Ein Falke will fliegen! Der beliebte Schauspieler Felix Banholzer verlässt das Gemeinschaftstheater
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Einer der hervorragenden jungen Schauspieler, der hochtalentierte Felix Banholzer, verlässt zum großen Bedauern des Publikums das Gemeinschaftstheater Krefeld-Mönchengladbach. In Zukunft möchte er freiberuflich spielen.
Das ist sehr verständlich. In der festen Bindung an ein Haus ist der Schauspieler gezwungen, jede Rolle zu übernehmen, die ihm angetragen wird.
Für einen selbstbewussten jungen Menschen eine zwiespältige Sache. Dinge, die man spielen möchte, gehen eventuell an einen Anderen, Rollen, die einem eigentlich fernliegen, muss man spielen, wenn der Vorgesetzte dies will, oder ihn in dieser Rolle sieht.
Felix Banholzer, ein sympathischer junger Mann erzählte im Gespräch mit unserer zeitung von seiner Jugend, in der er absolut keine Interessen fürs Theater hatte. Sport und Akrobatik standen ihm näher.
Fernweh hatte er wohl damals schon. So ging er für zwei Jahre nach Mexiko. Dort kam er mit interessanten Theaterprojekten in Verbindung und hat erste Erfahrungen gesammelt.
Zurück in seiner Heimatstadt Lörrach spielte er in Theatergruppen. Wieder zog´s ihn hinaus in die Welt, dieses Mal nach Afrika. Er bewarb sich um einen Zivildienstposten in der Entwicklungshilfe und landete in Uganda bei Aids- und Kriegswaisen. Erlebnisse mit den jungen Leuten prägten ihn. Aber auch von dort nahm er Theatereindrücke mit.
Jetzt wollte er Schauspieler werden und studierte ab 2006 an der Hochschule in Stuttgart.
Dann betrat er die Bühne am Staatstheater in Stuttgart und am Landestheater in Tübingen.
Offen gesteht er, dass er große Schwierigkeiten hatte, zu verstehen, dass jeder nur ein Rädchen im Getriebe ist.
Sein erstes großes Engagement fand er dann an unserem Theater, den Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach, heute Stadttheater Krefeld-Mönchengladbach. Hier musste er dann lernen, dass auch das kleine Rädchen wichtig ist, dass man auch in einer kleinen Rolle groß sein kann.
Diese Chancen nahm er in einer Minirolle im Othello (Billardspieler) wahr. Größere Rollen folgten sehr schnell, im „Experiment“ und in „Der Gast“, einer mittelprächtigen Komödie.
Dann aber ging es richtig zur Sache. Eine tolle Chance für ihn kam mit Georg Büchners „Lenz“. Die Gestaltung des hochsensiblen Lenz, ein schwieriger und spannender Text, kam ihm sehr entgegen. Eine großartige Leistung.
Ebenso schwierig wie problematisch ist die Darstellung „Ya Basta“ von Jorge Angeles. Hier kamen Ihm seine akrobatischen Fähigkeiten zusätzlich zur bewegten Mimik und Bewegungsausdruck zustatten. Für ihn ein großer Publikumserfolg.
Als Rotpeter (Kafka), Alleindarsteller, verabschiedete er sich von seinem Publikum. Alle bereits positiv erwähnten Charakteristika seiner Darstellung konnte er hier einbringen, Sprache, Mimik, die Bewegungen eines Affen, akrobatische Sprünge bis fast zur Decke. Standing Ovations wurden ihm hier zuteil.
Nach Wunschrollen befragt kam natürlich der Hamlet. Zerrissene, gespaltene Persönlichkeiten, die will er spielen. Das sogenannte schwere, interessante Fach, das man gewöhnlich älteren Schauspielern zuweist. Warum eigentlich?
Er möchte solche Rollen spielen, als junger leidenschaftlicher Mensch, der (noch) nicht von Professionalität angekränkelt ist.
Den Menschen so, wie er ist, mit allen Charakterzügen, allen positiven und negativen Eigenschaften auf die Bühne zu bringen, das Publikum zum Miterleben zu zwingen, ist ihm ein großes Anliegen.
Dass er dieses kann, hat er hier oft bewiesen. Ein interessantes Gespräch mit einem jungen hochbegabten Menschen.
Herbert Rommerskirchen