Literaten aus der Region: Joseph Dommers Vehling
Andreas Rüdig [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Joseph Dommers Vehling wurde am 9. August 1879 in der kleinen niederrheinischen Stadt Dülken geboren. Er besuchte zwar das dortige Gymnasium; seine Eltern meldeten ihn aber (aus mir nicht bekannten Gründen) wieder ab, als der Junge 14 Jahre alt war.
Vehling erlernte den Beruf des Kochs. In der Folgezeit ging er auf die Walz und bildete sich in Belgien, Frankreich, England und Skandinavien weiter.
Eine Besonderheit kam in Italien hinzu: Dort sammelte er in Museen und Bibliotheken Material über die frühe römische Küche. Ein entscheidender Einschnitt kam dann im Jahre 1904. Vehling wanderte nämlich in diesem Jahr in die USA aus. Dort heiratete er 1910 Johanna Ostendorf.
Dort war der junge Mann in mehreren Hotels tätig, unter anderem in Milwaukee und New York. Er engagierte sich aber auch in einer Fachgewerkschaft. Ab 1913 ist Vehling auch immer wieder schriftstellerisch tätig.
Seine ersten Bücher enthalten Aphorismen, Lieder und Gedichte. Vehling war Herausgeber der Zeitschrift „Hotel Bulletin and the Nation`s Chef“.
„De re coquinaria“ heißt das älteste bekannte Kochbuch der Welt; es wird dem römischen Feinschmecker Marcus Gavius Apicius zugeschrieben. Vehling übersetzte das Buch ins Englische. Es ist 1936 unter dem Titel „Cookery and Dining in Imperial Rome“ erschienen und wird wohl auch heute noch als Reprint herausgegeben.
Vehling gilt heute als Begründer der Forschung über die Kochkunst. Er sammelte Kochbücher, die die Geschichte der Kochkunst von der Antike bis heute beschrieben und betrieb eigene Studien.
Doch damit war es nicht getan. Vehling unterrichtete an der Cornell University über die Kochkunst in der Renaissance und Anike. Der Cornell-Universität vermachte er auch seine rund 400 Bücher und Manuskripte umfassende Sammlung.
Und die muss wohl nicht ganz unbedeutend gewesen sein. Historisch wertvolle und geschichtliche bedeutsame Bücher gehörten nämlich genauso dazu wie Speisekarten historischer Bankette und Holzschnitte berühmter Gourmets. Vehling starb am 20. September 1950 in Chicago.
Daß Viersen nicht gleich Mönchengladbach ist, ist mir ja auch klar.
Angesichts dieser ungewöhnlichen Biographie und des noch ungewöhnlicheren literarischen Schwerpunktes reizte es mich aber ungemein, Vehling hier vorzustellen.
Sind die Bücher Vehlings überhaupt jemals auf Deutsch erschienen? Keine Ahnung. Soweit mir bekannt, hat Bernd Ostendorf 2010 im Heimatbuch des Kreises Viersen über Vehling berichtet.
Ob Vehling zu den großen Söhnen Viersens gehört, kann die Stadt sicher besser beurteilen als ich. Der Vergessenheit anheimfallen sollte er jedenfalls nicht.