Haben Stuttgart und Mönchengladbach etwas gemein?
Glossi [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Stuttgart mit Mönchengladbach zu vergleichen erscheint auf den ersten Blick schon einigermaßen „schräg“, oder …?
Stuttgart hat einen Hauptbahnhof, Mönchengladbach derer zwei.
Stuttgart ist Landeshauptstadt, Mönchengladbach gerade mal (selbsternanntes) „Oberzentrum“.
Stuttgart hat 560.000 Einwohner, Mönchengladbach hat noch nicht einmal die Hälfte.
Stuttgart hat 60 Ratssitze, Mönchengladbach hat 68.
Stuttgarts Rat besteht aus 8 politischen Gruppierungen, Mönchengladbachs auch.
Stuttgart hat …
Also, in Wirklichkeit ist Stuttgart nicht mit Mönchengladbach vergleichbar. Oder gibt es doch Gemeinsamkeiten?
Ja, mindestens eine habe ich entdeckt, nämlich „Stuttgart 21“ und die „Methangasanlage Wanlo“.
Nicht vergleichbar? Ich meine doch, denn in beiden Fällen kocht die Bürgerseele.
In Stuttgart sind es zigtausende, in Mönchengladbach bestimmt mehrere tausend, obwohl sich Bürger in „nur“ mehr als 1.000 Briefen gegen die „Methangas-Ablage“ ausgesprochen haben.
In Stuttgart gehen sie auf die Straßen, in Mönchengladbach noch nicht.
In Stuttgart halten die Politiker an „Stuttgart 21“ fest, wozu vor Jahren ein Beschluss gefasst wurde, in Mönchengladbach halten sie an einer „Methangas-Anlage“ sogar fest, bevor ein Beschluss gefasst ist.
Die Entscheidungsgrundlagen für „Stuttgart 21“ sind über 10 Jahre alt, die grundsätzlichen Entscheidungen für eine „Methangas-Anlage“ in Wanlo sind fast vier Jahre.
In Stuttgart wendet sich der Oberbürgermeister in einem „Offenen Brief“ an die Bürger und wirbt für sachliche Diskussion, in Mönchengladbach schweigt sein Amtskollege, oder lässt über die Presse verlauten, die Anlage komme.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach tauchen die Kommunalpolitiker ab, oder nur dazu wieder auf, um vor Ort „Fenstergespräche“ zu halten.
In Stuttgart betonen sie immer wieder es sei doch schließlich alles entschieden, in Mönchengladbach sagen sie, es sei noch nichts entschieden.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach wollen die Politiker nicht erkennen, dass neue Aspekte und Argumente – und seien es „nur“ die Kosten – dazu führen können – ja müssen – ein Projekt noch einmal zu überdenken und dabei die Bürger aktiv einzubinden.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach glauben die Politiker gebetsmühlensartig vorgetragene Unwahrheiten von Projekt- und Politik-Treibern mehr, als dem Sachverstand der Bürger.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach ignorieren die Politiker den Bürgerwillen und glauben (und sagen es vereinzelt auch noch) dass sie gewählt worden seien und daher tun und lassen könnten, was sie wollen.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach haben es die Bürger satt, „außen vor gelassen“ und nur dann beteiligt zu werden, wenn Gesetze es vorschreiben.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach sprechen die Politiker von Wahlmüdigkeit und übersehen dabei, dass Bürger nicht „von selbst“ müde werden, sondern einfach nur kein Vertrauen mehr haben.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach übersehen die Politiker, dass es in Wirklichkeit keine Politik-Verdrossenheit, sondern eine Politiker-Verdrossenheit – nein, mehr noch – eine Parteien-Verdrossenheit gibt.
Gäbe es nämlich eine Politik-Verdrossenheit, würden sich die Bürger nicht in Initiativen zusammenschließen und ihrem Unmut Ausdruck verleihen.
Dazu erkennen die Politiker nicht, dass Appelle und Aufrufe, „doch bitte zur Wahl zu gehen“, ins Leere laufen; selbst wenn eben diese Politiker (und andere) glauben, extra dazu einen Verein (in Mönchengladbach: „Aktiv für MG“) gründen zu müssen.
Sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach vergessen die Politiker, dass „nach der Wahl“ immer auch „vor der Wahl“ ist und besonders in Stuttgart dürfte das bei der Landtagswahl im nächsten Jahr zu einem „Spießrutenlaufen“ führen.
Und eines verdrängen die Politiker sowohl in Stuttgart, als auch in Mönchengladbach, die Bürger haben ein Gedächtnis – und ein gutes dazu. Und „Spießruten“ gibt es überall.
Das wollte ich nur mal gesagt haben.
Euer Glossi
6.
flintstone schrieb am 18.10.2010 um 20:45 Uhr:
Lieber Glossi,
wer liest … und versteht, ist klar im Vorteil.
„Alle Fakten kommen auf den Tisch“ wird der ehem. Heiner Geißler in der heutigen Ausgabe der Rheinischen Post zitiert.
Eine Aussage, die sich viele Mönchengladbacher Kommunalpolitiker dringend zu eigen manchen sollten. Und das nicht erst seit sich die Wanloer gegen die Biogas- (sorry: Methangas-)Anlage wehren.
Weiter sagte Herr Geißler: „Die Menschen dürfen nicht länger den Eindruck haben, dass über ihre Köpfe entschieden wird und ihnen die Rolle des Stimmviehs bleibt“.
Wie wahr, Herr Geißler, aber woher kennen Sie Mönchengladbach?
Auch muss man ihm, auch wenn man nicht der CDU angehört, oder ihr nahe steht, zustimmen, wenn er weiter meint, dass in der heutigen Medienlandschaft die Bürger besser informiert sind, als noch vor Jahren.
Herr Beine, Herr Jansen-Winkeln, Herr Sasserath, Herr Schlegelmilch, Herr usw., man kann uns kein X mehr für ein U vormachen, wie vielleicht noch vor Jahren…
Wenn Sie es nicht schon getan haben, sollten Sie sich das Interview der RP mit Herrn Geißler „zu Gemüte führen“ … und hoffentlich daraus lernen (Tip: steht übrigens nihct auf der regionalen Seite, sondern auf A4)
Mindestens auch das „haben Stuttgart und Mönchengladbach gemein“.
5.
Jose schrieb am 3.10.2010 um 20:09 Uhr:
Wie wahr Glossi! Wie sich die Bilder gleichen.
Richtig ist auch, dass die Bürger nicht politikverdrossen sind. Nicht umsonst erlebt man immer wieder im persönlichen Umfeld Diskussionen, die man politisch nennen muss.
So sollte es eigentlich auch sein. Schade, dass es dann genau an dieser Stelle zum Bruch kommt. Die Bürger müssen immer mehr erkennen, dass die Politik die Bodenhaftung und sie selbst (die Bürger) aus den Augen verliert. Das ist das Problem.
Der Bürger soll zur Wahl gehen – und das soll’s dann bitte schön gewesen sein. Hauptsache er macht sein Kreuzchen an der richtigen Stelle (aus Sicht der jeweiligen Parteien) und lässt ab diesem Moment die so Gewählten in Ruhe.
Haben da alle etwas falsch verstanden? Offensichtlich.
@ D. Pardon
Richtig! Genau das ist es was wir brauchen. Die Sache hat lediglich den Haken, dass die Politik gar nicht daran denkt.
Unsere Kanzlerin ließ mitteilen: Sie habe große Sympathie für Bürger, die für ihre Meinung demonstrieren. Sie hätten aber nicht das Recht den Vollzug demokratischer Entscheidungen zu verhindern.
Das sehen die Bürger Stuttgarts offensichtlich anders. Und nicht nur die.
15 Jahre sind eine lange Zeit. Da kann sich vieles ändern. Wenn dann auch noch gewaltige Differenzen zwischen den geplanten Kosten von vor 15 Jahren und aktuell hinzu kommen, vor allem mit der Option, dass es noch viel teurer wird, muss spätestens an dieser Stelle die Möglichkeit bestehen noch einmal darüber abzustimmen.
In solch einem Fall muss der Bürger das Recht haben, den Vollzug (ur-) alter demokratischer Entscheidungen zu hinterfragen.
Auch demokratische Entscheidungen können und dürfen kein Freifahrschein für alle Ewigkeit sein. Bei den Summen, die da im Raum stehen mit Sicherheit. Wer zahlt denn die Zeche? Die Politiker? Mitnichten! Einzig und allein die Bürger.
Und der muss in einem solchen Fall das Recht haben die Reissleine zu ziehen. Das Geld, das da für ein Prestigeobjekt verbuddelt werden soll, fehlt an allen Ecken und Kanten, wo es sinnvoller eingesetzt werden könnte.
4.
D. Pardon schrieb am 3.10.2010 um 16:53 Uhr:
Die Zeit ist reif für die Anwendung der „Planungszelle“.
Infos hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Planungszelle
3.
Torben Schultz schrieb am 1.10.2010 um 15:27 Uhr:
Aufgrund der Vorfälle rund um Stuttgart 21 haben sich ein paar BürgerInnen in Mönchengladbach entschlossen heute Abend, 1.10., um 18:00 Uhr eine halbstündige Soli Aktion zu machen.
Ort: vor dem Polizeipräsidium Theodor Heuss Str.
Die Aktion ist angemeldet, sonst aber völlig spontan – werdet selber Kreativ – aber vor allem würde ich mich freuen wenn ihr zahlreich kommt.
Bitte gebt diese Info auch weiter.
2.
kritiker13 schrieb am 1.10.2010 um 10:44 Uhr:
Da wird geplant, was das Zeug hält, Fakten und Belastungen werden ignoriert und die Politik wundert sich über den aufmüpfigen Bürger.
In Mönchengladbach geht die Verwunderung sogar so weit, dass Informationsveranstaltung aus Angst vor dem Bürger nicht mehr rechtzeitig angekündigt werden.
So geschehen bei dem „geheimen“ Informationsabend zum Thema Braunkohleabbau am 7. Oktober in der Mehrzweckhalle in Wanlo. Was soll diese Informationspolitik der Verwaltung? Ich bin gespannt, wann offiziell eingeladen wird und freue mich schon auf die Anhörungsrunden.
Wahrscheinlich müssen alle Bürger durch Nacktscanner gehen, damit diese Ihre Argumente vortragen dürfen. Anstatt solche Aufwände für eine Subventionsruine, wie die geplante Methangasanlage in Wanlo zu betreiben, sollte Verwaltung und Politik sich rechtzeitig mit Bürgern auseinandersetzen und dringende Massnahmen durchführen.
In Wanlo sind dies: Reduzierung der Lärmbelästigung und Feinstaubmessungen.
1.
DarkGrey schrieb am 30.09.2010 um 23:24 Uhr:
Vergleich schräg? Nein….. obwohl… doch…. In Wanlo kocht zwar die Bürgerschaft, aber NOCH besetzen wir keine Gelände.
Wenn man aber bedenkt dass das Prinzip das Selbe ist, bringt es das Blut zum Kochen.
Die Politik bestimmt, der Bürger hat zu Kuschen.
Herzallerliebste Politiker in Mönchengladbach und in Stuttgart…auch ihr anderswo, vergesst nicht, da ihr die offiziellen Vertreter des Volkes seid und nicht die Gehalts- und Befehlsempfänger von NVV und DB.
Die Bürger zahlen Euer Gehalt, die Bürger haben Vertrauen in Euch gesetzt, die Bürger können Euch das auch nehmen.
Ob Stuttgart oder Wanlo, wir stehen zusammen.
Es gibt so viele Parallelen… das Vertrauen in die Politik tendiert gegen Null, die Politik lässt sich kaufen (lässt sich schmieren lass ich aussen vor).
Liebe OB`s aus beiden Städten, legt offen, was die NVV und/oder die DB AG Euch dafür geben.
Lustig wäre es, würden die Stuttgarter und die Wanloer gemeinsam arbeiten würden. Ein „geplantes“ (oder doch schon genehmigtes?) Bauland von Tausenden belagert?
Aus Wanlo und Umgebung kamen kamen gut 1000 (in Worten EINTAUSEND) Einwendungen. Prozentualer Anteil bei 1400 Einwohnern? NACHRECHNEN!
Herr OB Bude, Ignoranz zahlt sich nicht aus.