Vor 60 Jahren war Grundsteinlegung – Nun ist Schluss: JHQ geht in die Mönchengladbacher Stadtgeschichte ein
Hauptredaktion [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Die Briten verlassen Mönchengladbach mit einem Paukenschlag. Am Freitag, 12. Juli 2013, gibt es um 11:00 Uhr auf dem Kapuzinerplatz eine Parade, und einen Tag später lädt das JHQ zu einem großen Tag der offenen Tür ins Hauptquartier ein.
Mit der offiziellen Verabschiedung endet auch die langjährige Geschichte des Joint Headquarters in Rheindahlen (JHQ), die mit der Grundsteinlegung zum Hauptgebäude des Britischen Hauptquartiers, dem sogenannten „Big House“ vor 60 Jahren, am 01. Juli 1953 ihren Lauf nahm.
Den feierlichen Akt der Grundsteinlegung nahmen unter den Klängen der Nationalhymnen von Großbritannien, Belgien, Holland, Kanada und Deutschland General Sir Richard Gale vom Heer, von Rear Admiral R.St.V. Sherbrooke von der Marine und von Air Chief Marshal Sir Robert M.Foster von der Luftwaffe vor.
Es ist auf dem Grundstein vermerkt, dass er „jointly“ – also gemeinsam gelegt wurde. Das neue Hauptquartier sollte die Hauptquartiere des Heeres, der Marine und der Luftwaffe in der britischen Besatzungszone aufnehmen, die sich zuvor in Bad Oeynhausen, Bad Eilsen und Benkhausen befanden.
Aufgrund der veränderten militärischen Weltlage wurde ein Jahr zuvor Mönchengladbach als neuer Standort für ein neues gemeinsames Hauptquartier bestimmt.
Knapp ein Jahr hatten sich die Militärs für ihr ehrgeiziges Vorhaben gesetzt, das rund 470 Hektar große Areal am westlichen Stadtrand von Mönchengladbach zu einem eigenständigen Stadtteil mit kompletter Infrastruktur auszubauen, wobei bei der feierlichen Grundsteinlegung für das „Big House“ mit seinen an die 2.000 Räumen bereits zahlreiche Häuser standen.
Über 200 Millionen Mark investierten die Militärs in das gesamte Gelände, auf dem neben einer hervorragenden Infrastruktur und mehr als 2.000 Gebäuden, darunter rund 1.400 Wohnungen, auch ein Wasserwerk, ein Einkaufszentrum, zahlreiche Sporteinrichtungen, Schulen, Kindergärten und Werkstätten errichtet wurden.
Hinzu kamen ein Heizkraftwerk, ein Wasserwerk und umfangreiche unterirdische technische Infrastruktur, die das Hauptquartier zu einer fast völlig unabhängigen „Stadt in der Stadt“ werden ließen.
Insgesamt an die 1.000 Firmen sollen am Bau des JHQ beteiligt gewesen sein. Teilweise waren rund 6.000 Bauarbeiter und Handwerker gleichzeitig auf der „Baustelle“ beschäftigt. Sie kamen täglich mit Bussen aus den benachbarten Großstädten und aus dem Ruhrgebiet, andere fanden Wohnmöglichkeiten in der Stadt und in benachbarten Orten.
Nach dreimonatiger Verzögerung fand am 04. Oktober 1954 schließlich die offizielle Übernahme des „Hauptquartiers der Nordstreitkräfte von Mitteleuropa“, wie die vier Hauptquartiere zunächst gemeinsam hießen, statt. Drei Tage vorher, am 01. Oktober 1954, lief der erste Zug aus Bad Oeynhausen im Rheindahlener Bahnhof mit den britischen Soldaten ein.
Der Zuzug von insgesamt bis zu 12.000 Personen vollzog sich innerhalb weniger Wochen. In nur zwei Monaten war die Umsiedlung abgeschlossen.
„Wir hoffen, dass sie sich in unserer Stadt bald einleben und wohlfühlen werden, dass bald gute Beziehungen auf kulturellem, sportlichem und vor allem auf menschlichem Gebiet entstehen, und dass dieses wichtige Datum für alle ein erfolgreicher Anfang einer glücklichen und friedlichen Zeit sein möge“, begrüßten der damalige Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Finger und der Oberstadtdirektor Dr. Wilhelm Fleuster die neuen Bewohner.
60 Jahre später wird nun am 12. und 13. Juli 2013 der Schlusspunkt unter ein Kapitel gesetzt, das in die Mönchengladbacher Stadtgeschichte eingehen wird.
Briten sagen ”Goodbye”
Verabschiedungszeremonie vom 11. – 14. Juli 2013 mit Militärparade auf dem Kapuzinerplatz und Tag der offenen Tür und Feuerwerk im JHQ
Rund 60 Jahre nach der Fertigstellung schließt das Hauptquartier in Rheindahlen nun endgültig seine Pforten. Die Briten sagen „Goodbye“ und kehren in ihre Heimat zurück.
Die dreitägige Verabschiedungszeremonie beginnt am Donnerstag, 11. Juli, im JHQ mit einer Serenade und anschließendem Zapfenstreich, an dem interessierte Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können.
Von 20.30 bis 22:00 Uhr werden vor dem Hauptgebäude, dem „Big House“ des JHQ ein Musikkorps der Prince of Wales Devision und ein deutsches Musikkorps, das Heeresmusikkorps 300, spielen. Zusätzlich erklingen die Dudelsäcke der Crossed Swords Band.
Am Freitag, 12. Juli 2013, verabschieden sich die Briten dann in der Mönchengladbacher Innenstadt standesgemäß mit einem Paukenschlag von Oberbürgermeister Norbert Bude und den Bürgern.
Dabei wird es um 11 Uhr eine Parade auf dem Kapuzinerplatz geben. Zuschauer können auf einer extra errichteten Tribüne den Klängen der britischen Militärmusik lauschen.
Im engeren Kreis erfolgt im Anschluss an die Abschiedszeremonie im Rathaus Abtei der Eintrag eines hochrangigen Ehrengastes des britischen Militärs in das Goldene Buch der Stadt.
Großes Familienfest im JHQ
Am Samstag, 13. Juli, laden die Briten dann im Hauptquartier zu einem großen Tag der offenen Tür ein, frei nach dem Motto „ein bisschen party in the park“.
Von 13 bis 22 Uhr erwartet die Gäste ein buntes Volksfest mit Musik, Darbietungen und einer Geräteschau. Die Party schließt mit einem großen Feuerwerk.
Der Zugang zum JHQ-Gelände erfolgt ohne Einlasskontrollen über die Hardter Straße. Die Feierlichkeiten enden am Sonntag, 14. Juli 2013, mit einem deutsch-britischen Abschlussgottesdienst in der Kirche St. Bonifatius, in dem Oberbürgermeister Norbert Bude und Vertreter der britischen Militärs eine Lesung vornehmen werden.
Fotos: Stadtarchiv Mönchengladbach