Schulentwicklungsplanung 2010 • Teil XI: Schulstart der Verwaltung
Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Nicht nur für 2.305 i-Dötzchen fängt nun der Ernst des Lebens an, auch auf die Schulverwaltung kommen wieder nach einer „Erholungsphase“ Aufgaben und Pflichten zu (vl.: Schulamtsdirektor Walter Steinhäuser, Haupt- und Förderschulen, Schuldezernent Dr. Gert Fischer, Herbert Lauth, Leiter des Fachbereichs Schule und Sport).
Sinkende Schülerzahlen lassen keinen Zweifel daran: es werden noch mehr Schulgebäude frei werden.
Zwar sind die Schülerzahlen im Grundschulbereich noch einigermaßen stabil (in diesem Jahr werden im Vergleich zum Vorjahr 92 Kinder weniger eingeschult), jedoch mahnt Dr. Fischer die nächsten 3 bis 4 Jahre zu nutzen.
Denn zur Zeit wird jedes Jahr der Einschulungsstichtag vorgezogen, die Schüler werden immer jünger. Diese Phase ist allerdings 2013/14 vorbei. Vom Schuljahr 2013/14 auf 2014/15 soll die Zahl der Einschulungen von 2.362 auf 2.063 (-12 %) sinken.
Zeitverzögert kommt dieser Schülerrückgang in die weiterführenden Schulen (Sekundarstufe I) an. Zum Schuljahr 2011/12 sinkt die Zahl der Fünfklässler um 3 % (rund 80 weniger Schüler im Vergleich zum Vorjahr). Dieser Rückgang wird in den kommenden Jahren schärfer ausfallen.
Bis 2014/15 werden rund 2.300 Kinder in die Sekundarstufe I wechseln und in 2018 nur noch 2.000.
Allgemein betrachtet wird es in den nächsten Jahren ein Drittel weniger Schüler in Gladbachs Schulen gehen. Die Klassen werden kleiner, was für das Lernklima nicht schlecht sein kann, trotzdem wird die Stadt weitere Schulgebäude aufgeben müssen.
Denn es wird Schulen geben, die eine Mindestschülerzahl (Zügigkeit, Klassengröße), die ein Schulbetrieb für Differenzierung und pädagogischen Mindestanspruch benötigt, nicht mehr erreichen.
„Bei allen Investitionsstandorten gilt als sicher, dass dieser Schulstandort auch noch 2015 existiert“, erklärte Dr. Fischer und Herbert Lauth, Leiter des Fachbereichs Schule und Sport, ergänzt, dass die Hauptausgaben in Einrichtungen für Mensa und Freizeit, sowie in Verbesserung der Naturwissenschaftlichen Klassenräume von Schulen gingen. Daneben flossen bekanntermaßen Mittel aus dem Konjunkturprogramm II und aus dem Landesprogramm zur energetischen Erneuerung.
Damit kann jede Schule selbst einschätzen, ob sie über 2015 hinaus ein sicherer Standort ist oder nicht.
Während im Grundschulbereich Dr. Fischer vorausschauend plant und agiert, ist diese Verwaltungsarbeit bei den weiterführenden Schulen ungleich schwieriger, nach Fischer’s Meinung gar zurzeit unmöglich (die letzten Anmeldeergebnisse und Entwicklung sind im BZMG-Bericht vom 19.04.2010 dargestellt).
Fischer’s Begründung sieht folgendermaßen aus:
Er sieht stabile Übergangsquoten zu den Gymnasien und Realschulen, die Situation an den Hauptschulen bleibt kritisch. Natürlich wird sich die Ausweitung eines Gesamtschulangebotes auf die Hauptschulen negativ auswirken.
Zwei Drittel aller an den Gesamtschulen angemeldeten Schüler müssen mangels Platz auf die Hauptschulen ausweichen.
Er verkündet weiter, dass eine 6. Gesamtschule (diese soll auf Antrag der Ampel hin in Stadtmitte entstehen) nicht zu einem Exodus eines Gymnasiums führen wird.
Momentan kann Schuldezernent Dr. Fischer noch keine Aussagen zur weiteren Entwicklung der Schullandschaft an dieser Stelle machen. Ihm fehlen vom NRW-Schulministerium Unterlagen zur Gemeinschaftsschule. Noch weiß keiner, wie diese Schulen aussehen und funktionieren sollen.
Erst mit Ablauf des nächsten Anmeldeverfahrens sieht sich Dr. Fischer in der Lage, weitere Auswirkungen einzuschätzen.
Hier endet seine Analyse zur weiteren Entwicklung der Sekundarstufe I.
Die nächsten 12 bis 18 Monate meint er daher nur eines tun zu können, nämlich: Abwarten.
An dieser Stelle verlängert die Schulverwaltung das, was sie in den vergangenen Jahren bei der Umstrukturierung der Schullandschaft am besten konnte: ihre „Erholungszeit“.
Dabei sind folgende Fakten bekannt.
Die steigende Angebotszahl an Gesamtschulplätzen wird sich nicht nur für das Hauptschulsystem weiter negativ auswirken: „Nach dem Mittelwert der letzten drei Schuljahre haben die von den Gesamtschulen aufgenommenen SchülerInnen folgende Schulformempfehlung:
- rd. 34 % Gesamtschule/Hauptschule oder Gesamtschule/Hauptschule bzw. Realschule mit Einschränkung
- rd. 52 % Gesamtschule/Realschule oder Gesamtschule/Realschule bzw. Gymnasium mit Einschränkung
- rd. 14 % Gesamtschule/Gymnasium”
Dr. Fischer geht bei der weiteren Entwicklung der Haupt-, Realschulen und Gymnasien davon aus, dass bei unverändertem Aufnahmeverhalten der Gesamtschulen es zu Veränderungen der Übergangsquoten an diesen drei Schulformen kommen wird.“
Nachzulesen im von Dr. Fischer erstellten Konzept.
Das Aufnahmeverhalten der Gesamtschulen bleibt mit Ausweitung der Gesamtschule Espenstrasse aber nicht gleich. Spätestens mit Errichtung einer 6. Gesamtschule in Stadtmitte müsste und sollte die von Dr. Fischer geleitete Schulverwaltung endlich einmal Schülerströme analysieren.
Damit könnte endlich mehr Ruhe und Sicherheit für jetzige und kommende Lehrer, Eltern und Schüler der Sekundarstufe I entstehen.
Und nicht nur das:
BZMG wollte von Dr. Fischer wissen, ob man die Schließung von Schulstandorten einfach dem „Markt“, also den Anmeldezahlen, überlassen sollte oder ob nicht auch die Bevölkerungsstruktur, die Wohn- und Lebensbedingungen und die Funktion einer weiterführenden Schule in einem Stadtteil ebenfalls in die Schuldiskussion gehören.
Als Beispiel benannte BZMG die Schulstandorte Neuwerk und Eicken: während in Eicken das AUS für die Hauptschule beschlossen wurde, wurde in Neuwerk die Hauptschule in den letzten Jahren im Bewußtsein des kommenden Kampfes um Schüler massiv gestärkt.
Wäre also in einem Stadtteil wie Eicken eine Ganztags-Hauptschule nicht eher angebracht, wie in einem Stadtteil wie Neuwerk, die sich gleich nebeneinander zwei Schulen im Ganztagsbetrieb leistet?
Können und sollen also Verantwortliche in Verwaltung und Politik Schulschließungen allein nachfrageorientiert abarbeiten?
Dr. Fischer meint hierzu, dass Schieflagen im Grundschulbereich zu vermeiden sind. Für Schüler der weiterführenden Schulen sind Busfahrten zumutbar. Hier steuert der Markt und die Elternnachfrage zählt.
Wird die Politik ihrem Dezernenten „Hausaufgaben“ geben?