Für Sie gelesen – Analyse: Eine Quittung für fehlende Gerechtigkeit

Red. Politik & Wirtschaft [ - Uhr]

412x304_673422Gastkommentar von Wolfgang Schulhoff in der Westdeutschen Zeitung vom 12.05.2010:
„Das Ergebnis der NRW-Wahl kann nicht wirklich überraschen. Zu exakt spiegelt es das Stimmungsbild in weiten Teilen der Bevölkerung wider. Die Erosion der großen Volksparteien, der hohe Anteil der Nichtwähler und der erstmalige Einzug einer linksextremen Partei in den Landtag sind Resultat eines tief sitzenden Unbehagens.

Die Menschen fühlen sich nicht mehr mitgenommen von der Politik.

Weit verbreitet ist das Empfinden, dass es nicht mehr gerecht zugeht in unserem Land.

Ein Empfinden, das gerade in den Tagen der Finanz- und Wirtschaftskrise neue Nahrung erhalten hat. Wenn auch juristisch korrekt, so ist doch kaum zu verstehen, warum einfachen Mitarbeitern gekündigt wird, wenn sie 1,30 Euro Pfand unterschlagen, während Andere eine Bank wie die Hypo Real Estate ohne Konsequenzen vor die Wand fahren können.

Für die Verluste in Höhe von 100 Milliarden Euro haften wir alle, während der Vorstandschef der Bank für sein „so erfolgreiches Wirtschaften“ mit einer Pension von jährlich 500.000Euro „belohnt“ wird.

Kaum zu vermitteln ist, dass ein anderer Vorstandschef eben dieser Bank für ein nur 18-monatiges, wenig erfolgreiches Engagement ab Beginn seines 60. Lebensjahres eine Pension von unglaublichen 235.000 Euro pro Jahr erhalten soll.

Was fehlt, ist eine persönliche Haftung der Handelnden.

All das widerspricht jedem Gerechtigkeitsempfinden. Uns sind die Relationen verloren gegangen. Das gefährdet auf Dauer den Zusammenhalt unserer Gesellschaft.

Man kann nicht dem Kleinen abverlangen, was der Große nicht bereit ist zu geben. Es ist etwas aus dem Ruder gelaufen, weil grundlegende Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt wurden.

Verantwortung hierfür trägt nicht nur die Politik, sondern ebenso eine kleine Elite, die sich aus der Verantwortung für die Allgemeinheit verabschiedet hat – und dieses leider auch ungestraft tun kann.

Persönliche Verantwortung oder gar Haftung für unternehmerische Entscheidungen scheinen für einen kleinen Teil unserer Gesellschaft nicht mehr zu gelten. Dabei ist die Haftungsfrage keine Petitesse.

Sie ist der Kern des Problems. Denn durch das Fehlen persönlicher Haftung wird das Fundament einer auf Freiheit und Selbstverantwortung basierenden Wirtschaftsordnung untergraben.

Mit einem „Weiter so“ werden wir aus dieser tiefen Vertrauenskrise nicht herauskommen. Die Handelnden in Politik und Wirtschaft müssen darum ringen, Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen. Das wird nur mit Taten gelingen.

Wo ist zum Beispiel das seit zwei Jahren angekündigte neue Finanz-Regelwerk, das eine Wiederholung der Krise verhindern soll? Wer dieses und andere Probleme nicht anpackt, schafft kein neues Vertrauen. Die Quittung hierfür gab’s am Sonntag in NRW.“

Quelle: Westdeutsche Zeitung

Zur Person:

Wolfgang Schulhoff – ein Mann mit viel Lebenserfahrung.

14 Jahre Stadtrat, 19 Jahre Bundestag, 14 Jahre CDU-Chef in Düsseldorf. Präsident des NRW-Handwerkstages. Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf.

Geboren am 14. Dezember 1939 in Düsseldorf. Lehre als Installateur, Studium der Wirtschaftswissenschaften. Inhaber der Firma Sanitärinstallationsfirma Schulhoff.

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