Anlass, Geschäftsflugverkehr zu verlagern. In guten Zeiten war von einer Kapazitätsverlagerung über 80 % die Rede.

Aussagen, die vermutlich vor der Wirtschaftskrise und bevor der Airport Weeze sich immer stärker am Markt positionierte, gemacht wurden. 

Allein wegen der auf dem Gladbacher Flughafen angesiedelten Werft, der Flugschule und den Privatfliegern will Düsseldorf sich nicht komplett zurückziehen und mit den Anteilseignern neu verhandeln? Wenn das betriebswirtschaftlich mal Sinn macht… 

Sinn macht für die Düsseldorfer eher das Festhalten am Airport Mönchengladbach. 

Grund ist der sogenannte „Angerland-Vergleich„, eine 1965 vor dem Oberverwaltungsgericht Münster geschlossene Vereinbarung zwischen verschiedenen Gemeinden des früheren Amtes Angerland (Antragsteller), dem NRW-Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr (Antragsgegner) und der Flughafen Düsseldorf GmbH (Beigeladene). Die Stadt Düsseldorf trat dem Vergleich bei. 

  • Endausbauzustand des Flughafens,
  • Begrenzung der Flugbewegungszahlen,
  • technischer Flughafenbetrieb (u.a. Nachtstartverbot, Lärmentwicklung, Kontrolle der Abflugwege) und
  • bauplanungsrechtliche Belange im Umfeld des Flughafens

wurden unwiderruflich festgehalten.

Das Oberverwaltungsgericht Münster bestätigte 2002 die uneingeschränkte Gültigkeit des Angerlandvergleichs. Der Vertrags kann nur durch Verhandlungen der Vertragspartner untereinander nei gestaltet werden.

Damit sind die Düsseldorfer in ihren Ausbauplänen am Standort Düsseldorf stark begrenzt. Zur Zeit besteht zwar keine Notwendigkeit der Kapazitätsverlagerung, aber wer blickt schon in die Zukunft?  

Der Flughafen in Weeze ist unabhängig, existiert ohne Finanzhilfen aus Düsseldorf. Airport Weeze braucht nicht auf Zuteilung von Kapazitätsüberhängen des Flughafens Düsseldorf zu warten wie der abhängige Flughafen Mönchengladbach. Weeze lockt Flieger als direkter Konkurrent. 

Der Wind um das Gutachten schafft Spielraum um den Ergebnisabführungsvertrag neu zu regeln:

  • 70 % der Anteile am Regional-Flughafen Mönchengladbach hält die Flughafen Düsseldorf GmbH.
  • 29,9 % sind im Besitz der NVV AG.
  • 0,1 % hält die Stadt Willich.

Eine völlige Loslösung der Gladbacher kann eigentlich nicht im Interesse der Düsseldorfer Flughafen GmbH liegen. Sie nähme sich dadurch nicht nur selbst eine Chance zur Weiterentwicklung. 

Angenommen keiner gleicht die Verluste der Flughafengesellschaft Mönchengladbach mehr aus. Dann wäre Insolvenz die Folge. 

Dann droht Düsseldorf die Gefahr eines – neben Weeze – weiteren unabhängigen Konkurrenten vor der eigenen Haustür. 

Weiß man wie ein Insolvenzverfahren der Flughafengesellschaft Mönchengladbach GmbH ausgeht? Ob nicht eine Investorengruppe „für Appel und Ei“ ein Gelände kauft? Unwahrscheinlich, aber denkbar! 

Gegnern bleibt eigentlich nur das Abwarten übrig. So einfach lässt sich der Flughafen nicht zum Gewerbepark umwandeln.

Da sind zum einen die Betriebspflicht und zum anderen langfristige Verträge mit ansässigen Firmen, die für ihr Geschäft ausdrücklich einen Flughafen benötigen. 

Daran hängt auch gleich der nächste politisch-aufgebaute Druck: 400 Arbeitsplätze sollen am Mönchengladbacher Flughafen hängen. Ist den Gladbacher Politikern der Erhalt von Arbeitsplätzen nichts wert? 

Rund 30 Menschen sind in der Verwaltung der Flughafengesellschaft Mönchengladbach GmbH beschäftigt. Daneben findet sich Fluglotsen und  Bodenpersonal. 

Die meisten Beschäftigten dürften sich bei Rheinland Air Service GmbH (RAS) finden. Dieses Unternehmen könnte in seinem jetzigen Umfang auch ohne Start- und Landebahnverlängerung in Mönchengladbach verbleiben, hat bereits nach Weeze expandiert, um auch größere Flugzeuge warten zu können. 

Daneben können Besucher noch einige weitere, kleinere Firmenschilder neben Flugschule und Geschäftsflieger mit einigen angemieteten Büros wahrnehmen. 

Alles in allem könnten Mönchengladbacher Politiker sich auch entspannt mit Pokerlächeln zurücklehnen, nichts zahlen und abwarten. Alles andere ist nur öffentlicher Wind.

Entweder Düsseldorf erhält sich in eigenem Interesse eine Expansionsmöglichkeit oder ein Insolvenzverfahren eröffnet neue Perspektiven:

Mit einer eigenen Investorengruppe oder Verträge mit ansässigen Firmen fallen der Insolvenz zum Opfer und anschließend ist der Weg frei für ein Gewerbegebiet Ost. 

Übrigens können sich Mönchengladbach’s Bürger auch selbst einen Eindruck verschaffen: Der Förderverein des Flughafens bietet regelmäßig kostenlose Besucherführungen an.  

Die nächsten Wochenend-Termine sind am 20.02. und 20.03.2010; Treffpunkt ist jeweils um 14:00 Uhr am Haupteingang des Terminalgebäudes. 

Daneben sind jeden Mittwoch Führungen für Kinder- und Jugendgruppen und jeden Donnerstag für Erwachsenengruppen nach Terminabsprache möglich. 

Interessierte BürgerInnen können sich unter 02161/68 98 0 oder per Email an info @ flughafen-mgl.de anmelden. Mehr Infos unter www.flughafen-mgl.de

Ein Kommentar zu “Pokerrunde um den Flughafen Mönchengladbach”
  1. Diese Werbesendung präsentierte Ihnen der Flughafenverein MG, Ihr stets bereiter Verhinderer in Sachen Planung und Entwicklung von Alternativen zum ebenso ungenutzten wie überflüssigen Flughafen.

    Erfolgreiche Lebenserhaltung am Tropf seit dem (gerne vergessenen) Todesurteil von 2005.

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