Giesenkirchen Konstantinplatz: Teure Polleransammlung, nutzlos und bald auch mit verbindenden Ketten?
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Poller scheinen ein beliebtes „Gestaltungselement“ für Mönchengladbacher Straßen und Plätze zu sein, denkt man nur an die Pollerbatterie an der Aachener Straße im Bereich des Nordparks. Die dortige Anhäufung ohne wirklichen Nutzen ist ebenso fragwürdig, wie die Poller, die den Konstantinplatz „zieren“.
In Giesenkirchen gibt es derer 84 Stück, 20 ortsfeste, also nicht herausnehmbare und 64 herausnehmbare. Die ortfesten kosteten ca. 80,00 EURO pro Stück, die herausnehmbaren mehr als das doppelte, nämlich 166,60 EURO.
Doch die Poller alleine sind es nicht. Wenn die 64 Poller herausgenommen werden (wofür auch immer) müssen sie auch gelagert werden. Dafür gibt es eine „Parkfläche“ mit Hülsen, die bei Nicht-Nutzung sicher verschlossen sein müssen. Pro Hülse (64 an der Zahl) zahlte die Stadt dafür netto fast 45 EURO.
Übrigens: An dieser Stelle lösen wir Glossi’s Bilderrätsel vom 06.08.2010 auf. Neben des Kommentars kamen noch einzelne Mails, in denen ein Absender meinte, es handele sich hierbei um Tresorsicherung.
Rechnen wir also mal:
20 ortsfeste Poller = ca. 1.600 EURO
64 herausnehmbare Poller = ca. 11.000 EURO
64 Abdeckungen = ca. 2.950 EURO
Zusammen ca. 15.500 EURO
Es stellt sich nun die Frage, was sollen diese Poller bewirken?
Was ist weiter mit ihnen geplant?
Wie man hört, sollen an manchen Stellen Verbindung untereinander geschaffen werden, mit einer Kette zum Beispiel.
Dann wären weitere Arbeiten an jedem Poller notwendig und zwar das Anbringen von je 2 Kettenösen.
Da diese nicht mitbestellt wurden, geht das nur mittels einer Gewindestange, die durch zwei noch in die betreffenden Poller zu bohrende Löcher geschoben wird.
Diese Zusatzarbeiten müssten vor Ort durch örtliche Handwerker ausgeführt werden und dies würde weitere Kosten verursachen; schätzen wir mal ca. 2.000 EURO
Die Material-Kosten für Ketten, Schäkel zur Befestigung und Ösen, ebenfalls für die Befestigung, lägen bei weiteren ca. 2.500 EURO
Schließen wir die Rechnung vorläufig mal ab, dann kommen wir auf ca. 20.000 EURO. Netto, wohlgemerkt, denn die Stadt ist nicht „vorsteuerabzugsfähig“ und muss daher die volle Umsatzsteuer von 19% zahlen, so dass der ganze „Pollerspass“ etwa 24.000 EURO gekostet hat.
Nicht berücksichtigt dabei sind die erhöhten Einbaukosten für die herausnehmbaren Poller und die „Parkfläche“.
Wozu gibt die Stadt Mönchengladbach also weit mehr als ca. 24.000,- Euro aus?
Aus optischen Gründen oder will sie nur erreichen, dass jenseits der Poller kein Verkehr fließen kann?
Will sie verhindern, dass Fußgänger in den Verkehrsraum laufen? Oder gibt es gar technische Regelwerke, die auf einem Platz, wie die „Plattenwüste Konstantinplatz“, derartige Pollermassierungen vorschreibt?
Sollten die Ketten wirklich kommen, erreicht die Stadt unweigerlich, dass den Menschen bei der Platznutzung “eingezäunte“ Wege aufgezwungen werden.
Und die sowieso schon mobilitätseingeschränkten Menschen wären zu weiten Umwegen genötigt.
Außerdem: Wer sorgt für das Herausnehmen der Poller, das Öffnen der „Parkhülsen“, das „Parken“ der Poller, das Verschließen der Pollerhülen am normalen Standort und ggf. das Abnehmen der Ketten und wer bestimmt diesen?
Gibt es dazu eine neue Haushaltsposition “Poller/Ketten-Management-Giesenkirchen“? Vielleicht werden aber auch die anliegenden Geschäftsleute zu „Pollerverantwortlichen“ ernannt. Der oder die werden einiges zu tun haben. 😉
Insgesamt
Das „Gesamtkunstwerk“ Konstantinplatz macht deutlich, dass hier auch politische Protagonisten am Werk waren, die getreu ihrem Motto „Ihr habt uns gewählt, also machen wir, was wir wollen“ offensichtlich eine Beteiligung der Giesenkirchener Bürger nicht gewollt hatten.
Wären Giesenkirchener Bürger analog zum Innenstadtkonzept Rheydt eingebunden worden, hätte Giesenkirchen heute sicherlich ein anderes Ergebnis … und möglicherweise sogar zu geringeren Kosten.
Bleibt zu hoffen, dass die neue politische Mehrheit in Mönchengladbach die Bürger in den „Quartieren“ aktiver einbindet und Bürgerbeteiligung auch unter dem Gesichtpunkt „Kosten“ das Thema „Bürgerhaushalt“ voranbringt; auch wenn ein führender Politiker meint, Bürgerhaushalt sei ein „fake“ (= Schwindel).
2.
Mine schrieb am 1.09.2010 um 09:56 Uhr:
Was hat diese mit Pollern eingefaßte Plattenwüste der Giesenkirchener mit der Biogasanlage der Wanloer gemein?
Beispiele für Ignoranz der Bürgerbeteiligung. Nur, dass die Wanloer sich doch partout in ihrem Beteiligungsanspruch nicht abschütteln lassen – höchst unbequem für NVV-Aufsichtsratspolitiker.
Gespräche mit Bürgern kosten Zeit – viele Bürger wollen sich engagieren, wollen mitmachen, aber das ist für Politiker anstrengend.
Siehe Trabrennbahn: Leider mußte ich auch hier lesen, dass Politiker wie Herr Dr. Jansen-Winkeln Gespräche mit dem Verein für unnötig halten – zumindest jetzt.
Hinterher gibt es dann aber selten noch was zu bereden, die Sache ist vertan.
Auch die Ampel hat letztlich noch nichts begriffen.
1.
Gandalf schrieb am 31.08.2010 um 19:35 Uhr:
Holla die Poller!
Man sollte den Platz in „Bossplatz“ umbenennen. Zur Erinnerung an den, der diese Scheußlichkeit zu vertreten hat.
Dieses triste Stein-Poller-Arrangement ist an Häßlichkeit kaum zu überbieten.
Bonjour tristesse!
Und was den Bürgerhaushalt anbelangt: schon vor dem Umbau waren die Bürger der Meinung, dass keine komplette Neugestaltung nötig sei, sondern maximal einige Änderungen.
Schon damals war der einhellige Tenor, dass man sich dieses Geld sparen könne. Ein Bürgerhaushalt hätte im Fall „Konstantinplatz“ die Verschwendung von Steuergeldern verhindert.
Was ist der größere „fake“ (Schwindel): das rausgeschmissene Geld für diese Geschmacklosigkeit oder ein Bürgerhaushalt?
Bürger sind durchaus in der Lage zu denken, auch wenn viele Politiker ihnen diese Fähigkeit absprechen wollen. Vielleicht denken dieselben mal darüber nach, warum sich die Wahlbeteiligung im freien Fall befindet?