Masterplan Mönchengladbach – Teil IV: Werden Masterplaner zu „Trojanern“? – Erfährt „Gladbacher Schöpfungsgeschichte“ ein weiteres Update?
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Als „Trojaner“ bezeichnet man in der heutigen Zeit ein scheinbar nützliches Computerprogramm, das ein anderes sozusagen versteckt mit sich führt, mit dem ganz andere Ziele verfolgt werden, als es den Anschein hat.
So war es, wenn man der griechischen Mythologie glauben darf, im Trojanischen Krieg.
Die Griechen bauten ein hölzernes Pferd, in dessen Bauch ihre Krieger versteckt waren.
Diese hatten den Auftrag, nachts die Stadtmauern Trojas von innen zu geöffnen und das Heer der Griechen einzulassen.
Was sie erfolgreich getan haben sollen. Gewünschtes Ziel erreicht.
„Metaphorisch versteht man unter einem „trojanischen Pferd“ vordergründig jede List, die zum Ziel hat, harmlos getarnt in einen sicheren geschützten Bereich eingelassen zu werden“, ist in Wikipedia nachzulesen.
Kaum anders verhält es sich mit vermeintlich „geschenkten“ Masterplänen.
Wenn jemand nicht schnell und „nachhaltig“ genug seine (eigenwirtschaftlichen) Ziele erreicht, bedient er sich geschickt der beschriebenen List.
Wärend in der Antike die Griechen nach zehnjährigem vergeblichen Anrennen gegen die Festung „Troja“ den Trojanern ein Geschenk in Form eines riesigen Holzpferdes machten, sind es heute mehrere Hunderttausende EURO, die das Pferd „masterplan“ kostet und ebenfalls ein Geschenk sein soll.
Wie damals die Trojaner das Pferd selbst in ihre Stadt hinein zogen, sind es heute die Stadtoberen, die „farbenübergreifend“ das vermeintlich bürgerliche Engagement durchweg kritiklos über den grünen Klee loben und nicht zu merken scheinen, wem sie in Wirklichkeit Tür und Tor öffnen.
Hier ein Grünzug, dort ein Bachlauf, anderswo so genannte Stadtkanten und an wieder anderen Stellen „Leuchttürme“ und andere „Luftschlösser“.
Für viele dieser architektonischen Versuchungen; die den durchaus schönen Traum von einer attraktiveren, moderneren Stadt erwecken, wird gelten, dass deren Befürworter noch nicht einmal eine Gundsteinlegung erleben werden.
Wie heißt es so schön in Sonntagsreden und salbungsvollen Grußworten: „Der Masterplan zeigt in seiner Funktion als „urbane Akupunktur“ auf, wie sich die Stadt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln und wo zukünftig neue Baustellen eröffnet werden könnten, um weitere Entwicklungspotentiale auszuschöpfen.“ (Auszug aus dem Neujahrsgrußwort 2013 von OB Norbert Bude).
Das „Trojanische Pferd“ scheint seine Wirkung nicht verfehlt und die List der „örtlichen Griechen“ scheint funktioniert zu haben.
Aussagen, wie „Sichtbare Zeichen für die positive Entwicklung unserer Stadt sind in erster Linie die Bagger und Kräne auf den Baustellen, die für Veränderung und Umbruch gleichermaßen stehen.“ (ebenfalls OB Bude) sind ein klares Indiz dafür.
Daran, dass andere einmal „von außen“ auf die Dinge schauen und an der einen oder anderen Stelle versuchen, den Nebel zu lichten und stadtplanerisch Verkorkstes zu korrigiern, ist nichts Verwerfliches – im Gegenteil. Für Gladbach sogar mal was ganz Neues.
Je mehr jedoch sich dieses anfänglich als positiv zu wertende „Draufschauen“ nicht nur zur Entwicklung eines Grundkonzepts, sondern zu teils rigiden Eingriffen in gewachsene, fuktionierende Stadtstrukturen führen, umso mehr entfernen sich die Planer von den eigentlichen Aufgaben und Inhalten einer gelungenen Masterplanung.
Die im „Trojanischen Pferd“ in die Stadt gekommenen „guten Krieger“ werden so zu „weniger guten Kriegern“.
Was letzlich dazu führt, dass der Nebel dabei nur verschoben und genutzt wird, die aktuelle, kurz- und mittelfristige Realität verschleiert bleibt.
Das Ziel ist verfehlt, zumindest das Ziel, mit dem die „örtlichen Griechen“ vorgegeben hatten, angetreten zu sein. Zumal sie jede Gelegenheit genutzt zu haben scheinen, nebulöse Zielkorrekturen vorzunehmen.
Wenn sich dann in nicht allzuferner Zukunft die Nebel gelichtet haben werden, sollten auch die teils immer noch unbedarften „städtischen Trojaner“(die es tatsächlich geben soll) erkennen, was sie damit angerichtet haben, als sie das „Trojanische Pferd“ in die Stadt zogen.
Genau wie einst in Troja wird es zu spät sein, wenn an den Folgen erkennbar wird, dass das Geschenk in Wirklichkeit gar keines war.
In jedem Fall erfährt die „Gladbacher Schöpfungsgeschichte“ ein weiteres Update, wenn auch mit andersfarbigen Vorzeichen.
2.
Ypsilon schrieb am 15.02.2013 um 17:26 Uhr:
@ M. Angenendt
Dem was Sie schreiben ist fast nichts mehr hinzuzufügen.
Die Politiker dieser Stadt (Ausnahme FWG) scheinen nahezu trunken vor Glück und infolgedessen blind, taub und kritiklos gegenüber diesem Masterplan eines Stararchitekten und der Tatsache, dass dieser sich dazu bereit erklärte unserer Stadt seine Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Arbeit machten junge, aufstrebende Architekten, die sich erhoffen (was sehr gut nachvollziehbar ist) dank ihrer Tätigkeit in Grimshaws Dunstkreis Meriten zu erwerben, die für ihre Karriere förderlich sind. Wer möchte nicht in (fast) einem Atemzug mit dem Stararchitekten genannt werden.
Jede Partei hat offensichtlich das Empfinden, sich (und ihre Wünsche) an einer ihr gefälligen Stelle des Masterplanes wieder zu finden oder interpretiert es zumindest so und schon ist alles gut. Sogar die Grünen hat dieser Virus infiziert.
Und die Baulöwen dieser Stadt wetzen vermutlich schon die Krallen und kriegen einen Speichelsturz nach dem anderen angesichts der Appetithappen bis hin zu opulenten Menüs, die dieser Plan in Mengen beinhaltet und in Aussicht stellt. Für jeden ist sozusagen etwas dabei.
Hauptsache, es kann wieder mal gebaut werden.
1.
M. Angenendt schrieb am 14.02.2013 um 16:33 Uhr:
Bei allen Gladbacher Parteien herrscht anscheinend die Devise: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Das könnte passen, wenn die sich nicht mal wieder unkritisch betören ließen.
Es müssen nur die „richtigen Leute“ auftreten, dann fluppt das schon. Derselbe Masterplan von einer Gladbacher Bürgerinitiative würde mit schiefem Blick und bei diesen arg eindeutigen „Visionen“, wenn überhaupt, sehr kritisch beäugt.
Mit Geschenken ist das bekanntlich so ne Sache. Hübsche Verpackung und der Inhalt ist (fast) das, was man schon immer mal wollte. Also spart man angeblich Geld. Aber nur fast, weil’s ja nicht exakt das ist, was man will.
Der nächste Spruch dazu: Billige Dinge sind teuer. Das trifft auf den Masterplan zu, auch wenn Sir Grimshaw seinen Namen dafür geliehen hat und mal in Gladbach war. Mehr war’s doch letztendlich gar nicht. Die namhaften Architekten arbeiten doch fast alle weltweit mit Architekturbüros zusammen. Wie in ner Art Franchaisunternehmen. Über allem schwebt dann deren berühmter, bekannter Name.
Wünsche den Herrschaften in der Politik, dass sie endlich die rosarote Masterplan-Brille abnehmen und wieder nen klaren Blick kriegen.