2. Chorkonzert in der Ev. Hauptkirche zu Rheydt • Schöne Leistung des Chores
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Ein etwas zu sehr auf barocke Klänge abgestimmtes Kirchenkonzert städt. Natur in der Evangelischen Hauptkirche zu Rheydt.
Das sehr schön aufspielende Orchester, die Geigen klangen, obwohl sie ohne Vibrato spielen mussten, blitzsauber und begleiteten, wie auch die Bratschen, die Celli und die Kontrabassisten, klangschön und hervorragend vorbereitet.
Die Holzbläser, die bei Barockmusik ständig gefordert sind, spielten wie immer sehr gut und artikulierten wunderschön.
Am Positiv zuverlässig Karsten Seefing.
Verwunderlich, dass im Gegensatz zur damals doch üblichen Praxis 8 erste Geigen eingesetzt wurden, die anderen Streicher reduziert, aber, wenn man schon alte Musik machen
will, ist das “Non-Vibrato-Spiel“ nicht alles.
Mikhel Kütson leitete mit weiträumigen, großen Bewegungen und ständigem Schütteln der Hände, zuverlässig Sänger und Chor perfekt führend, das Konzert.
Der Niederrheinische Konzertchor sang äußerst präzise und klangschön.
Die leichte Verstärkung klang anders als beim letzten Chorkonzert absolut in den Chorklang integriert.
Das Dauer-Forte war gewiss nicht auf Gestaltungswillen des Chores zurückzuführen.
Ein großes Lob für das engagierte Mitgehen.
Von Jan Dismas Zelenka erklang als erstes Werk des Abends das Miserere c-moll, ein Werk, das, wie neuere Forschungen belegen, eigentlich im Urtext von Girolamo Fresobaldi stammt.Ein dunkel getöntes Werk, mit eingeschobenem Sopransolo, dieses bringt etwas Helligkeit.
Großartige Musik, die auch heute befremdlich wirkt.
Das zweite Werk des Abends, das immer wieder, auch in der hiesigen Kirchenlandschaft, aufgeführte „Stabat mater“ des großen Komponisten Pergolesi.
Komponiert wurde es in der Zeit, als das „Messerchen“ die Knaben schreckte, das heißt, dass Knaben mit schönen Stimmen oft zu Eunuchen gemacht wurden. So soll auch der berühmteste Eunuch, Farinelli (Broschi), dieses Werk gesungen haben.
Heute versuchen Counter diese Stimmlage zu singen.
Hier wurde es natürlich mit Frauenstimmen besetzt.
Sophie Witte, Sopran, und Olga Privalova, Mezzo, teilten sich die Arien und Duette des Werks.
Frau Witte hat einen in der Höhe strahlenden Sopran, der zu blühenden Tönen kommt, wenn die Stimme frei schwingen kann, leider ist die Tiefe wenig entwickelt, jede tiefe Passage kam im Piano, alle hohen Töne im Forte. Es klang gut einstudiert, aber für die Texte zu kühl.
Olga Privalova singt mit einem körperlichen, hohen Mezzo, sehr musikalisch, stuft dynamisch gut ab, hat aber auch Probleme mit der tiefen Lage, klingt in den Duetten mit der Sopranistin nicht viel anders als diese.
Eine nicht sehr farbige Wiedergabe des Werkes ließ dieses etwas lang wirken.
Beim dritten Werk des Abends die Erholung.
Das Miserere c-moll des bekannten, in Bergedorf geborenen Johann Adolf Hasse erklang.
In aller Welt wurde er als Opernkomponist gefeiert.
Hasse, der mit der weltbekannten Sopranistin Faustina Bordoni verheiratet war, vom „Alten Fritz“ und Voltaire sehr geschätzt wurde, schrieb hier Musik, die gewiss von der Oper kommt, aber den Ton eines Miserere perfekt trifft.
Die Mitwirkenden, Sopran, Mezzo, Dirigent, betraten die Bühne. Die beiden Herren kamen erst vor ihren sehr kurzen Gesangstücken zu den bereitstehenden Stühlen. Warum?
Andrey Nevyantsev, Tenor, und Matthias Wippich sangen die kurzen Zeilen ihrer Partien gut.
Es wurde sehr schön musiziert, sodass zum Schluss doch noch starker Beifall ertönte, nach Zelenka kam kein Klatschen, auch der Pergolesi wurde etwas verhalten beklatscht.
Herbert Rommerskirchen