Anti-Kohle-Kette: 6.000 Menschen demonstrierten gegen Braunkohle­tage­bau Garzweiler II [mit Slideshow]

Red. Natur, Umwelt & Energie [ - Uhr]

Mit einer Menschenkette machten 6.000 Menschen bei der größten Demonstration gegen den Braunkohletagebau klar, dass sie eine Reduzierung des CO 2-Ausstoßes und den Kohleausstieg wollen.


Die Kette reichte vom Ortseingang Keyenberg bis zu dem Aussichtspunkt „Skywalk“ am Grubenrand.

Wie geplant „stand“ die Menschenkette um 14:00. Danach ging es zur Abschlusskundgebung in Immerath, wo es verschiedene Reden und Gesprächsrunden, Musik und einen „Markt der Möglichkeiten“ gab.

Bei den Teilnehmern ging es aber nicht nur um den CO 2-Ausstoß und weitere mit der Kohleverstromung verbundene gesundheitliche Belastungen wie Feinstäube und zahlreiche Schwermetalle wie z.B. Quecksilber, Blei, Arsen, Cadmium u.a., sondern auch den schmerzlichen Verlust von Heimat.

Mit dem Tagebau verschwinden nicht nur ganze Ortschaften, sondern auch Natur, sogar Fauna-Flora-Habitate, Denkmäler, die Jahrhunderte und Kriege überdauerten und Bodendenkmäler wie z.B. uralte Wälder.

Grundwasser führende Schichten fallen trocken, so dass auch Naturschutzgebiete gefährdet sind, wie der Naturpark Schwalm-Nette, den der Braunkohletagebau Garzweiler II „an den Tropf“ (Leitungen die Sümpfungswasser aus dem Tagebau transportieren) zwingt, um ein Trockenfallen zu verhindern.

Für so manches Kleinod, wie den Finkenberger Bruch bei Wanlo, sind die Prognosen nicht unbedingt hoffnungsvoll.

Für viele Teilnehmer, die direkt aus dem Gebiet um Garzweiler II kamen oder in Keyenberg oder Immerath leb(t)en, geht es vor allem um den Verlust der Heimat.

Dort, wo sich am Samstag die lebende, farbenfrohe Kette gegen den Kohleabbau entlang zog, wird voraussichtlich ab 2017 abgebaggert und diese Orte, wie schon viele andere vor ihnen, werden für immer von der Landkarte verschwinden.

Auf dem Platz vor der bereits im Oktober 2013 entwidmeten Kirche in Immerath, die im Volksmund auch „Immerather Dom“ genannt wird, wo auch die Abschlussveranstaltung stattfand, war ein Kreuz zu sehen, auf dessen Querbalken Plaketten mit den Namen der bereits dem Braunkohltagebau zum Opfer gefallenen Orte und den noch folgenden, angebracht waren.

Wie die Veranstalter mitteilten, kamen Teilnehmer nicht nur aus dem Rheinischen Revier.

Aus der direkten Nachbarschaft, wie den Niederlanden und Belgien, aber auch aus Luxemburg und sogar Polen, Norwegen und anderen Ländern waren Teilnehmer in das Rheinische Revier gereist.

Auch aus dem ebenfalls vom Braunkohletagebau betroffenen Brandenburg waren Demonstranten angereist, wie z.B. eine Gruppe aus Kerkwitz/Spree.

Auch diesem Ort droht dasselbe Schicksal wie Immerath und Keyenberg.

Dort plant Vattenfall Kerkwitz für den Tagebau Jänschwalde ab 2020 abzubaggern.

Eine Rednerin aus Kolumbien berichtete über die Umstände des Kohleabbaus dort und dessen Folgen für Menschen und Umwelt.

Importkohle aus Kolumbien beziehen neben RWE auch E.ON und Vattenfall. Diese verweisen zwar immer wieder auf ihre Initiative „Better Coal“, wirkliche Verbesserungen sind bei den Menschen vor Ort aber trotzdem nicht eingetreten.

Die Menschenrechtsverletzungen sind schwerwiegend und dauern an, wie „urgewald“ über die „dunkle Seite der Kohleförerung in Kolumbien“ berichtet.

Organisiert wurde die Demonstration von Campact, BUND, Greenpeace, NABU, der Klima-Allianz Deutschland und der Bürgerinitiative „Stop Rheinbraun“.

„So legen wir den Klimakiller Kohle an die Kette“ lautet der Titel eines campact-Videos zur Demonstration.

Für die Orte, durch die sich die Menschenkette am vergangenen Samstag zog, wird dieser Wunsch leider keine Auswirkungen mehr haben.

Außer, es geschieht noch ein Wunder. Daran glauben aber inzwischen nicht einmal mehr die größten Optimisten.

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