„Rock im JHQ“: Mönchengladbacher Unternehmerpaar wirft viele Fragen auf • Offener Brief an OB Hans Wilhelm Reiners

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

Sieht man davon ab, dass Gabriele Greiner und Wolfgang Ruske als Mönchenglad­bacher Unternehmer eines der sieben Konzepte für Nachnutzungen im JHQ-Gelände vorgelegt haben, zeigen sie in ihrem „Offenen Brief“ an OB Hans Wilhelm Reiners (CDU) wichtige Aspekte auf, die nicht gerade für „Rock im JHQ“ sprechen.

Einige Fragen, wie beispielsweise nach der Kostenübernahme für Gutachten u.ä. dürften relativ einfach zu beantworten sein, manch andere hingegen entbehren nicht einer gewissen Brisanz.

Vor allem die Frage nach dem Einsatz städtischer Mitarbeiter vor dem Hintergrund der bekannten Personalengpässe in planerischen Bereichen.

Hier der Offene Brief im Wortlaut:

 

„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners, sehr geehrte Ratsmitglieder,

wir wünschen Ihnen, Herr Reiners, anlässlich der Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach von ganzem Herzen „Neues Denken – Neues Handeln“!

Zu bedenken geben möchten wir in diesem Zusammenhang, dass kurz vor der Stichwahl eine Informationsveranstaltung zu „Rock am Ring“ mit dem noch amtierenden OB Norbert Bude und dem Konzertveranstalter Marek Lieberberg stattfand.

Daraus lässt sich unseres Erachtens schließen, dass eine derartige Großveranstaltung in Mönchengladbach nicht dem Bürgerwillen entspricht, sonst hätte Herr Bude sicher vor allem von jüngeren Mitbürgern erheblichen Stimmenzugewinn erfahren und wäre im Amt bestätigt worden.

Die extrem niedrige Wahlbeteiligung signalisiert auch, dass die Bürger dieser Stadt sich mit ihrem Willen durch die Politiker nicht mehr vertreten fühlen.

Die mehrfach zitierte „Zustimmung“ von 33.000 Facebook-Nutzern für Rock am Ring in Mönchengladbach erfolgte bundesweit und nicht ausschließlich von Mönchengladbacher Mitbürgern und überwiegend von jungen, rockbegeisterten Leuten.

Diese Stimmen bei Facebook sind Meinungen und keine Zustimmung im Sinne einer Abstimmung.

Entscheidungen werden von der Bundesimmobilienanstalt als Verwalterin des Areals für die Allgemeinheit, aber auch von Ihnen als Politiker getroffen und für diese Entscheidungen sind Sie verantwortlich.

Und dann stellt sich auch die Frage, ob die weiteren 80.000 TeilnehmerInnen von „Rock am Ring“ dann beim Konkurrenz-Event am Nürburgring verbleiben.

Hinzu kommt auch, dass bereits bundesweit ausreichend Kapazität für solche Großveranstaltungen vorhanden ist, und sich auch in der Stadt Mönchengladbach zahlreiche Möglichkeiten dafür bieten, unter anderem der Borussiapark und der Hockeypark.

Zur Nachnutzung des ehemaligen JHQ ist der Rat der Stadt Mönchengladbach seinerzeit nach einem aufwändigen Werkstatt-Verfahren, an dem auch die NRW Urban GmbH & Co. KG planerisch und gutachterlich beteiligt war, zum Entschluss gekommen, das Areal in den angrenzenden Naturpark Maas-Schwalm-Nette einzubinden und die Sportanlagen neu zu beleben, kein ständiges Wohnen, keinen Einzelhandel, kein Großgewerbe und keine publikumsintensiven Vergnügungsstätten zuzulassen.

Jetzt fragen wir Sie, was ist die Großveranstaltung mit 80.000 bis 110.000 campenden Besuchern anderes als eine „publikumsintensive Vergnügungsveranstaltung“?

Wenn diese Entscheidungen des Rats und die Vorgaben aus dem NRW Urban-Gutachten nicht mehr eingehalten werden, wer verantwortet die Entscheidung für die bereits entstandenen und die zukünftigen Kosten?

Der Rat der Stadt Mönchengladbach hat auch entschieden, dass keine Folgekosten auf die hochverschuldete Stadt, also die Steuerzahler dieser Stadt, zukommen dürfen.

Wir fragen Sie jetzt als Bürger und möchten die Fragen auch gerne beantwortet haben:

  • Wer bezahlt die Vorplanung für „Rock am Ring“, bei der angeblich 24 Beamte und Angestellte der Stadt Mönchengladbach bereits im Einsatz sind?
  • Wer bezahlt die für die Planung von „Rock am Ring“ erforderlichen neuen Gutachten?
  • Wer bezahlt die Infrastruktur für eine solche Großveranstaltung?
  • Wer bezahlt die Sicherheitsmaßnahmen, die für solche Großveranstaltungen erforderlich sind? Wer trägt die Verantwortung und wer haftet bei einer Katastrophe – die Loveparade in Duisburg ist uns allen noch im Gedächtnis.
  • Was geschieht mit den leerstehenden, aber schützenswerten Gebäuden auf dem Areal während einer Großveranstaltung, von denen eines bereits unter Denkmalschutz steht und für andere Gebäude Denkmalschutz beantragt ist? Normalerweise werden solche Großveranstaltungen auf einem Areal ohne Bebauung durchgeführt.
  • Wer bezahlt mögliche Schäden in diesem Zusammenhang durch Teilnehmer, wobei die Verursacher auf Massenveranstaltungen in der Regel nicht feststellbar sind?
  • Was passiert mit dem Naturschutz? Die in Auftrag gegebenen Gutachten hierzu sind hinfällig, weil sie die tatsächlichen Gegebenheiten nicht berücksichtigen, zum Beispiel die Brutzeiten, die zum Zeitpunkt der Erstellung des Gutachtens längst abgeschlossen sind.
  • Wer bezahlt die Sicherheitsmaßnahmen des Areals, in der Zeit, in der keine Großveranstaltung stattfindet?
  • Wie wollen Sie die menschenunwürdigen Belästigungen der Asylbewerber verhindern, die auf dem Areal untergebracht werden sollen?
  • Welche Vorteile hat die Stadt Mönchengladbach von einer Großveranstaltung, die drei oder vier Tage im Jahr stattfindet?
  • Kann die Stadt es sich leisten, auf Steuereinnahmen, Arbeits- und Ausbildungsplätze durch nachhaltige Lösungen – CHIRON ALL GLOBE – zu verzichten?
  • Wer wäre hier der Verlierer – der Konzertveranstalter oder die Stadt Mönchengladbach?
  • Welches Image will die Stadt sich geben und dient der Stadt mehr – das einer Feier-Stadt oder der Gastgeberin für die Welt – eines international ausgerichteten, generationsübergreifenden, zukunftsweisenden CHIRON ALL GLOBE?

Das CHIRON ALL GLOBE ist – wie Sie, Herr Reiners, auch schon auf der ersten Präsentation gehört haben – die Realisierung des internationalen CHIRON Holistic LIFE & HEALTH Concept.

Allen Mitwirkenden ist es ein Anliegen, generationsübergreifend das Erfahrungswissen der älteren Generation mit den Talenten junger Menschen zu verbinden, und junge Menschen zu ermutigen, ihre Talente zu leben.

Dabei werden alle im Sinne der Inklusion mit einbezogen, auch die, die sonst die Möglichkeit nicht haben und eine Entscheidung „förder-will-ich“ treffen, und auch solche Mitmenschen, die gesundheitlich eingeschränkt sind.

Im CHIRON ALL GLOBE befinden sich unter anderem um Talente zu fördern Kindertagesstätten, Lebensschulen und die international ausgerichtete Akademie Wissen und Weisheit, deren generationsübergreifender Austausch in gegenseitiger Wertschätzung erfolgt.

In diesem Sinne engagiert sich auch die Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein, deren Präsident Heinz Schmidt in der Mai-Ausgabe des IHK-Magazins schrieb: „Es werden alle gebraucht – auch die Jugendlichen, die in der Schule nicht mit guten Noten glänzen konnten.“

Auch eine deutsche Großbank bemüht sich in einer Anzeige in derselben Zeitschrift „um Talente“.

Wir alle sind eingeladen, an der Realisierung des nachhaltigen und sinnvollen CHIRON ALL GLOBE in Mönchengladbach mitzuwirken – einer Synthese aus Wirtschaft und Gemeinnützigkeit – zum Wohle ALLer, auch unserer Kinder und Kindeskinder.

So ist ALLes ein Gewinn!

Mit herzlichen Grüßen

Gabriele Greiner und Wolfgang Ruske

Unternehmen CHIRON UG

Seidenweberstraße 35

D-41189 Mönchengladbach/Germany

Fon +49(0)2166-671276

www.chiron-concept.eu“

Foto: (c) “Rock am Ring”

Ein Kommentar zu “„Rock im JHQ“: Mönchengladbacher Unternehmerpaar wirft viele Fragen auf • Offener Brief an OB Hans Wilhelm Reiners”
  1. Egal wie man zu diesem Brief steht. Man erfährt immer wieder interessante Details, die vor lauter angeblicher Begeisterung bisher gar nicht zutage kamen.

    Hier z.B. dass sich auf dem Gelände bereits ein denkmalgeschützes Haus befindet und weitere folgen könnten.

    Die Ideen, das Areal in den angrenzenden Naturpark Maas-Schwalm-Nette einzubinden, die Sportanlagen neu zu beleben, kein ständiges Wohnen, keinen Einzelhandel, kein Großgewerbe und keine publikumsintensiven Vergnügungsstätten zuzulassen, finde ich hervorragend.

    Wie passen Asylbewerber und ein Rockfestival zusammen?

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