Forschungszentrum Jülich: AVR-Expertengruppe legt Bericht vor • Gravierende Fehler und Versäumnisse aufgedeckt

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Rechtzeitig zum Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl legt die AVR-Expertengruppe ihren Bericht vor. AVR steht für Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor.

Das Forschungszentrum Jülich (FZJ) und die Arbeitsgemeinschaft Versuchsreaktor hatten 2011 eine unabhängige Expertengruppe beauftragt, die Betriebsgeschichte des 1988 stillgelegten AVR-Reaktors aufzuarbeiten.

Die Experten haben ihre Arbeit nun abgeschlossen und die Ergebnisse stehensowohl als Kurz– als auch Langfassung als PDF auf der Seite des FZJ zum Download zur Verfügung.

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Fragen einzusenden, die die Experten bei einer öffentlichen Veranstaltung am 10. Juni 2014 um 18.00 im Technologiezentrum Jülich beantworten werden. Kontakt/Fragen an Expertengruppe: evr-expertengruppe@fz-juelich.de

Das Forschungszentrum gab eine Stellungnahme zum Bericht der AVR-Expertengruppe heraus, die selbstkritisch ausfiel:

Das Forschungszentrum Jülich dankt der AVR-Expertengruppe für ihre engagierte und sachkundige Aufarbeitung der AVR-Betriebsgeschichte.

Die Experten konnten nach Auswertung einer Vielzahl von Quellen bestätigen, dass Menschen und Umwelt durch den Betrieb des AVR-Versuchsreaktors keiner radiologischen Gefahr ausgesetzt waren.

Der Bericht der Experten zeigt jedoch, dass es in der Vergangenheit gravierende Fehler und Versäumnisse gegeben hat, auch auf Seiten des Forschungszentrums. Dies bedauern wir ausdrücklich.

Die Experten haben uns gezeigt, dass Regeln guter wissenschaftlicher Praxis während des AVR-Betriebs nicht immer eingehalten worden sind. Mittlerweile sind solche Regeln seit über zehn Jahren für das Forschungszentrum schriftlich fixiert.

Die Ergebnisse der Experten verstehen wir dennoch als Mahnung, der eigenen Forschung gegenüber kritisch zu bleiben und Transparenz über unsere Arbeit zu gewährleisten.

2 Kommentare zu “Forschungszentrum Jülich: AVR-Expertengruppe legt Bericht vor • Gravierende Fehler und Versäumnisse aufgedeckt”
  1. Der einzige, der sich jahrelang und vehement kritisch äußerte war Dr. Moormann, der immer gern wie ein „nur Meckerer“ behandelt wurde.

    Offensichtlich hatte er mit seiner jahrelang geübten Kritik Recht. Da wäre jetzt auch endlich eine Entschuldigung fällig. Vermutlich wird er nie etwas Diesbezügliches erfahren. Soviel Rehabilitation darf auf keinen Fall sein!

    Ganz toll finde ich diese Aussage:

    „Die Experten haben uns gezeigt, dass Regeln guter wissenschaftlicher Praxis während des AVR-Betriebs nicht immer eingehalten worden sind.“

    Sowas von Wissenschaftlern, das kommt doch einem Offenbarungseid gleich!

    Damit nicht genug. Es wurden Risiken wie ein GAU billigend in Kauf genommen und Steuergelder verbrannt, während für viele Bereiche (z.B. Ausstattung von Kindergärten und Schulen, Bildung, Sozialarbeit in verschiedensten Bereichen, Senioren) angeblich kein Geld vorhanden war.

    Es ist mehr als bemerkenswert, welchen „Zugang“ die sogenannte Forschung und Wissenschaftler mit entsprechendem Vitamin B zur Finanzierung ihrer „Forschungsprojekte“ aus Steuermitteln dank politischer Unterstützung haben. Bei solchen Leuten wird offensichtlich gar nichts hinterfragt!

    Sogar der WDR berichtete recht kritisch über den Untersuchungsbericht der Experten.

    Mal sehen, welche Konsequenzen nun endlich gezogen werden.

    Vermutlich gar keine und alles wird heimlich still und leise im Sande verlaufen … man hat sich ja einsichtig gezeigt, das muss reichen!

  2. „Das Forschungszentrum“ –wer immer als verantwortlich dahinter stehen mag– bedauert?

    Wirklich? Oder träumen die (inoffiziell) immer noch von ihrem Kugelhaufenreaktor?

    Kugelhaufenreaktoren sind hochproblematisch weil die Temperatur im Inneren so gut wie nicht zu messen ist. Das störte jahrzehntelang niemanden in Jülich!! Etwas derart wichtiges??

    Ganz toll diese Aussage:

    „Die Experten haben uns gezeigt, dass Regeln guter wissenschaftlicher Praxis während des AVR-Betriebs nicht immer eingehalten worden sind.“

    Sowas von angeblichen Wissenschaftlern zu lesen, die auf jeden Laien herabsehen und sich selbst für das Maß der Dinge halten, weil nur sie wissen wie „gute wissenschaftliche Praxis“ funktioniert? Heftig!

    Wir reden schließlich von Jahrzehnten und nicht nur ein par Jahren. Andere Wissenschaftler (Experten) müssen Wissenschaftlern dann die Welt erklären?

    Das ist ein echtes Armutszeugnis und eine Bankrotterklärung der Landesregierung(en) und vermutlich auch Bundesregierung(en), denn in Jülich geht es nicht nur um die Interessen von NRW.

    Die Milliarden die in Jülich verheizt wurden, wären in der Erforschung und Weiterentwicklung der Erneuerbaren Energien und passenden Speichertechnik wesentlich besser angelegt gewesen.

    Die Probleme werden uns und nachfolgende Generationen noch intensiv beschäftigen, denn Endlager gibt es keins. Nicht in NRW, Deutschland oder irgendwo auf diesem Planeten. Müll aus Jülich (nicht korrekt erfasst, vieles unbekannt! Wie kann das sein!) landete auch in der Asse.

    Wen es interessiert, findet bei Wikipedia und anderen einiges z.B.:

    „Problematisch ist auch die sehr starke Strahlung des Reaktorbehälters, die in der Transportphase nach Berechnungen die zulässigen Grenzwerte am Zaun der Anlage praktisch erreichen wird. Vorläufige Messungen am mit Beton verfüllten Behälter ergaben, dass die Strahlung um bis zum Faktor 130 höher sein könnte.

    Neuere Ergebnisse zeigen, dass die letztgenannte starke Strahlung nicht aus dem Behälter, sondern von Komponenten außerhalb des Behälters emittiert wurde.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/AVR_(J%C3%BClich)#R.C3.BCckbau.2C_Entsorgung

    Also alles ganz easy?

    In Südafrika und anderen Entwicklungsländern sollten mit dieser gefährlichen Technologie die Probleme mit der Stromversorgung „billig“ gelöst werden. Über 20 Jahre nur Geld verbrannt und dann hat Südafrikas Regierung „schon“ gemerkt, dass es sich um ein Milliardengrab handelt.

    Was den Menschen nie erzählt wird ist, dass der gesamte Atommüll, der in Jülich produziert wurde (glaube um die 150 Castoren) gerade mal den Tagesbedarf Deutschlands gedeckt hätten.

    Allein diese Tatsache hätte doch auch mal Politikern zu denken geben müssen!

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