Theaterhaushalt: Große Resonanz bei der Informationsveranstaltung und konkrete Aktionen
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Mehr als 350 Bürger waren der Einladung zur Informationsveranstaltung der Theaterleitung in den Theatersaal an der Odenkirchener Straße gefolgt. Menschen aus Mönchengladbach und Krefeld und dem Umland hörten die sachlichen Ausführungen der Leitung der Vereinigten Städtischen Bühnen (VSB).
Obwohl Mönchengladbacher Kommunalpolitiker nicht besonders eingeladen wurden, waren neben SPD-Kulturpolitiker Elsen (SPD) und Karl Sasserath (Fraktionssprecher von B90/Die Grünen) auch weitere Befürworter des Theaters erschienen; Politiker der Mehrheitsfraktionen im Mönchengladbacher Rat waren nicht gekommen.
In ausführlichen und für die Besucher offensichtlich einsichtigen Darlegungen stellten Vizeintendank Christin Tombeil, Generalintendant Jens Pesel, Generalmusikdirektor Graham Jackson, und Pressesprecher Michael Siebold (im Bild v.l.) die wirtschaftliche Entwicklung des Theaters in den letzten Jahren dar.
Jens Pesel rekapitulierte die zwölf Jahre seiner Intendanz und stellte fest, dass das Theaterkuratorium auch unter Beteiligung von CDU und FDP der Theaterleitung eine korrekte Führung des Theaters bestätigt habe; das Theater habe „die Politik stets problemfrei gestellt“.
So seien seitens der Theaterleitung über Jahre Rücklagen gebildet worden, die Personalstrukturen auf ein Mindestmaß reduziert und auch Angebote angepasst worden.
Wenn nun der Nachtragshaushalt seitens der Mönchengladbacher Mehrheitsfraktionen aus CDU und FDP nicht bewilligt würde, wäre die VSB unweigerlich ab Juli 2009 zahlungsunfähig. Laut Pesel müssten seitens Krefeld und Mönchengladbach die Abonnements gekündigt werden und beide Städte müssten für sämtliche Kosten aufkommen, die im Zusammenhang mit einer Insolvenz stehen.
Ergebnis wäre auch:
- Keine Neuproduktionen und der Spielzeit 2009/2010
- Nur noch zwei Schauspiele, die schon in Krefeld produziert seien
- Nur noch drei Opern, die schon in Krefeld produziert seien
- Eventuell nur noch ein bis zwei konzertante Opern (ohne Bühnenbild usw.)
Darüber hinaus müssten sämtliche musikpädagogischen Aufgaben in Mönchengladbacher Schulen aufgegeben werden und es kämen die drei erfolgreichen Theaterjugendclubs auf den Prüfstand.
Pesel wies auf den sozialen Aspekt der Theaterpädagogik und das bundesweit einmalige Schultheaterprojekt hin, an dem sich alljährlich 27 Schulen mit 6.000 Schülern beteiligen. Dabei betonte er, dass 25% der Theaterbesucher zwischen 5 und 18 Jahren wären.
Die jetzige Finanzdiskussion habe außerdem schon dazu geführt, dass hochqualifiziertes Personal Abwanderungsabsichten geäußert hätten. Obwohl deren Verträge noch länger laufen, könne die Theaterleitung sie nur schwer halten, weil das Theater die Verpflichtungen aus den Verträgen nicht mehr erfüllen könne.
Die von Pressesprecher Martin Siebold moderierten Wortmeldungen machten deutlich, mit welchen Enttäuschung und teilweise auch Wut die Besucher in den Theatersaal gekommen waren.
So meinte ein Mönchengladbacher, er habe bei der Ratssitzung am 17. Dezember soviel Arroganz und Dummheit bei den Politikern erlebt, dass er sich geschämt habe, in Gladbach geboren zu sein.
Ein anderer meinte, dass schämen nichts nutze, man könne sich allenfalls darüber amüsieren, denn diese Ratssitzung „Comedy live“ gewesen und man hätte Eintrittsgeld verlangen und das dem Stadttheater zur Verfügung stellen sollen.
Wieder ein anderer erklärte: „Bei der nächsten Wahl werden wir die Antwort geben!“
Viele sahen in der FDP und in Dr. Jansen-Winkeln die Hauptschuldigen für die prekäre Situation des Theaters, die die CDU erpresst habe, ihrem „Darlehensmodell“ Â zuzustimmen.
Nachdem Ulrich Elsen (SPD) und Karl Sasserath (Die Grünen) nochmals den Nachtragshaushalt befürworteten, fragte ein anderer (unter großem allgemeinen Gelächter), ob denn ein FDP-Mitglied im Saal sei. In gleicher Weise amüsierte die Besucher ein Vorschlag, man solle geschlossen die FDP „unterwandern“ und ‚da mal für Ordnung sorgen‘.
Pressesprecher Siebold verlas ein Fax, in dem OB Norbert Bude sich wegen anderer terminlichen Verpflichtungen für sein Fernbleiben entschuldigte und seine Bekenntnisse für das Theater erneuerte.
Auch Bürger aus Krefeld, aus Wegberg und aus anderen umliegenden Gemeinden waren gekommen, um ihre Solidarität zu zeigen.
Gegen Ende der Veranstaltung stellten diese und auch andere stellten die Frage, was die Bürger tun könnten und schlugen den Bogen zur erfolgreichen Bürgerinitiative „Giesenkirchen 2015″. Die Mönchengladbacher Bürger müssen Präsenz zeigen.
In kürzester Zeit entstand unter den Besuchern eine rege Diskussion über Bürgerbegehren und Bürgerentscheid und wie man so etwas initiieren könne. Dabei wurden auch Erfahrungen aus vergangenen Aktionen z.B. zum Erhalt des Stadttheaters an der Hindenburgstraße in die Diskussion geworfen.
Mit diesen Eindrücken trafen sich nach der Informationsveranstaltung fast 50 Besucher im Foyer des Theaters, tauschten Erfahrungen und Adressen aus und diskutierten teilweise ganz konkret über Fristen, Termine und das weitere Vorgehen.
Es kann erwartet werden, dass sich in den nächsten Tagen und Wochen eine engagierte Bürgerinitiative mit dem Ziel bildet, den Ratsbeschluss vom 17.12.2008 zu kippen.
3.
VPesch schrieb am 14.01.2009 um 08:28 Uhr:
Nur 350 Besucher? Bei einer so wichtigen Veranstaltung? Das gibt mir zu denken, ob der „große Rückhalt“ vielleicht doch nur aus ein paar Theater-Lobbyisten besteht, die es verstehen, große Aufmerksamkeit zu erreichen.
Hier noch ein paar weitere Informationen zum Theater:
Das Theater Mönchengladbach kostet unsere Stadt bald jährlich 11 Mio. Euro Zuschuss (Wie ein Ewigkeitsposten!?) und hat Einnahmen aus Veranstaltungen von rund 1,3 Mio. Euro (Umsatzrendite MINUS 850 %!).
Das Theater zählt ca. 126.000 Besuche pro Jahr, wegen der vielen Abos schrumpft die Zahl der tatsächlichen Nutzer allerdings auf eine Minderheit. Jeder Besuch wird mit über 87 Euro subventioniert. Bezahlt wird das von allen Bürgern Mönchengladbachs mit je rund 40 Euro Jahr für Jahr, Kinder wie auch Erwachsene. Für ein neutrales Ergebnis müsste jede verkaufte Karte das Zehnfache ihres jetzigen Preises ausmachen, was verständlich ist, da der Eintritt oft zum Billigpreis zu haben ist.
Theater-Kultur gibt es auch in Krefeld oder Düsseldorf, erreichbar mit Auto oder ÖPNV.
Und in Mönchengladbach gibt es genügend Alternativen für kulturelle Aktivitäten mit zahlreichen Vereinen, Straßenfesten und tausenden ehrenamtlichen Helfern. Und auch private Anbieter gibt es wie z.B. das Kunstwerk in Wickrath.
Kann und darf ein solches kostspieliges freiwilliges kulturelles Theaterangebot tatsächlich mit Verantwortung für die Zukunft erhalten werden? Müssen alle Bürger Mönchengladachs für den Spass Weniger bezahlen (siehe Theaterball)? Was ist vernünftig?
Ein Zuschuss von rund 11 Mio. Euro verträgt sich nicht mit dem desolaten Zustand des städtischen Haushalts (Neuverschuldung ca. 67,5 Mio. Euro, Gesamtschulden 1.100 Mio. Euro). Wer soll das bezahlen? Jedes Jahr für jeden Bürger rund 250 Euro mehr Ausgaben als Einnahmen. Ohne Theater wären das „nur noch“ 210 Euro!
So wirkt dann auch die geplante Sanierung des Theaters für 6,7 Mio. Euro nicht wie eine Zukunftsinvestition sondern eher als Manifestierung einer konsequent schuldenfinanzierten Haushaltspolitik.
2.
Harald Wendler schrieb am 10.01.2009 um 18:34 Uhr:
Sollten tatsächlich weitere Politiker unter den interessierten Zuhörern gewesen sein, so haben sie sich wirksam versteckt.
Ja, eine Dame meldete sich zu Wort und meinte sie sei von der CDU.
Wenn sie es war, brachte sie es aber nicht einmal fertig sich als Mitglied des Theaterkuratoriums zu „outen“.
Unter bürgernaher Politik verstehe ich etwas anderes, nicht solches Versteckspiel.
Die Gelegenheit beim Schopfe packen und den Anwesenden erläutern warum die CDU genau so entscheiden mußte wie sie am 17. Dezember 2008 auf Druck der FDP entschieden hat, das wäre die richtige Reaktion gewesen.
Und weshalb die FDP in der Lage war, innerhalb weniger Minuten eine ganze CDU-Fraktion von ihrem Vorhaben, den Nachtragshaushalt zu genehmigen, abzubringen, auch das wäre eine Erklärung wert gewesen.
Courage hätte ich das genannt.
Sicher würden viele Bürger gerne wissen, welche wichtigere Veranstaltung einen CDU-Kandidaten für das höchste Amt in unserer Stadt von seinem Erscheinen abgehalten hat.
Waren wieder einmal parteiinterne Stellenbesetzungen vorrangig?
Erfreuliches gab es aber dann doch:
Mündige Bürger dieser Stadt wollen sich wehren, wollen eine weitere Bürgerinitiative auf die Beine stellen.
Nach dem Etappenerfolg der Giesenkirchener Bürgerinitiative gegen „2015“ trauen sich plötzlich die Menschen zum Protest, es lohnt sich allemal.
1.
Redaktion BZMG schrieb am 10.01.2009 um 11:26 Uhr:
Nachtrag:
Wie uns der Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion, Hans Wilhelm reiners, soeben per eMail mitteilt, war bei der Informationsveranstaltung des Theaters am vergangenen Donnerstag auch das CDU-Fraktionsmitglied Elke Hermanns (u.a. Mitglied des Fraktionsvorstandes, des Kulturausschusses und des Theaterkuratoriums) anwesend.