Rollenspiele – Teil IV: Die (Ex-)Schmuddelkinder
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Was haben Grüne und Linke gemeinsam: die einen waren’s und die anderen sind’s: die Schmuddelkinder der Nation.
Deswegen gehen vermutlich die Grünen auch unverkrampfter mit den Linken um. Sie wissen ja, wie das so ist mit dem Kampf um Anerkennung, mit innerparteilichen harten Flügelkämpfen, bei dem Aufbruchstimmung nüchternem Politikalltag Platz machen muss.
Ehrlicher Jubel in Stadt und Land bei den Grünen. Neben den Linken die einzige Partei, die so richtig Stimmenzuwachs verzeichnen durfte und von der Schwäche der beiden „Volksparteien“ profitierte.
Die vermeintlich Kleinen machen den vermeintlich Großen das Leben schwer.
Und deswegen dürfen sich diese beiden Parteien auch ganz unverhohlen freuen. Zumindest hier erkennt der Wähler noch einen glaubhaften Teil der Vorstellung.
Die NRW-Wahl hat eines ganz deutlich gemacht: „Volksparteien“ gibt es nicht mehr!
Zwar stellen bei den Wahlen entweder CDU oder SPD die Mehrheit, aber angesichts des hohen Anteils der Nichtwähler darf sich keine der beiden „Großen“ noch den Titel „Volkspartei“ mit Stolz an den Politikeranzug heften.
Auch nicht Titel wie „Arbeiterparteien“ und demzufolge auch keine selbstdarstellerischen „Arbeitführer“.
Diese selbst geschaffenen Titel nimmt man der SPD in weiten Teilen der Bevölkerung nicht mehr ab und der noch amtierende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers hat sich als unglaubwürdig erwiesen. Da nützten auch keine starken Reden mit Schutzhelm auf dem Kopf und „arbeitermässig“ hoch-gekrempelten Ärmeln mehr was. Die Arbeiter sind mißtrauisch geworden…
Die Rollen haben sich auch wegen der beiden Schmuddelkinder geändert, die es verstehen, Befindlichkeiten der Bevölkerung aufzunehmen, die die beiden „Großen“ nicht bedienen.
Parteien und Bürger müssen sich deswegen auf neue „Verhältnisse“ einstellen. Nämlich darauf, dass es kaum noch politische Zweier-Bündnisse geben wird.
Das mag nicht nur den „etablierten“ Parteien, sondern auch vielen Bürgern nicht schmecken. Viele Wähler der Grünen und Linken werden sich auch wieder enttäuscht abwenden.
Denn viele Bürger verstehen zwar rationell, dass eine Koalition immer aus Kompromissen besteht, aber mit dem Herzen sehen auch einige dann ihre Ideale, die sie veranlaßten „dunkelrot“ oder „grün“ zu wählen, verraten.
Und in Dreier-Bündnissen werden die zu schließenden Kompromisse nicht gerade einfacher an den Bürger zu vermitteln sein.
Hier liegen auch Ängste der FDP begründet: werden sie in einer eher links-geprägten Regierung mit SPD und Grünen überhaupt noch für ihre Stammwähler erkennbar sein?
Umgekehrt dürften diese Sorgen auch die Grünen drücken: werden ihre Vorstellungen von Bildung, Umwelt, Bürgernähe in einer Mitte-geprägten CDU/FDP-Regierung noch für ihre Wähler erkennbar bleiben?
Sorgenlos ist da die Linke. Sie lacht sich eins ins Fäustchen und lebt mit dem Schmuddelkind-Image ganz gut.
Linke und Grüne profitieren von den Bürgern, die politischer denken, als es den Politikern lieb ist. Die sich über das Internet formieren, zusätzlich informieren, twittern und vernetzen. „Wer zu spät kommt, den bestraft der Wähler“.
Das geschriebene Wort wirkt im Internet schwerer, nachhaltiger: Politiker werden hier buchstäblich „beim Wort genommen“. Mit einer Papierzeitung wird morgen der Fisch auf dem Wochenmarkt eingewickelt, das Internet vergißt dagegen nichts.
Die Parteien müssen sich auch deswegen wohl oder übel darauf einstellen, dass ihr Umgang mit Bürgerinitiativen und Vereinen trotz und gerade wegen leerer Kassen mehr und mehr an Bedeutung gewinnt.
(Nicht-)Wähler sind (weiterhin) nur zu mobilisieren, wenn die Politiker sie auch ins Hinterzimmer blicken lassen und einladen, zusammen konstruktiv Lösungen zu finden. Und hiermit haben die Schmuddelkinder noch die wenigsten Probleme, kämpfen sie doch selbst um Blicke ins Hinterzimmer, zerren ans Licht der Öffentlichkeit, was da eigentlich nicht hin soll.
Bei Grünen und Linken kommt die Freude ungekünstelt rüber. Ihnen nimmt man diese Bürgernähe noch ab.
Ob der Bürger ihnen dieses Image auch auf Dauer abnimmt, wird die weitere Entwicklung zeigen.
Die Grünen tragen immer öfter die Last der Regierungsverantwortung. Die Erwartungshaltung ihrer Wähler sind hoch, sie genießen noch das Vertrauen ihrer Wähler. Aber in Koalitionen müssen manchen Überzeugungen geopfert werden und die Wähler der betreffenden Partei halten sich dann enttäuscht zurück.
Umwelt, Bildung – zentrale Themen in Stadt und Land. Schwanken die Grünen hier, stürzen sie ab auf den harten Kern.
Auch bei den Linken wird sich zeigen, ob sie sich weiterhin zumindest an der Basis ehrlich freuen dürfen oder ob sie „von oben“ verschaukelt werden. Spannend dürften hier Parteitage werden, wenn die Linken wirklich in Stadt, Land und gar Bund in die politische Verantwortung genommen werden und sich einige Parteimitglieder nach und nach von Wunschträumen verabschieden müssen.
Abwartende Skepsis dominiert hier beim Bürger. Zu Recht, steht diese Partei doch unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.
Die Linke profitiert augenblicklich lediglich vom massiven Vertrauensverlust der SPD der Mitte.