GEW: Schuldezernent und kommunale Schulpolitik versagen

Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ - Uhr]

„Wenn an die Politik und Verwaltungsspitze die Anforderung gestellt wird, Lebenssituationen zu gestalten, dann versagen beide in Mönchen­gladbach auf ganzer Linie. Sie gestalten zurzeit nicht, sondern lassen die Dinge treiben“, meint der Vorsitzende des Mönchengladbacher Stadtver­bandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Reinhold Schiffers.

Schon seit Jahren sei der Schülerrückgang eine klar berechenbare Größe. Ebenso sie seit Jahren bekannt, dass es in Mönchengladbach mindestens 500 Gesamtschulplätze zu wenig gibt, dagegen zu viele Gymnasien und Hauptschulen.

Dazu führt Schiffers weiter aus:

„Dies wird je nach ideologischem Standort geleugnet oder mit wolkigen Forderungen bemäntelt. Nach pragmatischen Lösungsvorschlägen, die die Schulformwünsche der Eltern auch nur annähernd berücksichtigen, sucht jedoch zur Zeit niemand ernsthaft. Der Schuldezernent findet in den eigenen Reihen keinen Rückhalt, weil die CDU Mönchengladbach auf das seit Jahren erwartete Wunder für die Rettung der Hauptschulen wartet.

Weder die Errichtung von Ganztagshauptschulen, noch alle anderen Maßnahmen der „Hauptschulinitiative“ des Landes überzeugen die Eltern. Sie wenden sich deutlicher als je zuvor von der Hauptschule ab. Keine der Ratsparteien macht konstruktive Vorschläge für die notwendigen Entscheidungen. Alle verstecken sich hinter Zufallsentscheidungen und nehmen in Kauf, dass die Schullandschaft sich ungesteuert verändert.

Es ist absehbar, dass wir so nicht eine sinnvolle lokale Verteilung von Hauptschulen im Stadtgebiet erhalten. Selbst von den jetzt angemeldeten 364 Kindern besuchen nicht einmal 100 diese Schulen noch freiwillig. Wenn nun auch der Schuldezernent die Frage stellt, ob die Stadt nicht mit 7 statt 9 Gymnasien zukunftsfähig bleibt, muss man doch erwarten, dass 1 und 1 zusammengezählt werden.

Wenn der Stadtteil Rheindahlen in Zukunft ein Schulangebot behalten will, das bis zum Abitur führt, muss man doch Entscheidungen treffen, die Schüler dauerhaft an den Schulstandort Rheindahlen binden und das dortige Schulzentrum auch in den nächsten 20 Jahren mit Leben füllen. Hauptschule und Gymnasium wird das dort dauerhaft nicht gelingen. Wenn in Rheydt und Mönchengladbach Mitte der vorhandene Schulraum auch in Zukunft funktional genutzt werden soll, muss man doch auch dort überlegen, welche der Hauptschulen aus strukturellen Gründen fortbestehen soll. In beiden Zentren sind in einem Umkreis von wenigen Kilometern jeweils 3-4 Standorte vorhanden.

Der Zufall wird hier nicht die Lösungen bringen, die eine sinnvolle Struktur ergeben.

Dem kinderlosen Schuldezernenten empfehlen wir einen Perspektivwechsel. Versetzen sie sich in die Rolle eines Elternpaares, das aus guten Gründen einen Gesamtschulplatz wünscht und erklären sie anschließend einem 10 Jährigen, warum er die gewünschte Schule nicht besuchen kann, aber die auf dem gleichen Schulgelände gelegene Hauptschule oder Realschule für ihn die bessere Schule ist.

Den Kommunalpolitikern empfehlen wir Eltern und Kind zu erklären, dass diese Entscheidung in einer Demokratie eben hinzunehmen ist, weil man eine andere Lösung trotz freien Schulraums im Umfang von 75 Klassen allein in der Sekundarstufe I trotz allen ernsthaften Bemühens nicht hat herstellen können und dass man deshalb gerade auf ihre Stimme bei der Kommunalwahl im Herbst 2009 zähle.

Den Eltern empfehlen wir, die Zweifel an der Verlässlichkeit der Grundschulempfehlung ernst zu nehmen und ihre Kinder – trotz aller Bedenken, die auch wir gegenüber dem Prognoseunterricht haben – dafür anzumelden. Im letzten Jahr konnten immerhin 36,5% der Kinder, die am Prognoseunterricht in NRW teilnahmen eine andere als die empfohlene Schulform besuchen.“

 

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