„Powerfrauen von einst“ – Buchtipp: Gladbacher Frauen-Straßennamen und ihre Geschichten
Red. Neuwerk [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[pmg] In Mönchengladbach sind rund 350 Straßen nach männlichen Persönlichkeiten benannt, aber lediglich 48 nach Frauen.
Dies spiegelt auch die gängige Wahrnehmung von Geschichte wider, die meist Männer als Handlungsträger sieht. Da überrascht es nicht, dass die Geschichte von Frauen oft im Dunkeln verborgen bleibt.
Dies war Anlass für die städtische Gleichstellungsstelle, sich mit den weiblichen Straßennamen zu beschäftigen und einmal den Blick auf jene Frauen zu lenken, nach denen Straßen, Wege oder Plätze benannt wurden.
Gemeinsam mit dem Stadtarchiv und dem Fachbereich Geoinformation unterstützte die Gleichstellungsstelle Susan Hiep bei der Erstellung dieser Publikation.
Das Buch erscheint im renommierten Klartext-Verlag und die Drucklegung wurde von den Frauen des Zonta-Club Mönchengladbach I finanziell unterstützt. Das Buch ist ab sofort für 9.95 Euro im örtlichen Buchhandel erhältlich.
Auf knapp hundert Seiten liefert die Autorin Susan Hiep nach umfangreicher Recherche mit Unterstützung des Stadtarchivs und des städtischen Fachbereichs Geoinformationen eine interessante wie spannende Publikation. In der zeichnet sie nicht nur die jeweiligen Lebensläufe der Frauen nach, sondern stellt auch die Straßenläufe dar und liefert Daten zu Benennungen.
„Straßennamen, Namen von Plätzen und Gebäuden würdigen die Leistungen besonderer Persönlichkeiten und halten sie präsent.
Sie ermöglichen es uns, eine Zeitreise durch die verschiedenen Epochen einer Stadt anzutreten und die Menschen näher kennen zu lernen, die hier gelebt oder das Leben in unserer Stadt geprägt haben“, betont die Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Brouns.
„Nun liegt eine spannende Publikation über besondere, vorbildliche Frauen, nach denen in unserer Stadt Straßen benannt sind, vor. Diese Frauen haben es verdient, posthum in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Ich bin mir sicher, dass dieses Buch nicht nur für Frauen, sondern auch für die Herren der Schöpfung interessant sein wird“, so Oberbürgermeister Norbert Bude bei der Vorstellung des neuen Bandes.
Leserinnen und Leser erfahren Erstaunliches.
Zum Beispiel, dass die Heilige Anna und die Begründerin der Montessori-Pädagogik Clara Grunwald etwas gemeinsam haben mit der Maschinenfabrikantin Hannelore Froriep, der Widerstandskämpferin Sophie Scholl und der Gründerin des Blindenvereins Johanna Hölters.
Wer weiß schon, dass Marie Juchacz, ebenso engagierte Frauenrechtlerin, sogar die erste Parlamentarierin Deutschlands war und die Mathematikerin Lady Ada Lovelace, ehedem Gattin von William Lord King, Earl of Lovelace, als Ahnfrau der Informatik und erste Programmiererin weltweit gilt.
Aber auch die Nationalökonomin und Frauenrechtlerin Marie Bernays, die Kunsthändlerin „Mutter“ Ey und die Hebamme Sibilla Deußen gehören zu den „Powerfrauen“ ihrer Zeit.
„Straßennamen dienen nicht nur der Identifizierung und Orientierung, sondern sie sind auch Teil des kollektiven Gedächtnisses der Stadt. Sie spiegeln Zeit- und Kulturgeschichte wider“, erläutert die Autorin.
Den Weg von der Namensgebung bis zum Straßenschild schildert Susan Hiep ebenso in der Publikation.
Wann eine Straße oder ein Platz neu benannt werden muss, darüber entscheidet der Fachbereich Geoinformationen und Grundstücksmanagement. Die Allgemeinen Richtlinien für die Straßenbenennung und die Nummerierung von Gebäuden in der Stadt Mönchengladbach“ hat der Rat der Stadt im September 2000 verabschiedet“, so Fachbereichsleiter Jörn Schlein.
Bereiche, die Namen als Ordnungs- und Orientierungsfunktion erhalten müssen, werden geometrisch begrenzt, wie in der Regel Erschließungsstraßen für neue Wohngebiete.
Zusammenhängende Gebiete sind dabei möglichst nach einheitlichen Gesichtspunkten benannt worden. So gibt es zum Beispiel das Dichter- und Blumenviertel“, ergänzt er.
Mit dem nun vorliegenden Band „Mönchengladbacher Frauenstraßennamen und ihre Geschichte“ hat das Stadtarchiv einen Jubiläumsband vorliegen, schließlich ist es die nunmehr 50. Ausgabe der „Beiträge zur Geschichte der Stadt Mönchengladbach“.
Den Start für die erfolgreiche Reihe machte 1969 die Festschrift zur Wiedereröffnung der Kaiser-Friedrich-Halle. Ihr folgten weitere 48 Beiträge zu verschiedenen Themen, vom Mittelalter bis zum JHQ, über das Bruderschaftswesen ebenso wie über Künstlergruppen. Es erschienen mehrere Dissertationen aber auch Bildbände.
„Die Schriftenreihe greift Themen auf, die die Bürgerinnen und Bürger der Stadt interessieren, oder für die Interesse geweckt werden soll.“ so Stadtarchivar Dr. Christian Wolfsberger „Leider stellt die Finanzierung der Bücher zunehmend ein Problem dar, da wir die Unterstützung durch Dritte benötigen.
Das Stadtarchiv sucht jetzt schon wieder Sponsoren für die in Arbeit befindlichen Beiträge 51 und 52.“ Geplant ist eine kommentierte Neuauflage von Marie Bernays‘ Arbeit über die Textilarbeiter und -innen in M.Gladbach 1910 und eine Arbeit zur Stadtmauer. Auch die Darstellung der Mönchengladbacher Straßen und ihrer Namen soll fortgesetzt werden.
Von den bisherigen 49 Beiträgen ist über ein Drittel trotz Neuauflagen bereits vergriffen und von vielen weiteren Beiträgen gibt es nur noch eine geringe Stückzahl im Buchhandel.