Der lange Schatten der Kommunalwahl 2014 – Teil VI: Kein Ratsmandat für Barbara Gersmann – „RyO“-Vorsitzende disqualifizierte sich selbst [mit Video]

Bernhard Wilms [ - Uhr]

Der SPD-Unterbezirkspartei­tag am 12.01.2013 hatte die Aufgabe, Kandidaten für die 33 Kommunalwahlbezirke und die Reserveliste für den Rat zu nominieren.

Mit dem schlechtesten aller 33 Wahlergebnisse fiel die Vorsitzende des mitglieder­stärk­sten SPD-Ortsvereins Rheydt/Odenkirchen („RyO“) bei den Deligierten durch.

Gersmann erhielt im ersten Wahlgang von den 112 anwesenden Delegierten 55 Ja-Stimmen und 52 Nein-Stimmen bei 5 Enthaltungen. Damit fehlten ihr 2 Stimmen, um für den Rat kandidieren zu können.

Das zweitschlechteste Ergebis erhielt Laura Balter, die 75 Ja-Stimmen, 31 Nein-Stimmen bei 6 Enthaltungen erhielt und in dem für die SPD nicht leicht zu erringenden Wahlbezirk 28 (Kamphausener Höhe …) antritt, in dem sich die Vorsitzende des CDU-Ortverbandes Odenkirchen, Petra Heinen-Dauber ebenfalls um das Direktmandat bewirbt.

Die SPD-Wahlordnung sieht vor, dass für den Fall, dass ein Kandidat für einen Wahlbezirk nicht das erforderliche Quorum von mehr als der Hälfte der Stimmen der anwesenden Delegierten erhält, eine erneute Wahl erforderlich wird.

Nach diesem Wahlergebnis beantragte Gersmann eine Unterbrechung des Parteitages, damit die „RyO-Delegierten“ über die neue Situation beraten könnten.

Nach etwa 30-minütiger Beratung stand fest, dass Barbara Gersmann sich in einem 2. Wahlgang erneut den Delegierten stellen würde.

Vor diesem Wahlgang gab Gersmann diese persönliche Erklärung ab:

„Ja, liebe Genossinnen und Genossen, es ist schwierig was zu sagen, Ihr müsst aber trotzdem zuhören. Ich will nicht verhehlen, dass ich ein Stück weit enttäuscht davon bin, was passiert ist. Ich war schon enttäuscht von dem Ablauf der letzten zwei Wochen, weil ich mir eine offensivere Auseinandersetzung an der einen oder anderen Stelle gewünscht hätte.

Dass es für Mönchengladbach und mir als Zugegezogener sei das mal erlaubt so zu sagen, eine Kultur in der Partei gibt, die nicht respektiert, die nicht möglich macht konkret etwas anzusprechen und auszudiskutieren, sondern unter den Teppich zu kehren und im Zweifel dann in solchen Momenten einzelne Leute abzustrafen, das finde ich persönlich sehr, sehr schade und da muss sich die Mönchengladbacher SPD, glaube ich, auch durchaus noch entwickeln.

Dass es nicht nur darum geht einzelne Personen abzustrafen, sondern dass da ein System hinter steckt, ich glaube dem ist an dieser Stelle nichts hinzuzufügen.

Ich möchte an der Stelle jemanden zitieren, der heute schon mal genannt worden ist, auch wenn er nicht mein Leitbild ist, sondern trotzdem sagen, Rudolf Scharping hat mal gesagt, manchmal gibt es Dinge, die sind größer als man selbst.

Mir persönlich tut es weh. Mich enttäuscht, dass einzelne Leute auf diesem Parteitag versuchen, die SPD nicht geschlossen in die Kommunalwahl starten zu lassen.

Das werde ich nicht zulassen.

Wir werden geschlossen in diese Kommunalwahl gehen. Wir werden für die SPD gewinnen und sagen wir werden immer für die SPD gewinnen, und wir werden nur für die SPD gewinnen Rheydt/Odenkirchen.

Und deswegen brauchen wir auch qualitative Kandidatinnen und Kandidaten, die wir in Rheydt/Odenkirchen auch unzweifelhaft haben und wir brauchen Personen, die in der Lage sind Wahlkreise auch direkt zu holen und nicht nur über gute Listenabsicherung.

Und genau aus diesem Grund trete ich auch im zweiten Wahlgang an.“ [Ende der Erklärung]

Mit dieser Erklärung hatte Gersmann ganz offensichtlich aus Sicht der meisten Delegierten nicht den erwarteten selbstkritischen Ton gefunden, sondern den Delegierten ein systematisches Abstrafen ihrer Person vorgeworfen.

Im anschließenden 2. und abschließenden Wahlgang gaben ihr nur noch 41 Delegierte ihre Stimme, 66 stimmten mit Nein, 6 enthielten sich.

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In Gesprächen mit Delegierten aus „anderen“ Ortsvereinen wurde deutlich, dass Barbara Gersmann nach dem Ergebnis des ersten Wahlganges und vor ihrer Erklärung mehr Stimmen erhalten hätte und ihr damit vielleicht doch die Möglichkeit eröffnet worden wäre, für den Rat zu kandidieren.

Durch ihre „Delegiertenschelte“ hat sie sich diese Chance ganz offensichtlich selbst verbaut.

Berücksichtigt man, dass vom Ortsverein (OV) Rheydt/Odenkirchen statt 40 nur 36 Delegierte anwesend waren, erhielt Gersmann 5 Stimmen aus anderen Ortsvereinen. Rein rechnerisch.

Tatsächlich könnten aber auch mehr Delegierte aus anderen Ortsvereinen ihre Stimme gegeben haben und einige Delegierte aus dem OV Rheydt/Odenkirchen aufgrund von Vorkommnissen in der Vergangenheit in diesem OV ihrer Vorsitzenden ihre Stimme verweigert haben.

Angela Tillmann erklärte nach dem Parteitag gegenüber unserer Zeitung, dass es keinerlei Absprachen im Unterbezirksvorstand und unter den „anderen“ Ortsvereinen gegeben habe.

4 Kommentare zu “Der lange Schatten der Kommunalwahl 2014 – Teil VI: Kein Ratsmandat für Barbara Gersmann – „RyO“-Vorsitzende disqualifizierte sich selbst [mit Video]”
  1. Ist Gersmanns Motto: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch es geht auch ohne ihr“?

    Allein ihr Gesichtsausdruck! Fehlte nur noch, dass sie mit den Füßen aufgestampft hätte.

    So reagieren ungezogene Kinder, denen etwas verweigert wird.

    Einfach mal anerkennen, dass man schlicht und ergreifend verloren hat. Mehr nicht. Den zweiten Wahlgang hätte sie sich ersparen können. Offensichtlich war sie aber von sich und der „Macht“ der „hinter ihr stehenden, sie protegierenden Personen“ überzeugt.

    Dumm gelaufen.

    Zu ihrer Rede: hätte Sie doch nur geschwiegen!

    Verschlimmbessern nennt man sowas auch.

  2. …weil man eben nicht die Probleme unter den Tisch kehren wollte, hat man die richtigen Personen bestraft.

    Fakten sprechenn für sich. Für den OB bleibt uns noch etwas länger Zeit… eine schleichende Abstrafung.

    In Ihrer arroganten, überheblichen Art, hat Barbara Gersmann, in Ihrer Erklärung endlich Allen bewiesen, wie Sie zu Gülistan Yüksell steht.

    Wie und über wen sie alles agiert und intrigiert hat, wissen wir ja.

  3. Den grossartigen Kommentar von Medienanalystin kann man ja wirklich kaum etwas hinzufügen, allerdings kann es dem Leser ja nicht neu sein, dass die Intrigen in der SPD mindestens bereits seit der kommunalen Zusammenlegung bestehen!

    Hier natürlich noch ein spezieller Fall, anscheinend sah sich jemand bereits in der Position der selbstkrönenden Königin, kann man nur hoffen, dass sie nicht eines Tages versucht dem Bude die Amtskette zu entreissen.

    Viele haben schon die Ziellinie gesehen und sind davor ausgerutscht.

    Also Genossen/Innen, immer Streusalz mitnehmen, das politische Parkett bei der SPD ist besonders glatt.

  4. Gersmann ein Spaltpilz?

    Gersmann:

    „in solchen Momenten einzelne Leute abzustrafen, das finde ich persönlich sehr, sehr schade und da muss sich die Mönchengladbacher SPD, glaube ich, auch durchaus noch entwickeln.“

    Im Klartext ein Gersmann-Lieblingsthema: eine neue Streitkultur muss bei der SPD her.

    Zu Kandidaten fordert sie: „… die in der Lage sind Wahlkreise auch direkt zu holen und nicht nur über gute Listenabsicherung.“

    Meint sie etwa sich selbst damit? Oder ist es gar Kritik an der von ihr mit geförderten Gülestan Yüksel, die nur über die Landesliste in den Bundestag kam?

    Dass Yüksel Bundestagskandidatin wurde, dafür hatte auch Gersmann gesorgt. Versteht sie das unter „Streitkultur“?

    Über den „Vorgang“ kann man selbstverständlich streiten!

    In Leipzig brach der Vorsitzende der Jusos Leipzig, Frank Franke, eine Veranstaltung ab, weil ähnliches geschah, nämlich gerade erst eingetretene Mitglieder (im dortigen Fall türkischer Herkunft), diese „fluteten“:

    http://www.mdr.de/exakt/guelen_bewegung100-comment.html#cf

    Gersmanns Rolle bei Yüksels Wahl ist nicht ohne:

    „Ohne den Erfolg von Gülistan Yüksel schmälern zu wollen, dürfte ein Vorgang innerhalb der SPD noch zu Dikussionen führen.

    Hatte doch die frisch gewählte Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Rheydt/Odenkirchen, Barbara Gersmann, für eine halbe Stunden vor dem Nominierungsparteitag eine Vorstandssitzung anberaumt, auf der die Aufnahme von etwa 70 neuen Mitgliedern bestätigt wurde, damit diese auf dem Parteitag wählen durften.“

    http://www.bz-mg.de/zu-vergangenen-wahlen/bundestagswahl-2013/spd-bundestagswahl-2013/gulistan-yuksel-mit-fast-55-zur-bundestagskandidatin-der-monchengladbacher-spd-gewahlt.html
    und
    http://www.wz-newsline.de/lokales/moenchengladbach/mitglieder-boom-wegen-yueksel-1.1102791

    Ohne diese 70 Neumitglieder, die dem Lebensumfeld von Yüksel angehören sollen, hätte diese nur 99 Stimmen erhalten und Felix Heinrichs wäre Bundestagskandidat geworden.

    Streitbar war Gersmann wohl schon immer und Bescheidenheit nicht ihre Sache. 2001 wollte sie den Juso-Bundesvorsitz und erklärte in einem Interview mit der netzeitung.de, Zitat:

    „Schröder muss sich warm anziehen. Barbara Gersmann verspricht den Jusos mehr Basisdemokratie. Die Jura-Studentin will für die SPD-Jugend auf die Pauke hauen, wenn nötig auch zu Lasten der rot-grünen Regierung.

    Netzeitung: Außer Ihnen kandidiert auch Niels Annen für den Juso-Vorsitz. Wieso sollten die Delegierten Barbara Gersmann wählen?

    Gersmann: Eins vorab: Ich hoffe, dass wir bis zum Bundeskongress am Samstag nur noch einen Kandidaten haben.“

    http://www.netzeitung.de/1/147080.html

    Zu demselben Thema schrieb die FAZ, Zitat:

    „Gut, dass Gersmann gleich ihre rote Wahlbroschüre mitgebracht hatte. Dort konnte man das eine oder andere nachlesen, was einem vielleicht angesichts des Wortschwalls der Schnellrednerin entgangen war. Vor allem geht es der 26 Jahre alten Politikerin um eine „neue und professionelle Streitkultur“.

    Mit Streitkultur umschrieb die Mutterpartei SPD bis noch vor gar nicht allzu langer Zeit den Umstand, dass sie sich in den meisten Fragen nicht einig war.

    Die Tatsache, dass in den letzten Jahr nicht mehr von Streitkultur die Rede war, ist weder in der Partei beklagt worden noch hat die SPD dadurch offenkundigen Schaden erlitten.“

    http://www.faz.net/aktuell/politik/parteinachwuchs-jusos-hoffen-auf-neue-streitkultur-124199.html

    Ihr Wunsch, dass es damals 2001 beim Juso-Bundeskongress nur noch einen Kandidaten, natürlich Gersmann, gab, erfüllte sich nicht.

    Was auch immer Gersmanns Ziel war, ihre Idee von der „neuen, professionellen Streitkultur“, die sie auch heute wieder so wichtig findet, half nichts. Niels Annen wurde Bundesvorsitzender der Jusos und war dies von 2001 – 2004.

    Heute ist Niels Annen Bundestagsabgeordneter:

    http://nielsannen.de/

    Ist das auch Gersmanns Ziel und sie und Bude hofften, dass sie sich mit einem Ratsmandat profilieren könnte, um dann die nächste SPD-Bundestagskandidatin zu werden, oder gar in einem „Zwischenschritt“ einmal Nachfolgerin von Herrn Körfges?

    Vielleicht sollte Gersmann auch mal ein interkulturelles Straßenfest organisieren, damit man auch sie für das Bundesverdienstkreuz vorschlagen kann. Das gibt dann zusätzlichen Schub.

    Wer es nicht glaubt, ja, für sowas bekam Gülestan Yüksel 2007 das Bundesverdienstkreuz.

    http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BClistan_Y%C3%BCksel

    Die Überzeugung Yüksels, Wert auf das familiäre, vor allem das elterliche Recht, die Tochter bei der Auswahl des Ehemannes zu beraten, muss Gersmann ja nicht übernehmen, zumal sie ihre Entscheidung bereits allein getroffen zu haben scheint.

    Was den Abgeordnetenjob anbelangt, dürften für Yüksel schon vier Jahre reichen, um gut zu verdienen und ihre Altersversorgung um rd. 800 – 1.000 Euro (je nach Entwicklung der nächsten Jahre) aufzubessern und dann:

    Gersmann übernehmen Sie?

    Aber dann bitte mit Direktmandat und nicht nur über gute Listenabsicherung!

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