Zweites Sinfoniekonzert unter Gastdirigent Marc Piollet
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Das Violinkonzert D-Dur von Ludwig van Beethoven, immer noch ein Publikumsliebling, dazu die Sinfonie „Aus der neuen Welt“ von Antonin Dvorak, die auch ein absoluter Renner ist.
Was will man mehr?
Doch, man will mehr!
Im, von jedem Geiger gern gespielten Konzert, das von vielen großen Geigern als fast unspielbar bezeichnet, trotzdem geliebt und verehrt wird, konnte man die junge Geigerin Mirijam Contzen hören, die den technischen Schwierigkeiten des Werks durchaus gewachsen ist, mit großer Bravour und einer irren Kadenz spielte, aber merkwürdiger Weise etwas kalt ließ.
Lag es am nicht immer perfekten Ton, die lang gehaltenen Töne wirkten unerfüllt, fahl und substanzarm, schwanden dahin.
Lag es an der Abphrasierung, d.h. jedes Phrasenende wurde klanglich weniger. Das hat nichts mit der Lautstärke zu tun, sondern mit einer Auffassung der Musik. War es ihre Auffassung oder die des Dirigenten?
Schon der Beginn des ersten Satzes im Orchester verhieß nicht Gutes, Non-Legato, ruppiges Spiel, also wahrscheinlich Auffassung des Dirigenten. Vor der großen Kadenz des ersten Satzes wurde es richtig derb und unschön.
Neuer Beethoven-Stil?
Im zweiten Satz (Larghetto) wurde es dann wirklich langsam, die Spannung ließ merklich nach. Das Spiel auf der G-Saite der Geige war seltsam klangarm, in der hohen Lage, auch beim Flageolett dagegen noch schön.
Im dritten Satz konnte Frau Contzen wieder Technik und auch Klangschönheit demonstrieren. Leider begleitete der Dirigent fast immer zu auftrumpfend.
Der Solistin wurde mit lebhaftem Beifall gedankt, sie dankte mit einer perfekt gespielten Zugabe.
Das Orchester begleitete, den Intentionen und Bewegungen des Dirigenten, entsprechend.
Dann Dvoraks Meisterwerk, die 9. Sinfonie.
Ein hochromantisches Werk, in dem Dvorak nicht, wie immer behauptet wurde, Amerika beschreibt, sondern seine Sehnsucht nach Böhmen. Dort gibt es echte Volksmusik im sinfonischen Gewand.
Leider entsprach die Aufführung dieser Vorgabe nicht. Der Dirigent schwankte zwischen fast unhörbaren Pianissimi und gellenden Fortissimi. Besonders das Blech tat sich durch übergroße Lautstärke hervor.
Hatte Herr Piollet keine Probe in der heiklen KFH und konnte sich infolgedessen nicht um den klanglichen Ausgleich bemühen?
Im 2. Satz wurde es dann schön. Das Orchester zauberte wunderbare Klangfarben. Englischhorn mit der wunderschönen Melodie, aber auch die zauberhaft spielenden Fagotte und die anderen Holzbläser, die satt und warm klingenden Streicher. Leider wurde es auch hier wieder immer langsamer.
Der 3. Und 4. Satz entsprach dem bereits zum 1. Satz Erwähnten.
Marc Piollet, ohne Stab dirigierend, hat eine lebhafte Körper- und Händesprache, die sich dem Zuschauer im Zusammenhang mit dem zu Hörenden nicht immer erschließt, manchmal auch stört.
Ähnlichkeiten zum Dirigat Valery Gergievs waren bei den Handbewegungen nicht zu übersehen. Russische Musiker sagen dazu: „Er mischt gerade Feldsalat“.
Hat das Orchester, dem ich hier keine Schuldzuweisung machen möchte, auf diese Bewegungen reagiert? Zweifellos!
Mich hat diese Aufführung eines wunderbaren Werkes nicht berührt.
Das Publikum gab lebhaften Beifall.
Besuchte Aufführung am 25.10.2012, Kaiser-Friedrich-Halle.
Herbert Rommerskirchen