Giesenkirchen 2015: Boss oft im Erklärungsnot – Ein Stimmungsbild
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[22.08.2008]Es war eine in jeder Hinsicht aufschlussreiche Veranstaltung, die CDU-Bürgerversammlung in der Aula des Giesenkirchener Schulzentrums zum CDU-Konzept „Giesenkirchen 2015″.Aufschlussreich für die Besucher, die neue Informationen zum CDU-Konzept „Giesenkirchen 2015″ erwarteten.
Aufschlussreich für solche, die erleben wollten, wie jemand versucht, mündigen Betroffenen ein Projekt „zu verkaufen“, von dem sie nur Nachteile für sich und den Stadtteil erwarten.
Aufschlussreich für „Informierte“, die Antworten auf ihre konkreten, kritischen Fragen haben wollten.
Enttäuscht wurden offensichtlich nur die, die sich neue Informationen erhofften. Die gab es nämlich nicht. Es war „alter Wein in neuen Schläuchen“, denn das was CDU-Bezirksvorsteher Frank Boss an Informationen gab, war hinlänglich bekannt. Bekannt von einer „Mobilen Redaktion“ mit unverkennbar CDU-naher Präsentation des Boss’schen Konzeptes und aus einer vor Wochenfrist von SPD und Grünen veranstalteten Bürgerversammlung. Letztere natürlich mit vollkommen anderen Vorzeichen.
Der Versuch des CDU-Bezirksvorstehers, mit nicht gerade kurzweiligen Erklärungen „sein“ Konzept zu verteidigen kann nicht als gelungen bezeichnet werden.
Zu sehr sprach er wiederholt davon, dass er im Zusammenhang mit bevorstehenden Entscheidungen in den Gremien, „im Konjunktiv“ spreche, weil ja noch nichts entschieden sei. Das nahmen ihm wohl sogar seine als „moralische Unterstützung“ gekommenen CDU-Freunde nicht ab. Ein Teilnehmer meinte nachher: „Der will uns doch nur ‚Brillen verkaufen‘?“. Er tat dessen Auftreten als „Show“ ab, weil in Wirklichkeit doch schon alles entschieden sei. Da half offensichtlich auch nicht dessen mehrfache Beteuerung, man würde „so objektiv und frei wie möglich an die Sache herangehen“.
Gebetsmühlenartig verwies Boss mal auf „Experten“ (von denen niemand da war), mal auf eine noch nicht öffentliche Beratungsvorlage, die vom Oberbürgermeister unterschrieben sei (das muss Bude als Verwaltungschef) und mal auf „peinlich genaue“ Berechnungen der Verwaltung und der EWMG. Gerade bei den Sportvereinen habe man „bis auf den letzten Kopf“ gerechnet, um die sportliche Situation zu analysieren – welche Bedeutung das immer haben mag.
Auch verwies Boss auf „alle Schulleitungen“, denen sein Konzept „dezidiert“ vorgestellt worden sei, und von diesen und den Sportlehrern ausdrücklich begrüßt wurde.
Ein bisschen Struktur kam in seinen Vortrag, als er in einer Powerpoint-Präsentation Bilder von den Baugebieten Puffkohlen, Asternweg und Kruchenstraße zeigen ließ, um zu dokumentieren, wie die derzeitige Bebauung (1½-geschossig, 2½-geschossig) sei.
Auch verdeutlichte er mit Bildern, wie schlimm die Sportflächen der Bezirkssportanlage nach starken Regenfällen aussähen. Dass einer Teilnehmerin aufgefallen war, dass gerade nur diese Bilder in „Schwarz-Weiß“ und nicht, wie die übrigen in Farbe gezeigt wurden und sie Boss dies vorwarf, schien ihn zu irritieren.
Auch sein mit Stolz angekündigter „virtueller Rundflug“ über das neue Sportzentrum auf dem ehemaligen Freibadgelände (fast 8 Minuten) nahmen die Teilnehmer hin. Einem seiner „Prominenten“ fielen dabei sogar zeitweise die Augen zu. Das Interesse daran schien sich in Grenzen zu halten.
Die Frage einer Teilnehmerin warum er nicht einen „virtuellen Rundflug“ über das Neubaugebiet Puffkohlen gezeigt habe, was wesentlich interessanter gewesen wäre, begründete Boss damit, dass man dafür „kein Geld“ gehabt hätte.
Viele Fragen mussten die Teilnehmer mehrmals stellen, andere „vertagte“ er für nach der Veranstaltung auf „Zweiergespräche“, weil sie doch komplexer seien. Dazu zähle auch die mit viel Beifall bedachte Frage nach einem „Businessplan“ für ein solches Projekt, zu dem auch eine Risikoanalyse gehöre. Boss meinte, dass sei in der öffentlichen Verwaltung nicht so üblich. Was aus diesen „Zweiergesprächen“ geworden ist, werden die Giesenkirchener vielleicht noch erfahren.
Vielleicht auch eine Antwort auf die ähnlich gelagerte Frage, was denn passieren würde, wenn die Sportanlage zwar gebaut würde, aber für die neuen Häuser in Puffkohlen keine Käufer gefunden würden. Diese Antwort blieb Boss schuldig. Möglicherweise hätte die Jürgen Meisen, Geschäftsführer der Kreisbau AG, beantworten können. Doch dieser CDU-Mann wurde von Boss nicht eingebunden. Befürchtete er, dass auch Meisen darauf keine Antwort gehabt hätte?
Erfahren haben die Besucher auch, dass Boss oft „bei Ihnen“ war und dass sie eine „gute Frage“ gestellt hatten. Aber auch, dass sich die Frage „gut anhört, aber falsch“ sei. Solche Floskeln könnte man sich sparen.
Insgesamt war weder im Auditorium noch auf der „Parteibank“ neben dem Rednerpult offensive Unterstützung des Konzeptes zu verspüren. Ein Besucher fragte sich beim Verlassen der Aula, welche Rolle diese Personen gespielt haben mögen. Mit Ausnahme von Ralf Kremer (der hatte die Präsentation bedient) habe sich da ja nichts bewegt.
Alles in Allem waren die Fragen der Teilnehmer sehr präzise, die Antworten des CDU-Bezirksvorstehers Frank Boss jedoch weniger. Wie unzufrieden die Giesenkirchener zu sein scheinen, brachte ein Teilnehmer so zum Ausdruck: „Sie werden wir nicht mehr wählen!“
Die präzisen Fragen und die Antworten darauf finden Sie an anderer Stelle auf BZMG.