Bebauungsplan Rembrandtstraße/ Peter-Nonnenmühlen-Allee/ Schürenweg – Investoren stellten geänderte Planung vor – Große Unzufriedenheit über den Versammlungsverlauf
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Es war eine jener Bürgerversammlungen, an deren Ende kaum jemand zufrieden sein konnte: die Informationsveranstaltung zu den Absichten, auf dem Karree Peter-Nonnenmühlen-Allee/ Zum Bunten Garten/ Rembrandtstraße/ Schürenweg.
Etwa fünfzig Bürger, die vornehmlich aus dem engeren Umfeld des Areals, auf dem noch die so genannten „Engländer-Häuser“ stehen, sowie eine Reihe Politiker aus der BV Nord waren in der Erwartung am Mittwoch (23.01.2013), in den Ratssaal Abtei gekommen, um zu erfahren, was aus ihren Anregungen und dem Beschluss der BV Nord geworden war.
Beide „Gruppen“ hatten die Verwaltung gebeten, u.a. die Geschossanzahl zu reduzieren und den „Riegel“ entlang des Schürenweges „aufzubrechen“ und die Verkehrssituation durch die zusätzlich vorgesehenen 60 Wohneinheiten in die Überlegungen mit einzubeziehen.
Die Veranstaltung war geprägt von einer in weiten Teilen durchaus als unglücklich zu bezeichnenden „Moderation“ des Abteilungsleiters für Bebauungsplanung, Burghart Burau, einiger Teilnehmer, die nicht die Geduld aufbringen konnten, zuzuhören und so als Störer empfunden wurden und der Tatsache, dass der allgemeine Eindruck bestand, die Verwaltung habe sich nicht hinreichend mit den Hinweisen und Anregungen der Bürger und der BV Nord auseinander gesetzt.
Gefühlte zwanzig Mal musste Burau erklären, man werde die Anregungen „mitnehmen“.
Dass viele Anregungen schon früher vielfach kommuniziert und „mitgenommen“ waren, hatten viele Teilnehmer noch in Erinnerung, so dass sich dadurch die Atmosphäre im Saal nicht gerade verbesserte.
Buraus Ungeschicklichkeit, während des einführenden Vortrages seiner Mitarbeiterin Monika Timmermann, „Verständnisfragen“ zuzulassen, führte dazu, dass ein Teilnehmer, der sich in der ersten Zuhörerreihe platziert hatte, häufig Timmermanns Vortrag unterbrach, wodurch er die Geduld der übrigen Anwesenden auf eine harte Probe stellte.
Wie Frank Sentis, Sprecher der IG Schürenweg, auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte, gehört dieser Herr nicht zur Interessengemeinschaft und war dort auch niemandem bekannt.
Erst als Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers und auch einzelne andere Teilnehmer darum baten, dass Timmermann den Vortrag zuende führen solle, ebbten die Störungen ab.
Positiv registriert Schiffers, dass die Investorengruppe aufgrund der bisherigen Hinweise aus Politik, Verwaltung und Bevölkerung
- die bislang bis zu viergeschossig vorgesehene Bebauung auf dem gesamten Areal um ein Geschoss zu reduzieren bereit sei,
- von der U-Bebauung am Schürenweg in Rembrandtstraße und Peter-Nonnenmühlen-Allee hinein absehen wolle und
- die durch Doppelhäuser als „zu stark verdichtet“ empfundene Bebauung entlang der Rembrandtstraße durch freistehende Einfamilienhäuser zu ersetzen bereit sei.
Eine Gegenüberstellung der ursprünglichen Planung mit der am Mittwoch vorgestellten Planung verdeutlicht die Veränderungen.
Bezirksvorsteher Schiffers wies außerdem darauf hin, dass das Areal in dieser Lage für eine hochwertige Bebauung besonders geeignet sei und dadurch die Chance bestünde, bisher von außerhalb nach Mönchengladbach pendelnde „Gutverdienende“ an Mönchengladbach zu binden. Dies sei auch Ziel von Politik und Verwaltung.
Gegenüber bisher würden nach den Planungen der Investoren auf dem Areal zusätzlich sechzig Wohneinheiten entstehen. Dies würde zusätzlicher Verkehr für die Peter-Nonnenmühlen-Alle und die Rembrandtstraße bedeuten, befürchten deren Anwohner.
Wie sich aufgrunddessen die Verkehrsentwicklung darstellen werde, konnten weder Burau noch die Investoren sagen. Sie erklärten, dass ein entspechendes Verkehrsgutachten erst sehr kurzfristig eingetroffen sei und noch von der Verwaltung geprüft werden müsse.
Dieser Hinweis wurde von den anwesenden Bürgern ebenso mit Unverständnis aufgenommen, wie Buraus Hinweis, dass seine Abteilung nur für den Bebauungsplan und nicht für die Verkehrsplanung zuständig sei.
Auch vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob es klug war, die freiwillige Bürgerinformation ohne die Ergebnisse und die Auswertung dieses und weiterer avisierten Gutachten schon jetzt durchzuführen.
Dazu meinte der planende Kölner Architekt Hans-Peter Tschorn gegenüber unserer Zeitung, dass sich die Investoren und die Verwaltung darauf verständigt hätten, die Planungsänderungen zeitnah den Bürgern zu präsentieren.
Dass eine Dame sich konkret nach der zukünftigen Struktur der Eigentümergemeinschaften erkundigte, macht deutlich, dass nicht nur kritische Bürger an der Informationsveranstaltung teilnahmen.
Auf die Frage nach möglichen Interessenten erklärte Tschorn, dass sich nach der Veranstaltung am vergangenen Mittwoch fast zehn Interessenten ihn, teilweise unter Namensnennung angesprochen hätten.
Unter den Anwesenden waren einige, denen nach eigenem Bekunden in den letzten Jahren von der Bauverwaltung bauliche Maßnahmen auf ihren Grundstücken abgelehnt worden waren, durch die sie Schallschutz gegenüber dem Verkehr auf dem Schürenweg erreichen wollten.
Bemerkenswert war der Umgang mit einer Frage zur „Riegelbebauung“ am Schürenweg, die konkret an den Architekten und die Investoren gerichtet war. So wurde gefragt, ob sie (Architekt und Investoren) Alternativen zur aktuellen Planung untersucht hätten und ob solche präsentiert werden könnten.
Seitens der Investoren wurde bestätigt, dass Alternativen entwickelt worden seien.
Warum diese nicht, wie auch von der Politik eingefordert, präsentiert wurden, wurde nicht beantwortet.
Bebauungsplaner Burau erklärte lediglich, dass man diesen Hinweis „mitnehmen“ werde.
Seine Ergänzung, dass diese Alternativen „zu Lasten der Wohnruhe“ in den hinterliegenden Objekten gehen würden, lässt den Schluss zu, dass die Verwaltung an Alternativen nicht interessiert zu sein scheint.
Bezirksvorsteher Schiffers war sich an dieser Stelle nicht sicher, ob die vorliegende Planung „das Ende vom Lied“ ist. Das werde die Diskussion von Alternativen zeigen.
Dass diese „freiwillige“ Bürgerinformationsveranstaltung nicht die letzte gewesen sein dürfte, war allen Teilnehmern sicherlich bewußt.
Sollten dann jedoch keine Alternativen zum „Riegel“ entlang des Schürenweges vor- und zur Diskussion gestellt werden, und nicht zu jeder dieser Alternativen Lärmbelastungswerte für die „Hinterlieger“ präsentiert werden, dürfte eine solche Veranstaltung kaum in einer anderen Atmosphäre stattfinden, als am vergangenen Mittwoch.
2.
mg41063 schrieb am 2.02.2013 um 12:27 Uhr:
Jede Stadt sollte an einer Bevölkerungsstruktur interessiert sein, die nicht nur den Sozialetat belastet. Stadtverwaltung und Stadtpolitik Mönchengladbach denken offenbar in die Gegenrichtung:
Schon ein kurzer Blick in den aktuellen „Schuldner Atlas Deutschland 2012“ der Creditreform zeigt, dass Mönchengladbach zu den westdeutschen Großstädten mit einer besonders hohen „Schuldnerquote“ gehört (sprich: besonders hohe Anzahl von Privat-Insolvenzen).
Die Stadt scheint besonders Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Einkommen anzuziehen und anzuziehen zu wollen. Ein Blick auf den Geschäfte-Mix der Hindenburgstraße bestätigt dies: Handy-Läden, Spielhallen, Bekleidungs- und Konsumgüterangebot überwiegend im Niedrigpreissektor.
Die Folge sind Verluste an Kaufkraft, die sich in fehlenden Steuereinnahmen und fehlenden Infrastrukturmaßnahmen der Stadt niederschlägt. Und immer wird über fehlendes Geld gejammert.
Die Entwicklung eines auch für prekariatsferne Bevölkerungsschichten interessanten, innenstadtnahen Wohngebiets in guter Verkehrslage könnte gegensteuern.
Bezirksvorsteher Schiffers denkt offenbar in diese Richtung, jedenfalls will er, wie er in der Bürgerversammlung sagte, eine Verslumung der „Engländersiedlung“ verhindern.
Dafür dient ihm Dank. Dies geht aber ohne „Überplanung“ und Abriss der qualitätsniedrigen Bestandsbauten nicht. Hierfür hat die Stadt aber kein Geld und muss sich an Inverstoren werden, bei denen Profit und nicht Städteplanung im Vordergrund steht.
Ob die nunmehr am 23.01.2013 vorgestellten – noch immer sehr verdichteten Planungsentwürfe – auf hinreichende Nachfrage stoßen werden, kann ich nicht beurteilen.
Städtebaulich wird das Gebiet jedoch nicht weiterentwickelt, eher im architektonischen Niveau des gesamten Viertels banalisiert.
Darüber hinaus vermurkst die planungslose Verkehrsplanung der Stadt das Konzept: Die ca. 500 „reichen“ Neubürger, die Stadt und Investor hier einschließlich ihrer 360 PKW unterbringen wollen, werden weder mit der aktuellen Verkehrs- und Lärmbelastung des Schürenwegs, noch mit der mittlerweile unzureichenden Autobahnanbindung-Nord zufrieden sein, die aufgrund der „Pförtnerampel“ die schnelle Fahrt zum hochwertigen Arbeitsplatz nach Düsseldorf verhindert (den es in Mönchengladbach nicht gibt).
Hinzu kommt noch die Lärmbelastung durch täglich/nächtlich 30 Notfallfahrten zum Franziskus-Krankenhauszentrum unter Blaulicht und Martinshorn und noch zusätzlich 2000 PKW-Fahrten zum/vom Krankenhauszentrum zur A 52, die aus Helenabrunn auf den Schürenweg verlegt werden müssen.
Zu einer „Loca Desiderata“ entwickelt sich das angeplante Quartier unter diesen Perspektiven sicher nicht.
Die Stadtplanung hatte bereits mit der „Entwicklung“ der „Engländersiedlung“ im Stadtteil „Bunter Garten“ einen städteplanerisch kaum nachvollziehbaren Fehler begangen. Sie sollte die neue Chance nicht noch einmal leichtfertig vergeben.
1.
gladbacher schrieb am 27.01.2013 um 12:25 Uhr:
So wie es Wohngegenden für untere Einkommen gibt, gibt es rund um den Bunten Garten eine bevorzugte, sprich teure, Wohngegend ist, die sich entsprechend vermögende Leute leisten können.
Nun will man also Gutverdiener in die betuchte Wohngegend locken. Stadtplanung und Politik fördern so gesehen Abschottung von Einkommensschichten.
Aus dem Munde eines Sozialdemokraten hört sich so eine Politik doch recht seltsam an. Keine soziale Steuerung, keine alternativen Bauvisionen – SPD gleicht CDU.