Bezirksvorsteher Krichel-Mäurer mit Besorgnis zum Masterplan
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„Der Masterplan kann die Grundlage einer sehr positiven Entwicklung der Stadt werden. Neben einer positiven Grundidee und einer Vielzahl positiver Einzelelemente geben die bisher vorgelegten Pläne allerdings noch an vielen Stellen Anlass zur Besorgnis und sind alles andere als jetzt schon richtungsweisend. …“
Soll die positive Intention nicht hinter vielfältigen Negativelementen verblassen, bedarf es noch intensiver Überarbeitung und deutlich verbesserter Bürgerbeteiligung.“
So die aktuelle Einschätzung des Bezirksvorstehers des Stadtbezirks Mönchengladbach-Ost, Hermann-Josef Krichel-Mäurer, zu den Auswirkungen auf seinen Stadtbezirk. Und hier seine Besorgnisse im Einzelnen:
Dimension des Gladbach-Tals
Die Idee der Revitalisierung des Gladbachs als den Stadtraum gestaltendes und Identität stiftendes Element ist gut, in ihrer Vorstellung aber überdimensioniert.
Eine Offenlegung des Gladbachs ließe sich an vielen Stellen filigraner gestalten, ohne dabei die Wirkung für die innerstädtische Gestaltung und die Aufenthaltsqualität einzubüßen.
Die bislang vorgestellte Dimension ist hinsichtlich der Kosten für Grundstückserwerb und Herstellung und insbesondere hinsichtlich der für die Pflege anfallenden Folgekosten unrealistisch und für kommende Generationen untragbar. Sie muss dem Realisierbaren angepasst werden.
Zerstörung von Stadtquartieren
Folgt man der bisher vorgelegten Planung, so wird z.B. rund um den Rohrplatz ein gesamtes Wohnquartier ausradiert.
Die Zerstörung hunderter Wohneinheiten an Kranzstraße, Liebigstraße, Lürriper Straße, Rohrstraße und Rohrmühle aber auch im Bereich der unteren Erzbergestraße, Jenaer Straße und Sophienstraße ruft Erinnerungen an die unheilvolle Flächensanierungspolitik vieler europäischer Städte in den 70er und 80er Jahren wach.
Diese Vorstellung ist schon im Ansatz nicht akzeptabel.
Umwandlung von Natur- und Freizeitflächen in Bauland
Im Kapitel „Eine klar definierte Stadtkante schaffen….“ wird durchgehend eine massive Ausdehnung der Bebauung in Natur und Landschaft präsentiert. Naturschutz-, Freizeit- und Erholungsflächen sollen z.B. entlang der Carl-Diem-Straße und rechts und links der zukünftigen Bungtbachaue auf der Grenze zwischen Hardterbroich und Bonnenbroich In Bauland umgewandelt werden.
Bemerkenswert ist, dass an diesen Stellen teils schon in der Vergangenheit Bebauungsversuche in die Landschaft hinein am Widerstand der Bürgerschaft oder der örtlichen Politik gescheitert sind und nun erneut aufgelegt werden.
Ich erwarte, dass im Masterplan die Bedürfnisse der Anwohner und die Belange von Natur und Erholung an den Stadträndern respektiert und die Begehrlichkeiten für diese Flächen aufgegeben werden.
Bürgerbeteiligung
Die bisherigen Dialog-Veranstaltungen haben vornehmlich Zielgruppen aus Wirtschaft, Kultur, Immobiliengewerbe und Verbänden erreicht.
Eine intensive Auseinandersetzung mit den betroffenen Anwohnern in den jeweiligen Quartieren kann ich noch nicht erkennen.
Ich erwarte, dass die Initiatoren des Masterplanes vor Einreichung der Pläne an die Politik offen auf die unmittelbar Betroffenen zugehen und intensiv das Gespräch vor Ort und die Einbindung der dort lebenden Menschen mit ihren Bedürfnissen suchen.
2.
nihil-est schrieb am 9.10.2012 um 16:22 Uhr:
Masterplan á la MG braucht keiner.
Wäre man geneigt ein paar kritische Fragen zu stellen, so würden die aktuellen Masterplaner aber recht alt aussehen.
Es gibt da ein älteres Lied ( Ich glaube von “ Die Prinzen „, nun wirklich nicht meine Musikrichtung ) dessen Text etwa so geht: ….alles nur gestohlen, alles nur geklaut….
Schon in den späten 1990ern hatte die damalige NVV einige Stadtentwicklungsprojekte prämiert. Gladbachtal und Stadtlichter, es gab öffentliche aber eher schlecht besuchte Ausstellungen, davon.
Das war also unumstösslich lange bevor! die Masterplanergilde mit Stararchitekt hier loslegte.
Verwunderlich, teils als Original – teils mit ein bisserl Retusche am PC – tauchen genau DIESE uralten Dinge wieder auf. Werden aber der Öffentlichkeit als von den Masterplaner selber erarbeitet angepriesen.
Wie geht das?
Masterplaner und Dialog – darf man auch bezweifeln. Vor Monaten schon fragte ich per eMail den Stararchitekten an. Naja, genauer gesagt sein Büro.
Zu einem Dialog per eMail ist es aber nicht gekommen, bis heuer habe ich keine Rückantwort erhalten.
( An einer Sprachbarriere kann es nicht gelegen haben nur um das zu erwähnen. Englisch kann ich recht gut. )
Köln, Köln, was juckt mich der Masterplan von Köln….beim kölschen Klüngel aber, da kann es MG schon mit aufnehmen!
Güterbahnhof ( neuhochdeutsch “ City-Ost “ ) steht doch aktuell an. Büros statt laut Plan Fachgeschäfte. Nicht minder nah zum masterplanerischen Gleisen steht ein Filetstück in exponierter Lage mit gar Leuchtturmcharakter ( letztere Vokabeln taugen eher für´s Bullshitbingo…verwenden die Masterplaner aber gerne ) für Büros seit Jahren leer. Will keiner Büros drinne haben oder mieten….nennt sich Haus Westland.
Längst ist mein Fazit daher: Egal wofür der Masterplan auch ist – da geh ich in Kontra zu.
Nur so am Rande, nebenbei
1.
Ypsilon schrieb am 9.10.2012 um 12:32 Uhr:
Absolut richtig Herr Krichel-Mäurer! Danke für die klaren Worte!
Sie sprechen aus, was viele mehr oder weniger offen schon gesagt und befürchtet haben.
Grundsätzlich ist so ein Masterplan etwas, das eine Stadt zwecks Planung sicher gut gebrauchen kann.
Gerne würde man glauben, dass die Idee und das Geldsammeln für dieselbe vollkommen uneigennützig und aus Liebe und Verbundenheit zu Mönchengladbach geschehen ist.
Dass dem nicht so ist, war auch sicher den Meisten klar. Dass die, die investieren (in den Masterplan) auch davon profitieren wollen, ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar.
Auch dass die Handwerkerschaft und ortsansässige Architekten und Unternehmen damit verdienen und somit etwas für die örtliche Wirtschaft tun, ist grundsätzlich nichts Schlechtes.
Blöd ist nur, dass es wieder dieselben sind, die sonst lieber dezent im Hintergrund (Hinterzimmer?) agieren und sicher auch zum Gladbacher Insider-Klüngel-Netzwerk/Strippenziehern gezählt werden müssen.
Was war anderes zu erwarten?
Die Idee des Masterplanes wurde nicht „zufällig“ von Bauwens-Adenauer, Masterplanspendierer in Köln (Profiteur in Millionenhöhe aus demselben, wenn auch nicht vollumfänglich wie von ihm erhofft und mit juristischem Nachspiel vor dem Landtag NRW, die Sache schlug in Köln hohe Wellen) bei einem Treffen in der IHK Mönchengladbach, vorgestellt.
Zitat aus RP 18.03.2010:
„Dass sich hochkarätige Unternehmer für den Masterplan einspannen lassen, dürfte auch mit einem Besuch von Paul Bauwens-Adenauer in Mönchengladbach zusammenhängen.
(…)
Der Adenauer-Enkel überzeugte in kleinem Kreis offenbar mit seinem leidenschaftlichen Plädoyer.“
Wie die Überzeugungsarbeit aussah, ist leicht nachzuvollziehen.
Hübsch auch der Satz:
„Stephan Brings, Vorsitzender der Architektenschaft, erklärte gegenüber der RP, wenn ein Verein gegründet werde, dürfe der Vorsitzende kein Architekt sein. „Da brauchen wir eine Persönlichkeit, die über den Verdacht erhaben ist, sie könnte aus Eigeninteresse handeln“, so Brings.
EIGENINTERESSE? Nie nicht … oder … ?
http://www.rp-online.de/niederrhein-sued/moenchengladbach/nachrichten/masterplan-firmen-geben-geld-1.708560
Dann am 10.06.2010 weitere Hofberichterstattung der RP:
„Masterplan: IHK gibt den Takt vor“
(…)
„In Köln hat der Adenauer-Enkel und dortige IHK-Präsident Paul Bauwens-Adenauer eine Million für einen Masterplan eingesammelt.
Und auch in Mönchengladbach, wo Bauwens-Adenauer den Kölner Masterplan vorgestellt hat, ist es mit Heinz Schmidt der IHK-Präsident, der sich an die Spitze der Bewegung gestellt hat.“
http://www.rp-online.de/niederrhein-sued/moenchengladbach/nachrichten/masterplan-ihk-gibt-den-takt-vor-1.713545
Die Aussagen von Herrn Krichel-Mäurer treffen es auf den Punkt:
„Bemerkenswert ist, dass an diesen Stellen teils schon in der Vergangenheit Bebauungsversuche in die Landschaft hinein am Widerstand der Bürgerschaft oder der örtlichen Politik gescheitert sind und nun erneut aufgelegt werden.
Ich erwarte, dass im Masterplan die Bedürfnisse der Anwohner und die Belange von Natur und Erholung an den Stadträndern respektiert und die Begehrlichkeiten für diese Flächen aufgegeben werden.“
Es ist sehr auffällig, WO überall die Masterplaner, selbstverständlich ohne irgendwelche Einflüsterungen oder gar „Vorgaben“ des Vereines, Baumaßnahmen für die Zukunft planen.
Das Thema „Demografie“, wer da jemals mieten, arbeiten und wohnen soll scheint dabei auch vollkommen nebensächlich. Oder doch nicht?
Möglich wäre die Umsetzung eines Großteiles der Planungen nämlich nur, wenn an anderer Stelle abgerissen würde. In mehr oder weniger naher/ferner Zukunft. Vermutlich besteht die Hoffnung eher auf nah, denn fern, damit es auch den „richtigen“ Leuten noch was „bringt“.
Wer wohl von und an all dem (Planung, Abriss, Neubauten, gar Grundstückserwerb a la Kölner Bauwens-Adenauer-Modell?-) verdienen würde?