22. April 1956: Eröffnung des Flugplatzes an der Niersbrücke [mit Bildergalerie]
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Genau heute, vor 55 Jahren wurde der Mönchengladbacher Flughafen durch den damaligen Oberbürgermeister Finger eröffnet: eine städtische Baubaracke für die Flugleitung, ein paar Zelte für vier Flugzeuge, ein Windsack und eine Landebahn aus Gitterwerk – das war’s.
Nach Ende des 2. Weltkrieges war das Fliegen für Deutsche erst einmal verboten, doch ab 1950 konnten deutsche Bürger wieder als Privatleute aufsteigen und zumindest eine Genehmigung zur Nutzung von Segelflugzeugen erhalten. 1953 rückten Mitglieder des Vereins für Luftfahrt mit Eimern und Schubkarren an, um das Schutt- und Moorgelände an der Niersbrücke zu ebnen. Dieses Bruchland war mit städtischem Bauschutt aufgefüllt worden.
Am 17. Juli 1955 hob tatsächlich der 1. Segelflieger von einer 500-Meter-Grasbahn ab.
„Das war die reinste Buckelpiste“, meint Helmut Pardon, Jahrgang 1935 und gebürtiger Gladbacher (Bild). Er erinnert sich noch gut an den Zustand des Flughafengeländes und verfolgte von Beginn an mit regem Interesse die Entwicklung: „Die Trabrennbahn existierte zu dem Zeitpunkt längst, war beliebtes Ausflugsziel. Das Flughafengelände nannten wir wegen der Binsen saure Wiesen. Ich erinnere mich auch, dass mit Dampfloks und Kipploren Schutt auf das Gelände gebracht und das ganze Areal um 2 bis 3 Meter weitflächig erhöht wurde.“
Das erschwerte natürlich die notwendigen Planierarbeiten.
Der damalige Verkehrsdirektor Hellmuth Balve wandte sich deshalb an den Oberbefehlshaber der Britischen Rheinarmee, General Cassels, um Aufbauhilfe zu erbitten. Er fand Gehör: General Cassels befahl kurzerhand einer in Gütersloh stationierten englischen Pioniereinheit eine Übung, die hieß „Planieren des Flughafengeländes.“ In 5 Tagen entstand eine Startbahn von 1000 Meter Länge und 75 Meter Breite.
Von nun an folgte eine zügige Weiterentwicklung: eine Motorsportflieger- und Fallschirmspringerschule siedelte sich an. 1958 wurde der Kontrollturm errichtet und die Firma Rhein-Flugzeugbau GmbH (RFB) zog von Krefeld nach Mönchengladbach um, bot jungen Leuten Arbeitsplätze in einer Branche, die im Aufwind war.
Einer dieser jungen Männer war Helmut Pardon, der nach einer abgeschlossenen Schlosserlehre bei Reiners & Fürst die Chance ergriff, sein Interesse für Mechanik und Technik in ein für damalige Verhältnisse besonderes Berufsbild einzubringen: in das des Flugzeugmechanikers.
„Die Flughafenatmosphäre zog mich von Beginn an in ihren Bann. Es ist ein eigenes, großartiges Gefühl…“, erzählt Helmut Pardon, der noch heute Kontakte zu Mitarbeitern des Flughafengeländes und Sportfliegern pflegt.
„Die RFB baute die 1. Flugzeughalle 1958/59 und als ich erfuhr, dass sie Arbeitskräfte suchten, nutzte ich die Chance, obwohl ich vom Verdienst her bessere Stellen hätte haben können (Bild: erste Belegschaft). Aber da war dieser besondere Reiz und meine Frau bestärkte mich, Geld hin oder her, meinem Wunsch zu folgen.“ Helmut Pardon war zu der Zeit Schlossergeselle, wurde von der RFB 1960 eingestellt und zum Flugzeugmechaniker weitergebildet.
„Bei dieser 1. Halle gab es im Winter immer Probleme. Bei Frost hob sich der Boden, so dass die Tore verstellt werden mussten.“
Überhaupt wären die Geländeverhältnisse immer problematisch gewesen, meint Helmut Pardon. „Deswegen wurde auch die 2. Halle weitaus aufwendiger errichtet als die 1.“
Neben von Helmut Pardon gesammelten Zeitungsartikeln und Broschüren zeugen Fotos von den Anfängen: eine alte Luftaufnahme, die Belegschaft der RFB und das Firmengelände, Fotos von Flugzeugen wie DO28, Pembrocke und RW3.
„Die RW3 war eine Eigenkonstruktion unserer Firma“, erzählt Pardon stolz,
„und mit dieser Pembrocke ist Adenauer geflogen. Dieses Regierungsflugzeug wurde bei uns gewartet“.
Auch ein Foto mit RFB-Chefpilot Knöpfle (Bildmitte) kommt zutage. „Die Aufnahme entstand zum 1000. Flug der Pembrocke, zu der die Bundeswehrbauaufsicht besonders gratulierte.“
Die 2. Flugzeughalle des RFB wurde in den 70er Jahren erbaut und natürlich verfolgten die Arbeitnehmer des RFB den Bau interessiert.
„Für das Fundament wurde 23 m tief der Boden ausgehoben, erst dann stieß man nämlich auf festen Grund. Dann wurden überall Betonpfeiler gesetzt und das ganze mit Sand aufgefüllt. Wochenlang karrten Tag und Nacht Lkw’s Sand an.
Auf den Pfeilern kam die Bodenplatte und das zur damaligen Zeit größte Rolltor der Bundesrepublik wurde eingebaut.“
Helmut Pardon erinnert sich gut an die Maße: „Die Öffnung misst 50 Meter, die zwei Rolltore sind je 20 Meter und 30 Meter breit. Diese 2. Halle war für große Flugzeuge gedacht, hier war auch die Spritzlackiererei unterbracht.“
Die weiteren auf dem Flughafengelände errichteten Halle wurden weniger aufwendig errichtet, weil diese kleiner waren. „Allerdings mussten auch bei diesen kleinen Hallen bei den Toren das Fundament tiefer wie üblich gemacht werden“, weiß Helmut Pardon noch gut. „Und trotzdem gab es an allen Hallen im Winter immer Probleme mit den Schiebetoren.“
Helmut Pardon hält sich auch heute noch gerne am Flughafen auf, trifft Bekannte, plaudert von früher. „Das Flughafenrestaurant ist immer sauber, man bekommt einen guten Kaffee und die Bedienung ist sehr freundlich“, lobt er das Ambiente.
„Dem Bau der neuen Start- und Landebahn – sind es 25 Jahre her?“, überlegt er weiter, „mussten ja leider die Segelflieger weichen. Die sind heute in Wanlo.“ Bei diesen Worten erinnert er sich auch an die Sternwarte, die ebenfalls der neuen Landebahn zum Opfer fiel.
„Die alten Zeiten sind vorbei, das Gelände war und ist immer für eine Bebauung problematisch wegen der hohen Grundwasserstände. Aber ich freue mich natürlich sehr, dass der Verein historischer Luftfahrzeuge bei uns die alte Tante JU ausstellen will.“
Vielleicht, so überlegt er weiter, ließen sich dann auch vorhandene Tagungsräume besser vermarkten und Veranstaltungen organisieren, die Besucher anlocken.
Könnte der Abwind des Airport Mönchengladbachs nicht auch Aufwind für einen Veranstaltungs- und Eventbereich in Zusammenarbeit mit den benachbarten Trabern sein? Ein interessanter Gedanke.
Wo sonst findet man schließlich so viel außergewöhnliches Flair an einer einzigen Stelle im ganzen Stadtgebiet?