John le Carré, eine kleine Stadt in Deutschland und ein paar eigene Gedanken

Andreas Rüdig [ - Uhr]

Der britischen Botschaft kommen im Bonn des Jahres 1968 hochbrisante Dokumente und mit ihnen Leo Harting, ein unbedeutender Angestellter, abhanden. Englands Zugang zum Europäischen Markt steht auf dem Spiel. Die britische Spionage-Abwehr hetzt Alan Turner auf die Spur von Harting.

Hier liegt Band 30 der Buchreihe „Wir in Nordrhein-Westfalen – Unsere gesammelten Werke“, die vom Westdeutschen Rundfunk und der WAZ Medien Gruppe zusammengetragen und beim prominenten Verlag aus der Ruhrgebietsmetropole veröffentlicht wurden, vor.

Das englischsprachige Original stammt aus dem Jahre 1968. Es führt den Leser in das damals tagesaktuelle Zeitgeschehen mit Studentenrevolte, Arbeiterbewegung und all´ den anderen gesellschaftlichen Umwälzungen der `68er Bewegung ein. Unter diesen Gesichtspunkten dokumentiert das Buch die Verhältnisse aus längst vergangenen Tagen.

Auf den ersten Blick erscheint das Buch langatmig, umständlich und behäbig. Es entwickelt aber eine eigene Spannung, die den Leser in seinen Bann zieht.

John le Carré: Eine kleine Stadt in Deutschland; Klartext-Verlag Essen 2005; 309 Seiten; ISBN: 978-3-89861-785-0

http://www.wir-in-nordrhein-westfalen.de/ – unter dieser Internetadresse ist es im weltweiten Netz zu finden.

„Wir in Nordrhein-Westfalen – Unsere gesammelten Werke“ präsentiert die vielfältige Kultur unseres Landes. Es handelt sich dabei um ein Gemeinschaftsprojekt von WAZ-Mediengruppe, WDR und Klartext-Verlag. Nach Angaben des Verlages bietet es dem Leser „bedeutende Werke aus Literatur, Film, Geschichte und Musik. Kulturgeschichte verbindet sich mit Unterhaltung und praktischer Service-Lektüre. Die Auswahl treffen Kulturexperten, die auf die Unterstützung von Lesern und Hörern setzen.“

„Viele bemerkenswerte Werke sind schon lange vergriffen, in Archiven verschwunden oder auf diese Art und Weise noch nicht im Handel erhältlich gewesen. „Wir in Nordrhein-Westfalen“ hebt diese Schätze – und bereichert die Auswahl zudem durch neue Bücher, die nur für diese Reihe konzipiert und produziert werden. Beispielhaft zu nennen sind eine Sammlung der wichtigsten Reden Johannes Raus, eine Anthologie mit Texten Heinrich Heines, in denen der Dichter seine Identität als deutscher Jude reflektiert und Schimanski im Tatort „Schwarzes Wochenende“ zum ersten mal auf DVD. Ein Kochbuch mit regionalen und internationalen Rezepten erscheint ebenso in der Reihe wie ein Bastelbuch mit der Maus und dem Elefanten,“ berichtet der Verlag aus der Ruhrgebiets-Metropole Essen.

Die Medien, die „Unsere gesammelten Werke“ bilden, sind in wöchentlicher Abfolge erscheinen: eine DVD (Dokumentation oder Spielfilm), ein Buch (Belletristik, Biografie, Kinderbuch), eine CD (Hörspiel oder Musik) und ein Sachbuch (Geschichte, Service). Jeder Monat ist einem anderen Thema gewidmet, etwa der Gründung Nordrhein-Westfalens, dem Fußball im Revier oder der Geschichte der Migration.

Ich bin mir nicht sicher: War dies ein Projekt der Kulturhauptstadt Ruhr 2010? Keine Ahnung.

Le Carré ist durch Romane wie „Der Spion, der aus der Kälte kam“ oder „Bube, Dame, König, Spion“ bekannt und berühmt geworden. Das vorliegende Buch gehört sicherlich nicht unbedingt zu seinen bekanntesten Werken. Der Bezug Bonn à Nordrhein-Westfalen hat sicherlich dazu geführt, daß es in diese Buchreihe aufgenommen wurde.

Die Kulturhauptstadt 2010 ist schon lange vorbei und Geschichte. Es bleibt die Frage, wie nachhaltig sie ist. In der Tagesaktualität kommt sie jedenfalls nicht mehr vor. Die kommunale tagesaktuelle Kulturpolitik muß sich mit Finanzfragen herumschlagen und sich bemühen, nicht einer rabiaten Kahlschlagpolitik zum Opfer zu fallen.

Doch, halt, eine Idee wächst und gedeiht in diesem Augenblick. Nehmen wir die Region Niederrhein als Dreieck Mönchengladbach – Duisburg – Emmerich. Schaut man sich – beispielsweise – in der Internetenzyklopädie Wikipedia an, welche Orte in diesem überschaubaren Rahmen gibt, wird man schnell und voller Staunen feststellen, daß hier auch viele Literaten jeglicher Couleur ansässig (gewesen) sind.

Viele von ihnen sind heute aber völlig unbekannt, weil längst vergessen. Wäre es da nicht reizvoll, die Bücher dieser niederrheinischen Schriftsteller unter dem (Arbeits-)Titel „Wir am Niederrhein – Unsere gesammelten Werke“ herauszugeben?

Der Verein Niederrhein (VN) ist ein in Krefeld ansässiger Verein für Heimatpflege, Wandern und Natur- und Umweltschutz in der Region Niederrhein.

Der eingetragene Verein wurde am 23. März 1928 unter dem Namen Verein linker Niederrhein gegründet. 1998 wurde wegen der auch rechtsrheinischen Ortsvereine der Name zu Verein Niederrhein (VN) gekürzt.

Mitglieder sind 54 öffentlichrechtliche Körperschaften wie Kreise und Gemeinden, 55 lokale Heimat- und Geschichtsvereine, 22 eigene Ortsvereine mit 2250 Mitgliedern sowie 450 direkte Mitglieder. Er selbst ist Mitglied im Verband Deutscher Gebirgs- und Wandervereine.

Der Verein gibt im 75. Jahrgang die Vierteljahresschrift Der Niederrhein heraus. Darin wird neben dem Vereinsleben auch über die heimatkundliche, naturkundliche und Naturschutzarbeit seiner Arbeitsgemeinschaften berichtet.

Die Artikel stammen nicht nur von Heimatforschern. Auch zahlreiche bekannte Autoren stellten Beiträge für die Zeitschrift zur Verfügung.

Die Niederrhein-Schriftsteller Otto Brües, Leonhard Jansen und Ferdinand Oppenberg, der Musikwissenschaftler und Volksliedforscher Ernst Klusen, der Archäologe und Denkmalpfleger Hugo Borger, die Botaniker Albert Steeger und Hans Höppner, der Landschaftsökologe Jochen Hild sowie der Kabarettist und Lyriker Hanns Dieter Hüsch (Heiligabend am Niederrhein) seien hier als Beispiele genannt.

Weiterhin gibt er die Niederrheinischen Jahrbücher, Schriften zur Natur und Geschichte des Niederrheins, Wanderkarten und Heimatkundliche Wanderführer heraus.

Wie wir sehen, gibt es schon eine kompetente Vereinigung, die unter heimatkundlichen Gesichtspunkten eine solche Schriftenreihe zusammenstellen könnte.

Zumindest was den Printbereich anbelangt. Vom Westdeutschen Rundfunk würde ich mir schon wünschen, daß er ein paar DVDs.

Die Geschichte der Orte am Niederrhein könnte genauso ein Thema sein wie bedeutende Kirchen, Burgen und Schlösser, Ausflugsziele oder (endlich) die Verfilmung der Kriminalromane von Niklaus Schmid und Leenders / Bay / Leenders. Reizvoll wäre aus Sicht des Senders sicherlich die Verbindung Ausstrahlung im Fernsehprogramm und Verkauf als Video.

Und der Klartext – Verlag ist geradezu prädestiniert für diese Aufgabe. Hat er es sich doch Regionalia auf die Fahnen geschrieben, und zwar solche aus unserem Bindestrich-Bundesland Nordrhein-Westfalen. Für wen sonst als ihn würde sich ein solches Projekt sonst lohnen?

Im Moment sind solche Gedanken natürlich noch reine Phantasie. Vielleicht können ja Einrichtungen wie das Kultur-Staatssekretariat der nordrhein-westfälischen Landesregierung, der Literaturbüro Ruhrgebiet und auch private Sponsoren ein solches Projekt ideell und finanziell unterstützen?

www.mfkjks.nrw.de/kultur/

http://www.klartext-verlag.de/

http://www.literaturbuero-ruhr.de/

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