Ministerin Sommer: „Lehrer und Eltern zeigen wahre Tatkraft“
Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Zu den Behauptungen von Hannelore Kraft in einem Interview mit der Zeitung Ruhrnachrichten von heute erklärt Schulministerin Barbara Sommer (CDU): „An Ahnungslosigkeit und gezielter Eltern- und Lehrerverdummung sind die vorgebrachten Behauptungen kaum mehr zu übertreffen.“
Die Stundenverteilung in den Klassen 5 bis 9 sei durch neue Kernlehrpläne und durch eine strikte Hausaufgabenregelung pädagogisch sinnvoll begrenzt worden. So gebe es an dem einen bzw. den zwei Tagen mit Nachmittagsunterricht keine Hausaufgaben für den Folgetag.
Schülerinnen und Schüler könnten in der Einführungsphase der gymnasialen Oberstufe nach wie vor für ein Jahr ins Ausland gehen. Die Grundsätze der bisherigen Regelungen seien für G8 angepasst worden.
„Die Antragslage für einen Auslandsaufenthalt ist weiter ungebrochen hoch“, so Sommer.
Besonders lächerlich und geradezu lehrer- wie elternverachtend sei die Behauptung über die Grundschulempfehlung: „Denn in 99 Prozent aller Fälle sind sich Lehrer und Eltern darüber einig, welche weiterführende Schule das Kind besuchen soll.“
Hierzu ist allerdings zu bemerken, dass neben „Hauptschule“, „Realschule“ oder „Gymnasium“ stets auch die „Gesamtschule“ bei den Empfehlungen der Grundschulen aufgeführt wird.
Berechtigte Zweifel an der wissenschaftlichen Verläßlichkeit dieser Aussage der Schulministerin zeigen sich alljährlich bei der Zahl der Kinder, die an einer Gesamtschule mangels Platz nicht aufgenommen werden konnten.
Diese Landesregierung habe mit über 8.000 zusätzlichen Lehrerstellen dafür gesorgt, dass der Unterricht noch besser wird.
Dadurch sei der Unterrichtsausfall halbiert worden, die Aufsteigerquote in die höhere Schulform habe sich verbessert, das führe auch zu weniger Sitzenbleibern und im Jahr 2009 zur besten jemals ermittelten Abi-Durchschnittsnote von 2,58.
„All das verschweigt Frau Kraft“, meint die NRW-Schulministerin.
Eltern und Lehrer aber wüssten es besser, weil sie es seien, die in den Schulen die wahre Tatkraft zeigten.
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Barbara Neuwerk schrieb am 27.02.2010 um 13:06 Uhr:
Die Eltern, deren Kinder an Gesamtschulen nicht aufgenommen werden konnten, danken für die Elternverdummung.
Der Schlusssatz ist wahrhaft trefflich: Eltern und Lehrer wissen es besser, weil sie es sind, die Tatkraft zeigen.
Wohl wahr, denn leider zwingt diese verkorkste CDU-Schulpolitik immer mehr Eltern zu außerschulischem Protest in Initiativen wie der MIGS.
Aber auch von der SPD ist keine echte Gesamtschulhilfe zu erwarten: Liest man das Interview der Parteivorsitzenden Kraft in den Ruhrnachrichten dann wird klar, dass die SPD die Abschaffung der Oberstufen an Gesamtschulen plant. Damit ist die Idee und das Konzept der Gesamtschulen kaputt.
An den Gesamtschulen lernen nämlich nicht nur Kinder im gemeinsamen Unterricht, sondern auch Lehrer voneinander, die ihre Erfahrungen im dreigliedrigen Schulsystem, in Sonderförderungen etc. in das Kollegium einbringen.
Projektarbeit, heute selbstverständlich an allen Schulen, wurde in der Gesamtschule erdacht und erfunden, anfangs heftig kritisiert als Zeitverschwendung. Heute ist die Projektwoche auch an allen anderen Schulen anerkannt.
Sollte nur noch die gymnasiale Oberstufe übrig bleiben, die Gesamtschul-Oberstufe nicht mehr existieren, dann braten die Gymnasiallehrer weiter in ihrem selektiven Eigensaft.
Die gute Gesamtschularbeit (70 % aller Kinder die dort Abitur machen haben originär gar keine Gymnasialempfehlung) wird für das Experiment geopfert, ob auch Gymnasien diese Schüler in einer Oberstufe fördern kann.
Ich seh dieses SPD 2-Säulen-System schon vor mir: die Gymnasien selektieren aus, die Kinder gehen zur Gesamtschule (von mir aus heißt das dann Volksschule oder Sekundarschule), die Gesamtschule müht sich dann wieder ab, damit anschließend wieder Kinder in die Oberstufe des Gymnasiums wechseln können.
Toll. Und das, damit das richtige Klientel auch gut bedient wird.
Als Mutter bin ich solche Experimente gründlich leid. Ganze Schülergenerationen werden geopfert, nur, weil man es die Volksparteien wie CDU und SPD allen Recht machen wollen bzw. ihr Klientel verteidigen – wider den Rat von nationalen und internationalen Experten und Studien.
Wer zum Gymnasium möchte, bitte schön, dann sollen die Gymnasien aber auch selbst zusehen, wie sie ihre Oberstufen voll kriegen.
Eine Gesamtschule ohne Oberstufe dient nur einem bestimmten Klientel, aber nicht der breiten Allgemeinheit und schon garnicht sozial schwachen.
Dass ausgerechnet die SPD die Oberstufe der Gesamtschulen schon im Vorfeld ohne Not und vor diesem Hintergrund opfert, ist ein Witz.