VdK-Wanderausstellung: Behinderte Menschen bringen Höchstleistungen [mit Bildergalerie]
Red. Gesundheit & Soziales [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Dass „Behinderung und Sport“ kein Gegensatz ist, zeigt die gleichlautende Wanderausstellung des Sozialverbandes VdK NRW e.V., die noch bis zum 25. Juni in den Räumen der Stadtbibliothek Rheydt besucht werden kann und anschließend die Reise zum Kreisverband Niederrhein (Wesel) antritt.
„Der VdK hat es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht, die Interessen von Menschen mit Behinderung zu vertreten. Als größter Sozialverband in Deutschland haben wir bundesweit 1,5 Millionen Mitglieder – in Nordrhein-Westfalen sind es über 226.000 und in Mönchengladbach 3.000“ begrüßte Bernhard Wilms, Vorsitzender des Kreisverbands Mönchengladbach, die Anwesenden und dankte dem Leiter der Stadtteilbücherei Arno van Rijn dafür, dass die Ausstellung hier Gast sein dürfe.
Insbesondere mit dem Projekt „NULL Barrieren in Mönchengladbach“ wolle man die Aufgabe des VdK als „Lobbyist für behinderte Menschen“ aktiv umsetzen.
„Im Wissen, dass es auch Herrn Sasserath ein Anliegen ist, sich sowohl für Menschen mit Behinderungen aber auch für Sportler und deren Belange einzusetzen, und er darüber hinaus als Bezirksvorsteher Süd auch für Rheydt zuständig ist, habe ich ihn gebeten, gemeinsam mit uns diese Ausstellung zu eröffnen“, übergab Wilms das Wort an Bezirksvorsteher Karl Sasserath.
„Sport steht für Energie, für Lebensfreude und Gemeinschaft, aber auch für Disziplin und Leistungsfähigkeit“, meinte dieser gleich zu Beginn seiner Rede, „Wenn Sportler Erfolge feiern, werden sie in der Öffentlichkeit oft zu Helden. Genau diese öffentliche Aufmerksamkeit bleibt Sportlern mit Behinderung aber oft versagt. Dabei hätten sie die gleiche Aufmerksamkeit und Anerkennung verdient!“
Schließlich hätten sie häufig noch mit zusätzlichen Problemen zu kämpfen. Sie müssten im Alltag, aber eben auch im sportlichen Bereich die unterschiedlichsten Barrieren überwinden.
„Barrieren abzubauen – nicht nur in den Köpfen, sondern auch ganz konkret in Sport- und Freizeitstätten – muss unser gemeinsames Ziel sein“, forderte er die Anwesenden auf, unter Ihnen auch Bert Gerkens, Vorsitzender des Stadtsportbundes Mönchengladbach.
Vor den Paralympics 2008 in Peking hat der Fotograf Thomas Ebert aus Hamburg behinderte Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland in Aktion fotografiert. Vor diesem Hintergrund sind die Bilder dieser Wanderausstellung entstanden.
Wer die durchweg ästhetischen Bilder der Paralympics-Athleten betrachtet, sieht nicht nur Momente voller Kraft und Dynamik, der versteht auch auf Anhieb, dass es oft nur kleiner technischer Hilfsmittel bedarf, damit Menschen mit Behinderungen sportliche Höchstleistungen erbringen und am Leben teilhaben können wie Menschen ohne Behinderung.
Sasserath ging auch auf die Unsicherheiten „gesunder“ Menschen im Umgang mit behinderten Menschen ein. Außerdem erinnerte er an die beiden Mönchengladbacher Preisträger des VdK-Integrationspreises, die trotz ihrer Behinderungen an ihren Arbeitsstellen gleiche Leistungen erbringen, wie Menschen ohne Behinderungen.
Der Sozialverband VdK hat viele Mitglieder, die trotz oder auch gerade wegen ihrer Behinderung und gesundheitlicher Beeinträchtigung Sport betreiben. Ein außergewöhnliches Beispiel hierfür ist Tanja Gröpper, eine sehr erfolgreiche Schwimmerin.
Tanja Gröpper ist Schwimmerin im Behindertensport-Team des TSV Bayer 04 Leverkusen und Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. Sie gewann bei der Europameisterschaft 2009 in Reykjavik die Bronzemedaillen über 50 m Freistil und 100 m Brust und wurde mit dem „Felix-Award“ als beste Sportlerin mit Behinderung des Jahres 2009 in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Und sie ist Schirmherrin dieser Wanderausstellung.
Es gehört zum Selbstverständnis des Sports, Leistungen im sportlichen Wettkampf zu messen und die Leistungen des anderen wert zu schätzen und anzuerkennen.
An dieser Stelle kann der Sport Brücken schlagen zum alltäglichen Umgang miteinander, zur gegenseitigen Anerkennung und zur Akzeptanz des Rechts auf barrierefreie Teilhabe am Leben. Die Ausstellung soll auch Menschen mit Behinderungen Mut machen, selbst sportlich aktiv zu werden.
„Sport bietet nicht nur die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung oder der Steigerung persönlicher Fitness und des Selbstvertrauens von Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen, sondern unterstützt die Rehabilitation, die Integration und die Stärkung der Chancengleichheit im Alltagsleben“, unterstützte Karl Sasserath in seiner Rede diesen Anspruch und warb um die Einbindung Behinderter in die Aktivitäten der Sportvereine vor Ort.
Bert Gerkens, Vorsitzender des Sportbundes Mönchengladbach, „fing den Ball auf“ und berichtete, dass sich der Stadtsportbund erfolgreich an dem NRW-Programm „1000 x 1000“ mit einem Schwimmangebot für schwerstbehinderte Menschen beteiligt.
Außerdem fördere das Bildungswerk des Stadtsportbundes die Sport- und Freizeitgestaltung in einer Gemeinschaft mit behinderten und nicht-behinderten Menschen, die sich jeweils Freitag von 20.00 – 21.30 Uhr in der Turnhalle Venn betreffen.
Informationen und Kontaktmöglichkeit gibt es unter www.mg-sport.de
Bernhard Wilms, VdK-Vorsitzender des Kreisverbandes Mönchengladbach, zeigt sich sowohl von den Ausführungen Karl Sasseraths als auch von den Angeboten und Aktionen des Stadtsportbundes hoch erfreut. Würden sie doch zeigen, dass Sport trotz Behinderung möglich und die Förderung des Behindertensports im Vereinswesen ein gemeinsames Ziel sei.
1.
Gandalf schrieb am 22.06.2010 um 08:19 Uhr:
Ein sehenswerte Ausstellung.
Die Bilder verlangen vom Betrachter, sich mit den Sportlern und ihrer Behinderung aueinaderzusetzen. Klar, sachlich, distanziert. Kein Lächeln, das die Hemmschwelle, die gerade “normale” Menschen immer wieder haben, mindert, sich dem Thema “Behinderung” zu stellen.
Eine Besucherin vermisste dies und meinte: Die sehen alle so ernst aus. Warum keine lächelnden Gesichter?
Auf mich wirkte es, wie schon erwähnt, als Herausforderung. Lächelnde Gesichter würden die Wucht dessen, was dem Betrachter dargeboten wird, mildern. Ganz nach dem Motto: “Ach, die fühlen sich aber offensichtlich trotzdem sehr wohl!”. Sie würden relativieren.
Damit beruhigt man sich als nicht behinderter Mensch doch gerne.
Sicher empfinden die porträtierten Athleten vollkommen “normal” und wollen das auch sein.
Die Barrieren errichten meist wir, die wir oft nicht so recht wissen, wie wir diesen Menschen begegnen können, sollen oder wollen. Wir haben, wenn auch ungewollt oder unbewusst, Berührungsängste. Genau diese Problematik hat der Fotograf, für mein Empfinden, thematisiert und mit der Kamera “unsichtbar” eingefangen und zum Ausdruck gebracht..
Es passt: Barrierefreiheit in den Köpfen der “Normalen” muss geschaffen werden. Das kann nur durch ein Miteinander vom Kindergarten über Schule bis ins tägliche Leben geschehen. Wenn Kinder mit behinderten Kindern zusammen aufwachsen, werden sie mit Ihnen auch als Erwachsene so selbstverständlich wie mit allen anderen Menschen “umgehen”.
Wenn auch noch viel zu tun ist, so hat sich doch schon einiges in den letzten Jahren verändert. Der Sport hat dazu viel beigetragen.
Diese Aufnahmen fordern den Betrachter heraus. Das ist gut so.