Superinszenierung der Komödie „Pension Schöller“ im Stadttheater

Red. Theater [ - Uhr]

Nach langer Zeit im Stadttheater einmal eine Komödie bei der man lächeln, schmunzeln, herzhaft lachen kann.

Durch einen wirklichen Fach-Regisseur, Michael Gruner, einem alten Hasen, der Komödien kennt, und diese, so schwer es auch ist, fabelhaft auf die Bühne bringen kann, inszeniert,  gab es den Schwank „Pension Schöller“  von Carl Laufs in der Bearbeitung von Jürgen Wölffer, dem Leiter der Komödie am Kurfürstendamm Berlin, der auch in der Komödie zu Düsseldorf kein Unbekannter ist.

Unterstützt wurde er durch seinen Bühnenbildner Udo Hesse, der mit wenigen Requisiten auskommt. 

Ist nun die „Pension Schöller“ wirklich ein echter Schwank oder eher eine Komödie, eventuell sogar eine Tragikomödie?

Wie in dieser Geschichte ein reicher Grundbesitzer, der seinen Stammtischgenossen ein verrücktes Erlebnis erzählen und ihnen damit imponieren möchte, außerdem als Investition für die Zukunft auf seinem Grundstück eine Irrenanstalt errichten will, denn, „Bekloppte“ wird es immer geben, und damit kann man Geld verdienen.

Er logiert in einem Berliner Café, wird von seinem Neffen zum Besuch einer Irrenanstalt animiert  und landet stattdessen im oberen Stockwerk in einer Pension, deren Bewohner zwar alle mehr oder minder seltsam, aber nicht verrückt sind, sich stets präsentieren, mehr sein wollen, als sie sind, zu guter Letzt auf seinem Gut auftauchen und ihn total verwirren.

Verwirrungen zetteln immer wieder die Tochter des Pensionsbesitzers und der Neffe des Grundbesitzers an.  Also Situationskomik ohne Ende. 

Klapproth, perfekt dargestellt durch Daniel Minetti, hält die Pensionsgäste durch ihr skurriles Benehmen tatsächlich für verrückt und ist selbst zum Schluss stark verunsichert, eine fast  tragische Figur.

Da ist der pensionierte Major von Mühlen, der immer noch an eine verlorene Schlacht und einen verlorenen Prozess denkt, mit diesen Erinnerungen ( ob sie wohl stimmen?) die Mitbewohner nervt, wie immer fabelhaft dargestellt und gesprochen durch Joachim Henschke.

Wunderbar auch die mehr als überdrehte Schriftstellerin Josephine Zillertal, die ständig Gespräche mitschreibt, diese für den nächsten Roman verwenden will, von Esther Keil.

Christopher Wintgens  gab den angeblichen Großwildjäger Prof. Bernhard, der das Publikum mit einem Tanz aufs höchste entzückte. Ich habe ihn noch nie so locker gesehen. Seine Erlebnisse waren dann auch für Klapproth das Tollste.

Umwerfend Eva Spott als die einen Mann suchende, dabei aber stets unentschlossene Ida Klapproth. Was sie an Bewegungsausdruck und Mimik bringt, ist großartig.

Eine Charakterstudie auch der Pensionsbesitzer Schöller von Bruno Winzen.  Er präsentierte sich hier  noch dazu als Stimmungssänger und gab die „Caprifischer“ zum verstimmten Klavier, das etwas später noch als Versteck für Paul Steinbach diente.

Den größten Beifall erhielt berechtigt Paul Steinbach, der perfekt seinen Sprachfehler bis zu Schluss durchhält und großartig spielt.

Nicht zu vergessen seien hier die Leistungen von Johanna Geißler in einer Doppelrolle als Tochter Klapproths und als Kellner, wie auch des famos aufspielenden Neffen Alfred von Felix  Banholzer. Sie sind die Drahtzieher der ganzen Komödie.

Alle Darsteller waren bei dieser hervorragenden Regiearbeit  in jedem Moment in ihrer Rolle, ausgefeilt bis ins kleinste Detail, jedes Wort war zu verstehen, was ja heutzutage nicht so oft der Fall ist.

Liegt es tatsächlich am Regisseur Michael Gruner und seinem Bühnenbildner Udo Hesse?  

Ja!

Hier durften die Akteure sprechen, brauchten nicht zu schreien und zu brüllen.

Eins habe ich allerdings nicht verstanden, was sollte die Pantomime am Schluss?  Ich vermeinte, hier die Wolfsschlucht  aus Webers Freischütz zu sehen.

Fazit:

Ein Abend, an dem das Publikum, nach zu Recht starkem Beifall, zufrieden, erheitert und auch bewegt aus dem Theater ging.

Ein Riesenvergnügen, bei dem bei  genauem Zuhören und Zusehen auch die Untertöne zu bemerken waren.

Unbedingt zu empfehlen!

Herbert Rommerskirchen

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