AWO-Mitarbeiter gehen auf die Straße – erster Warnstreik für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn
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In der Öffentlichkeit wird seit Jahren nicht wahrgenommen, dass in den Pflegeberufen, in der Kinderbetreuung und artverwandten Berufen eine enorme Schieflage entstanden ist. Die MitarbeiterInnen der Arbeiterwohlfahrt aus ganz NRW wollen das nicht mehr länger hinnehmen.
Ca. 1500 von ihnen gingen deshalb heute (14.Oktober 2010) in Düsseldorf in einem Demonstrationszug auf die Straße, um auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. Auch aus Mönchengladbach ist eine Gruppe dabei.
Nach allem was am Wegesrand zu hören war, dürfen sie sich der Unterstützung der großen Mehrheit in der Bevölkerung sicher sein.
Zu einem eintägigen Warnstreik hatte die Gewerkschaft Verdi aufgerufen. Sie verhandelt seit einiger Zeit einen neuen Tarifvertrag mit der AWO und war gerade heute in Düsseldorf in der dritten Verhandlungsrunde mit der AWO als Tarifpartner.
Das die AWO aktuell kein erstrebenswerter Arbeitgeber ist und die Arbeitsbedingungen dort schlechter sind als z.B. in kommunalen Betrieben, war an vielen Stellen deutlich zu hören.
Gerda Müller, aus Mönchengladbach (Name durch die Redaktion geändert), in der Kinderbetreuung tätig, sagt es sehr klar: „ So dreckig, wie wir bei der AWO als Mitarbeiter behandelt werden, dürfte normalerweise dort niemand mehr arbeiten wollen.“
Zur Auftaktveranstaltung trafen sich die Demonstranten im Düsseldorfer Hofgarten.
Redebeitrag eines Teilnehmers aus den Berufsbildungszentrum Düsseldorf
[audio:2010-10-14-AWO-befr-Vertraege.mp3]Redebeitrag einer Erzieherin aus Bochum
[audio:2010-10-14-AWO-weniger-Lohn.mp3]Zwei Redebeiträge von Teilnehmern
[audio:2010-10-14-AWO-Albert-Kollegin.mp3]Mit Transparenten und Trillerpfeifen ausgestattet, hörten sie den Reden ihrer KollegInnen zu und wussten sehr gut worüber gesprochen wurde.
Etliche Demonstranten drückten aus, was sie so wütend macht an ihren Arbeitsbedingungen:
Die AWO betreibt eine eigene Leiharbeitsfirma (AWO-Service), die dort Beschäftigten werden anders bezahlt als die AWO-Mitarbeiter selbst.
Sehr viele AWO-Mitarbeiter haben lediglich einen Zeitvertrag, das steigert die Verunsicherung dieser Menschen.
Die AWO-Mitarbeiter werden erheblich schlechter bezahlt, als Mitarbeiter anderer Träger wie zum Beispiel Träger der öffentlichen Hand.
AWO-Mitarbeiter haben keine Altersteilzeit-Regelung.
Natürlich erwarten sie auch einen höheren Lohn für ihre harte Arbeit. So hat denn der Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Cremer eine schwere Aufgabe vor sich.
Er ließ es sich nicht nehmen, unterbrach spontan die Tarifverhandlungen und begrüßte vor der Verdi-Landesgeschäftsstelle auf der Karlstraße die lautstarken Mitglieder.
Etwa zehn von ihnen nutzten die Gelegenheit und überbrachten der AWO-Verhandlungskommission unter Leitung von Gero Kettler, Geschäftsführer der AGV-AWO, ihr Forderungen persönlich.
Abschließend war es an Landesbezirksleiterin Gabriele Schmidt, mit einer emotionalen Abschiedsrede die Demonstration hoffnungsfroh zu beenden.
Bleibt die Erwartung, dass den Verantwortlichen der Arbeiterwohlfahrt, beginnend auf der örtlichen Ebene, aber auch den übrigen Trägern von Einrichtungen der Pflege und Kinderbetreuung, klar wird, welche Wertschätzung sie ihren MitarbeiterInnen entgegen zu bringen haben.
Nicht zu schweigen von der Forderung, die Anzahl der Mitarbeiter in den Einrichtungen spürbar zu erhöhen.
Dies zum Wohle der ihnen anvertrauten Menschen, seien es die Kinder oder die Pflegebedürftigen.
3.
Jose schrieb am 16.10.2010 um 17:36 Uhr:
ArbeiterWOHLfahrt?
Zu wessen Wohl wird bei der AWO gearbeitet?
Wer steckt sich in die Taschen, was durch Langzeitarbeitslose, die wieder gehen dürfen, wenn die Förderung ausläuft, Leiharbeit, befristete Verträge zu unterirdischen Konditionen und Personaleinsparung verdient wird?
Wo war und ist die Politik, die mit Sicherheit von all den Missständen Kenntnis hat und auch schon seit Jahren hatte?
Warum wurde nie etwas unternommen, z.B. durch ein Verbot der Gründung eigener Leiharbeitsfirmen?
Warum wurde weder hier noch anderswo zur Auflage gemacht, dass Langzeitarbeitslose eine Mindestzeit von mindestens 3 Jahren nach „Abschöpfen“ der Zuschüsse beschäftigt werden müssen?
Diese Aufzählung könnte man noch lange fortsetzen.
Warum darf und durfte so gehandelt werden? Weil „man“ sich kennt?
Und was bei der AWO passiert, passiert in vielen anderen Unternehmen (und Branchen)genauso.
Wer hat zugelassen, dass es so weit kommen konnte?
2.
Redaktion BZMG Gesundheit und Soziales schrieb am 16.10.2010 um 16:54 Uhr:
Ergänzende Artikel:
http://www.bz-mg.de/gesundheit-soziales-vdk/wohlfahrtsverbande-sollen-bis-ende-2011-ca-600-000-euro-erhalten.html
1.
rackerrainer schrieb am 16.10.2010 um 01:48 Uhr:
Ich möchte hiermit zum Ausdruck bringen, dass ich die Mitarbeiter der AWO voll unterstütze.
Außerdem bin ich der Meinung, dass ein normaler AG, wie die AWO, keine Personalüberlassungs- oder Leiharbeisfirmen betreiben dürfen, da sie durch derartige Firmen die Löhne und Gehälter der bei ihnen beschäftigten Menschen zu drücken versuchen.
Es ist nach meinem Kenntnisstand auch die Personalüberlassungsbranche bzw. Leiharbeitsbranche nicht geschaffen worden, damit normale Firmen so Personal für sich kostengünstig bevorratet.
Leiharbeitsfirmen sollten ihr Personal an andere Firmen ausleihen und somit den ausgeliehenen Menschen den Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt leichter machen.
Es ist nach meinem dafürhalten auch nicht gut, dass das Personal in den Leiharbeitsfirmen zu Hungerlöhnen an ander Firmen verliehen wird. Dies ist für mein Dafürhalten modernste Sclavenhaltung.
Ich kann nur die IG Metall beglückwünschen, dass sie es durchgestzt hat, das auch Mitarbeiter die ausgeliehen sind, den gleiche Lohn bekommen sollen wie das Stammpersonal bei gleicher Beschäftigung.
Die Menschenrechte sehen dies auch so vor, dass Menschen bei gleicher Arbeit gleicher Lohn zusteht.