1. Chorkonzert mit Werken von Mendelssohn und Brahms
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Im 1. Chorkonzert der Spielzeit gab es Werke von Mendelssohn und Brahms zu hören, die meines Wissens seit vielen Jahren hier nicht mehr erklungen sind. Ein sehr verdienstliches Unternehmen, dem man nicht genug Anerkennung zollen kann.
Leider war der Konzertsaal des Stadttheaters nicht einmal zur Hälfte besetzt. Das mag zum Einen dadurch verursacht worden sein, dass diese großartige Musik zu wenig bekannt ist.
In welchem Schulunterricht werden die Texte Goethes, Schillers oder Hölderlins noch besprochen, von der Musik Mendelssohns, der doch eine Reihe grandioser Schauspielmusiken schrieb, von Brahms, der wie es scheint, vielen Dirigenten zu romantisch oder zu schwierig ist, gar nicht zu reden.
Außerdem fand zur gleichen Zeit im Theatersaal eine Vorstellung von Shakespeares „Lear“ statt. Genau so schütter besetzt?
Wo blieben die Sänger der Chöre Mönchengladbachs, die Musiklehrer mit ihren Schülern, die doch hier einmal wirklich selten aufgeführte Werke hätten hören können!
Im ersten Teil gab es von Mendelssohn „Die erste Walpurgisnacht“ nach der Ballade von Goethe.
Mendelssohn greift hier in der Zweitfassung tief in die Kiste des Instrumentierens. Wie er hier zum Anfang Sturm und den Übergang zum schönen Wetter schildert, wie er alle Farben des Orchesterklangs aufs Schönste, Überzeugendste bringt, ist schon ganz große Meisterschaft.
Was dann Solisten, Chor und Orchester zu leisten haben, ist großer Oper sehr nahe.
Hier wird eine ganze Palette von großen Gefühlen, schon von Goethe dargeboten, von Mendelssohn kongenial vertont.
Die Christen, von den Druiden und ihren Anhängern gehasst, werden von vermummten Kelten nächtlich erschreckt, ihre Frauen haben Angst, die Druiden, an der Spitze die Priester, beruhigen sie. Der Oberpriester verweist auf die Pflichterfüllung, das Feuer, das Licht zu ehren.
Dieses geschieht in einem jubilierenden großen Schlusschor mit Solo des Priesters.
Das Zögern der alten Frau wurde hier mit wunderbaren Alt-Tönen von Katharina Ihlefeld gesungen. Die nicht ganz einfache, gleich am Anfang aufs hohe “a“ steigende Tenorpartie, in den lyrischen Teilen von Michael Siemon sehr schön gesungen, in den dramatischen Stellen, Hilf, ach hilf….. sang er nur, zwar schön, aber die Dramatik des Textes ging unter. Es war zu glatt.
Andrew Nolen sang mit flexiblem, klangvollem Bass-Bariton den Druidenwächter, perfekt die Stimmung wiedergebend.
Rafael Bruck, Bariton, war die Partie des Priesters anvertraut.
Er hat eine schöne Stimme, blieb aber der Ausdeutung seiner zugegeben schweren Partie vieles schuldig.
War er so mit der Stimmtechnik beschäftigt, dass sehr viele zusammengehörende Textstellen durch Zwischenatmen getrennt wurden?
Der sogenannte „Heldentenor“ Klaus Florian Vogt, der auch ständig zwischenatmet, ließ grüßen. Kein gutes Beispiel.
Diese Kritik sollte nicht als Bemängeln verstanden werden, sondern als konstruktiv.
Wo blieb hier die Arbeit des Korrepetitors, des Studienleiters?
Der Chor sang sehr gut, war bei der Sache, die Ausbrüche des Schlussgesangs kamen glanzvoll und engagiert.
Das Orchester spielte manchmal etwas ruppig, manchmal ohne viel Vibrato (1.Geigen).
Die Auffassung des „Einspringers“ Michael Preiser gefiel mir, er leitete behutsam durch alle Tücken dieser schweren Partitur.
Im zweiten Teil gab es dann zunächst „Nänie“ von Schiller, in einer wunderbaren musikalischen Ausdeutung durch Johannes Brahms. Welch ein Text, welche Musik.
Brahms gibt aber hier nicht nur die unendliche Trauer in die Musik, sondern auch die Tröstung.
Die Ausführung konnte mich nicht zufriedenstellen.
Schon das Oboen-Solo im Vorspiel klang nicht. Hatte die Oboistin ein defektes Blatt genommen?
Die Damenstimmen klangen sehr schön, schlanke Soprane, dunkle Altstimmen.
Schlecht war es um die Tenöre bestellt, der Klang zerfiel in Einzelstimmen.
Die Bässe sangen rund und schön.
Hatten die Profi-Einspringer keine Proben?
Preiser vollbrachte hier mit Chor und Orchester trotzdem eine beachtliche Leistung. Piani!
Es folgte, ebenfalls nach einem Text von Goethe, die Vertonung von Brahms „Der Gesang der Parzen“ aus dem Schlussmonolog des 4. Aktes der „Iphigenie auf Tauris“ für 6-stimmigen gemischten Chor.
Es ist ein zutiefst bedrückendes, herbes Werk, selbst in einer perfekten Aufführung schwer zu verdauen.
Hier geriet der Niederrheinische Konzertchor, verstärkt durch Profis, an seine Grenzen.
Abwechselnde Frauenchöre – Männerchöre stellten den Chor vor nicht gelöste Aufgaben.
Die Mängel der Tenorfraktion waren bei größtem Wohlwollen nicht zu überhören.
Warum wurde hier nicht die gesamte Fraktion der Männerstimmen des Opernchors hinzugezogen?
So kann man einem so schweren Werk nicht gerecht werden.
Hieran konnte auch der Einsatz von Michael Preiser nichts ändern.
Bemerkenswert ist hier noch, dass Brahms den „Gesang der Parzen“ seinen Freunden in „Crefeld“ zueignete. Welch eine Ehre!
Das letzte Werk des Abends brachte die Vertonung eines Hölderlin Textes (Hyperion), wieder von Johannes Brahms.
Auch hier wieder versinkt Brahms wie auch in seinem „Deutschen Requiem“ nicht in uferlose Traurigkeit, sondern fügt dem Hölderlin-Text ein versöhnliches Nachspiel zu.
Es ist ein unglaubliches Stück, das zutiefst berührt.
Dieses Berührtwerden wünsche ich jungen Menschen, die dadurch vielleicht zur Musik finden könnten.
Aber wo sind sie, wenn sie nicht in Schule und Konzert herangeführt werden.
Die Berührung empfand ich auch in der Aufführung.
Es war einfach schön und erfüllt.
Fazit:
Ein trotz aller Ecken und Kanten schöner Abend, den das Publikum herzlich und ausdauernd beklatschte. Michael Preiser hinterließ einen sehr guten Eindruck.
Herbert Rommerskirchen
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Rendoerseg schrieb am 25.11.2013 um 15:42 Uhr:
Das geringe Interesse an dieser Veranstaltung kann aber auch an der typischen Mönchengladbacher Art gelegen haben.
Es ist mir schon oft aufgefallen, dass man zu irgendeinem Konzert mit Plakaten einlädt, aber dabei lediglich den oder die Komponisten angegeben hat.
Welche Stücke/Werke dann geblasen werden sollen blieb ein Geheimnis.