„Die Liebe zu den drei Orangen“ – Zauberhafte Aufführung im Stadttheater
Red. Theater [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Es war ein einfach wunderbarer Abend, diese Vorstellung der „Liebe zu den drei Orangen“. So etwas von Lebendigkeit, entfesseltem Spiel, wunderbarem Musizieren habe ich in unserem Haus schon lange nicht mehr erlebt.
Prokofieffs Oper, während eines Aufenthalts in Amerika nacheiner russischen Vorlage komponiert, in französischer Sprache in Chicago uraufgeführt, in einer glänzenden deutschen Übersetzung in Köln bereits 1925 unter Eugen Szenkar aufgeführt. Der Prinz wurde damals von dem jungen Peter Anders verkörpert.
Was haben sich der Regisseur(Ansgar Weigner), der Bühnen- und Kostümbildner (Robert Schrag), nicht Alles einfallen lassen, man kam aus dem Staunen, dem Lachen, dem Lächeln gar nicht mehr heraus. Die humorvolle, geschliffene Übertitelung (Christine Lauter), tat das Ihre dazu.
Das war das Beste, was ich an Übertitelung erlebt habe. Die Lacher blieben nicht aus, zumal die kurzen Umbaupausen glänzend ausgefüllt wurden.
Es ging schon mit einem Auszug aus Webers Freichütz, mit an- und abgeschossenen Jägern los, dann der umwerfend komische Krach der Liebhaber des Tragischen, des Komischen, der Lyrischen, die hier unbedingt eine Liebesgeschichte brauchen, und die Hohlköpfe, die wahrscheinlich eine miserable Slapstick-Komödie für Intellektuelle brauchen.
Sie kündigen das Stück „Die Liebe zu den drei Orangen „ an und verkünden, daß sie während der Aufführung nicht tatenlos bleiben werden. So geschieht es auch.
Solch eine Chorführung der Regie, jeder spielte eine andere Rolle, lebhafteste Mimik, wunderbar gesungen, ward lange nicht mehr zu sehen und auch zu hören und war dann während des ganzen Abends zu erleben.
Dann geht’s mit dem eigentlichen Stück los.
König Treff ist besorgt über die Depressionen seines Erben, die schon hyprochondrisch sind, und nur durch Lachen geheilt werden können. Matthias Wippich reizt hier schon die Lachmuskulatur und singt mit profundem Bass.
Er erteilt seinem Hofspaßmacher, Truffaldino , Markus Heinrich, der den Prinzen mit all seinen Späßchen nicht erheitern kann, den Auftrag, ein Fest zu veranstalten.
Der immer noch im Schlafgewand dasitzende Prinz reagiert nicht, bis die Fee Morgana, Dara Hobbs, auftaucht, als alte Frau verkleidet, mit einem Mordskleid prunkend, auf die Stelle fällt, an der der Rücken aufhört, einen anständigen Namen zu führen, das Kleid aufplatzt und, nein nicht der nackte Hintern, sondern nur die Unterwäsche blitzt.
Der Prinz lacht schallend und kann sich gar nicht mehr einkriegen. Hier zeigte Dara Hobbs , dass sie nicht nur eine dramatische Sängerin mit einer tollen Stimme ist, sondern auch umwerfend komisch sein kann.
Natürlich ist die Fata Morgana empört und verflucht, wie in jedem guten Märchen, den Prinzen. Der muß nun solange suchen, bis er die drei Orangen findet.
Er zieht also los.
Nach vielen Abenteuern findet er den Ort, an dem die Orangen sind.
Aber diese werden von der Zauberin Kreonta verwahrt und von einer bösen Köchin bewacht, die jeden Fremdling mit einem Kochlöffel erschlägt und wie in Hänsel und Gretel zu Braten verarbeitet werden soll. Herrlich der Auftritt in einem riesengroßen Kochlöffel, einem der vielen Regiegags, die das Publikum zu Lachstürmen brachte.
Eine Szene, in der durch das Publikumslachen fast von der Musik nichts mehr zu hören war, als die Köchin, wieder Matthias Wippich, den armen Truffaldino Markus Heinrich in ihren Riesenbusen drückte.
Nun endlich werden die Orangen gefunden und geöffnet, da man etwas zu trinken braucht.
Welch eine Enttäuschung: Aus zweien, die Truffaldino öffnet, kommen Prinzessinnen, die auch schon vor Durst sterben und umgehend ins nächste Krankenhaus gebracht werden. Sehr hübsch aussehend und auch gut singend Nele van Deyk und Marianne Thijssens.
Aus der dritten Orange, die der Prinz öffnet, entsteigt die Prinzessin Ninetta, die ebenfalls an Durst leidet.
Er verliebt sich natürlich in sie und besorgt einen Blecheimer mit Wasser.
Daraufhin kann die Liebe entbrennen. Hier endlich kann auch der Prinz, Johann Weigel, der bisher nur lallen und zappeln konnte, zeigen dass er eine schöne Stimme hat und sehr gut singt. Schauspielerisch exzellent.
Happy End? Aber nein.
Wie in jeder Komödie natürlich im zweiten Akt das Drama.
Smeraldine, die tollspielende und schön singende Susanne Seefing, die böse Prinzessin Clarissa, Eva Marisa Günschmann, wunderbar singend und spielend, der ihr hörige Leander von Andrew Nolen, mit sehr schönen Bassbaritontönen, wunderbar spielend, verhindern das Happy End.
Durch die böse Hexe Fata Morgana wird die kleine Prinzessin Ninetta (Agnes Lipka), sehr gut gespielt und mit vielversprechender Stimme gesungen, in eine Ratte verwandelt.
Smeralda tritt an ihre Stelle.
Aber, wie in Märchen so oft, endet alles gut. Beim Hochzeitsball wird alles aufgedeckt. Ende gut, alles gut.
Aber die die Darsteller einiger Rollen sollen doch nicht vergessen werden.
Hayk Dèinyan sang mit balsamischem Bass den Zauberer Tschelio,
Igor Gavrilov, der dramatische Posa in Don Carlo, den leichttuntigen Farfarello, brillant spielend und singend, Tobias Scharfenberger den Vertrauten des Königs, Pantalone, mit blühender Stimme.
War die Ähnlichkeit mit Thomas Gottschalk gewollt oder Zufall? Leider war diese Partie zu kurz.
Es würde zu weit führen, noch mehr über Regie, Kostüme, Ausführende, zu schwärmen .
Dem wieder toll singenden und spielenden Chor, dem wieder hervorragend unter der Leitung von Graham Jackson aufspielenden Orchester, das diesmal wieder zu echten Pianissimi und zuchtvollem Forte fand, ein Riesenlob.
Beifallsstürme dankten allen Mitwirkenden.
Da es sich hier um eine wirkliche Familienoper handelt, sollte jeder nicht nur musikalisch interessierte diese Vorstellung mit der ganzen Familie besuchen. Viele Jugendliche und Kinder waren in der Premiere zu sehen.
Das Theater wird Vorstellungen anbieten, die zeitlich so gelegt sind, dass Kinder sie besuchen können.
Schönste Unterhaltung, wunderbare, ebenso wunderbar gebrachte Musik.
Ohne jeden Abstrich sehr zu empfehlen.
Herbert Rommerskirchen