„Schwarz-Gelb“ ist für Claudia Roth auch im Fußball keine Option
Red. Politik & Wirtschaft [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
So locker und entspannt wie Glossi sie am Infostand traf, so locker und entspannt schritt sie auch zum Parteibüro der Grünen auf der Brandenberger Strasse: Claudia Roth, Bundesvorsitzende der Grünen, besuchte am 15.04.2010 Mönchengladbach als einen der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen.
Was hat Claudia Roth mit der Frauen-WM zu tun, fragt sich da mancher. Daß sie, nach eigenen Worten, „mit einem Fußball-vernarrten Papa aufgewachsen“ ist, führt sie, deren Fußball-Herz an Augsburg hängt, sicherlich nicht an den Niederrhein.
Aha – Wahlkampfzeit, na klar, denkt man da wieder. Das wäre allerdings zu billig, denn sie hatte wirklich interessantes zu berichten und die BürgerZeitung hakte auch ordentlich nach.
Claudia Roth ist als Mitglied des Kuratoriums der Frauen-WM unterwegs.
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger schätzt die Grünen-Politikerin, die auch Mitglied der DFB-Kulturstiftung ist, nach eigenen Worten sehr, sieht in der grünen Politikerin eine glaubhafte Verfechterin der Gleichstellung – passend also zur zunehmenden Akzeptanz von Fußballspielerinnen als Amateure und im Profisport.
Hier soll die Frauen-WM natürlich weiter für positive Impulse sorgen, denn der Frauenfußball ist der stärkste Wachstumsfaktor des DFB.
Im Gespräch mit den Medien sprach sie von den Impulsen, die von der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen ausgehen sollen, und von den diesbezüglichen Planungen des DFB.
Und bei diesen Planungen ist grünes Wissen gefragt. Grünes Wissen nicht um Rasenpflege, nein.
Der DFB traut den Grünen mit ihrem Zugpferd Claudia Roth bei den Themen „Gleichstellung“ und „Ökologie“ eine Menge Mobilisierungskraft zu. Beide Themen sind zentrale Themen der Frauen-WM in Deutschland.
Natürlich unterstützte sie durch ihr Kommen auch ihre Parteikollegen und Landtagskandidaten Hajo Siemes und Jo Schroers im Wahlkampf.
„Um die Vielfalt der Stadt zu erhalten, brauchen die Kommunen auch hierfür die Mittel“, meinte sie im Hinblick auf die Vielzahl überschuldeter Kommunen in NRW, zu denen ja auch bekanntlich Mönchengladbach gehört.
Natürlich betonte sie auch eingangs, dass von einem Machtwechsel in Düsseldorf ein wichtiges bundespolitisches Signal ausgehen würde: Der Ausstieg vom Ausstieg aus der Atomkernkraft unter der jetzigen schwarz-gelben Bundespolitik würde bei einem rot-grünen NRW an dessen Veto im Bundesrat scheitern.
Die Verlängerung der Laufzeiten von alten Atommeilern wäre damit erst einmal wieder vom Tisch.
Die Wahl am 9. Mai im größten deutschen Bundesland ist damit aus Claudia Roths Sicht keine Denkzettelwahl, sondern „der Einstieg in den Ausstieg von Schwarz-Gelb.“
Die Wahl habe eine bundespolitische Funktion; wenn eine Mehrheit von CDU/FDP verhindert werden kann, hat das in der Tat entscheidenden Einfluss auf die Mehrheit von CDU und FDP im Bundesrat – die wäre dann nämlich hin.
Folglich passiert erst einmal bundespolitisch seitens CDU und FDP vor der NRW-Wahl nichts, was die WählerInnen vergrellen könnte.
Der NRW-Wahlkampf beherrschte jedoch nicht ihre Ausführungen, sondern tatsächlich stand die FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft und der Austragungsort Mönchengladbach im Mittelpunkt des Gesprächs mit einigen Vertretern der Grünen und den Vertretern der örtlichen Medien.
„Der Name Mönchengladbach ist in ganz Deutschland mit dem Fußball verknüpft“, sagte die Bundesvorsitzende der Grünen. „Die Fohlenelf war immer schon ein Sympathieträger.“ Das schmucke Stadion des Sympathieträgers ist einer der Austragungsorte der 6. Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen vom 26. Juni bis 17. Juli 2011.
Bevor die Grünen-Bundesvorsitzende zu ihrem Lieblingsthema zurückkehrt, bekommen die Liberalen im Lande NRW noch einen mit: „Die FDP will ja weiter die Steuern senken, und das bei der größten Staatsverschuldung“, sagt sie und schüttelt den Kopf.
In Folge des so genannten Wachstumsbeschleunigungsgesetzes hätten sich Belastungen durch dieses Gesetz über 400 Millionen Euro ergeben. „Letztlich werden die Kommunen dadurch an die Wand gedrückt“, meint die gebürtige Augsburgerin, „das ist eine dramatische Haushaltssituation, und dabei fängt doch in den Kommunen die Demokratie an.“
Dann ist sie aber auch schon beim eigentlichen Thema: dem Frauenfußball. Die prominente Grüne mit besten Verbindungen zu DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger, setzt alles daran, dass die WM ein Fußballfest wird.
Mit leichter Verärgerung berichtet sie, dass ursprünglich einmal sechs Millionen Euro für ein Kulturprogramm zur Frauenfußball-WM im Bundeshaushalt bereit gestellt worden waren. Die seien – anders als bei der Fußball-WM der Männer – sang- und klanglos gestrichen worden. Nun will der DFB immerhin eine Million Euro dafür zur Verfügung stellen.
Der Fußballbund habe überdies zugesagt, diese Weltmeisterschaft solle „klimaneutral“ werden. Damit soll das Thema Klimaschutz in den Fußball eingebracht werden.
Claudia Roth führt dabei insbesondere die Bereiche Verkehrsplanung, Müllentsorgung und das Catering (bei dem man darauf setzt, regionale Produkte anzubieten) auf. Deutschland möchte bei der WM der Frauen zeigen, dass klima-freundliche Veranstaltungen machbar sind.
Deutsche Öko-Technologie kann und soll sich hier wirkungsvoll präsentieren. Nürnberg, weiß die Grünen-Bundesvorsitzende, habe das bislang einzige Stadion, in dem neue Umwelttechnologien eingesetzt würden. In diesem Bereich könnte Mönchengladbach sicher noch nachlegen.
Aber hier ist man erst einmal stolz, zu den Austragungsorten zu gehören. „Das“, meint Parteikollege und Landtagskandidat Hajo Siemes, „ist auch zwei aktuellen Fußballnationalspielerinnen zu verdanken, die in Mönchengladbach beheimatet sind: Navina Omilade und Lira Bajramaj.“
Claudia Roth nimmt die Steilvorlage des Giesenkirchener Grünen auf und weist in diesem Zusammenhang auf die wichtige Rolle des Sports bei der Integration hin. „Fußball kann zur Akzeptanz enorm beitragen“, sagt sie.
Was ist mit den Ländern, in denen Frauen nicht Fußball spielen dürfen? Oder nur, wie Iran, in einem ganz-körperbedeckenden Sportdress?
An dieser Stelle wird klar, wie heikel das Thema Frauenfußball-WM sein kann. Wichtig ist, dass auch diese Frauen die Unterstützung und Anerkennung merken. Denn Frauen, die trotz aller Widrigkeiten und Hindernisse, Fußball spielen, verdienen Respekt für ihren Mut und ihr Vorbild, dass sie den Frauen ihrer eigenen Nation geben.
Die deutsche Frauenfußballnationalmannschaft ist bekanntlich (neben den USA) die erfolgreichste der Welt. Und die WM, da ist sich Claudia Roth sicher, wird dem Mädchen- und Frauenfußball einen weiteren Schub geben. Die deutschen Frauen sind ein heißer Anwärter auf den Titel.
Diese Impulse für Vereinssport, Integration und Gleichstellung, für Handel und Wirtschaft kosten auch.
Welche wirtschaftlichen Vorteile hat Mönchengladbach als einer der Austragungsorte der Fußball-Frauen-Weltmeisterschaft? Bei der eingangs erwähnten schwierigen haushaltspolitischen Lage der Stadt Mönchengladbach wird BZMG nachhaken und nach Kosten, Ertrag und Nutzen fragen. Dazu folgt ein gesonderter Bericht.