Vermutlich nichts Neues im Schulausschuss

Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ - Uhr]

bzmg-schlulenKeinem Politiker ist wohl bei der Sache: Nachdem auch die Bezirksvertretung Nord am 24. März mehrheitlich die Auflösung der Katholischen Grundschule (KGS) Waldhausen beschlossen hatte, ist auch in der Sitzung des Schul- und Bildungsausschusses am 14. April (Beginn 17.00 Uhr im Ratssaal Abtei) eine unerwartete Änderung der allgemeinen politischen Meinung nicht abzusehen. BZMG bat alle Fraktionssprecher der Bezirksvertretung Nord deswegen im Vorfeld dieser Sitzung, ihr Abstimmverhalten zu erläutern.

Als Gründe für diese – und vermutlich weitere Schulschließungen – werden im allgemeinen genannt:

  • Gesetzliche Bestimmungen (Schulgesetz des Landes NRW),
  • demografische Entwicklung (weniger Kinder = weniger Schüler),
  • Aufhebung der Schuleinzugsbereiche bei den Grundschulen (Wahl der Grundschule ist Wohnort unabhängig).

logo-grune1Bündnis90/Die Grünen erweitern diese Gründe um den Vorwurf der „Gestaltungsversäumnisse der letzten Jahre“, sehen einen „Verlust an Tradition und öffentlichem Treffpunkt“.

An der Sachlage ändert dies zwar nichts, jedoch fordert die Benennung dieser Punkte ein schul- und parteiübergreifendes Überdenken und Umdenken geradezu heraus: Ein „Weiter so“ und „Gott sei Dank, unsere Schule hat es in diesem Jahr geschafft“ kann es eigentlich nicht geben, will man ernsthaft Stadtteile lebendig für Klein – und auch Groß – erhalten.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Leider rächt sich jetzt die fehlende Bereitschaft, im Stadtteil bei der seit Jahren bekannten demografischen Entwicklung mit Eltern und Kirchen die Problematik einer konfessionellen Grundschule zu besprechen und auf die Gefahren hinzuweisen“, meinen die Grünen Bezirksvertreter.

Hätte eine Gemeinschaftsgrundschule das Sterben der KGS Waldhausen verhindern können?

Eine Chance wäre es allemal gewesen. Allgemeines medienwirksam-geäußertes Bedauern klingt in Anbetracht dieser Aussagen zu billig. Und kommt auch bei den Menschen ehrlich gesagt nicht mehr an: es klingt letztlich resignierend, denn es fehlt die „schöpferische Kraft“.

„Gestalten“ heißt letztlich „Handeln“, heißt, sich zeitig auf Veränderungen einzustellen, die Weichen zu stellen, um negative Veränderungen abzuwehren, oder zumindest abzufedern.

Gestalten heißt also nicht nur, eine katholische in eine konfessionslose Grundschule umzuwidmen. Da müssen doch mehr Gestaltungsideen hinter stecken… und sollten es auch.

Also, was für Ideen hat Bündnis90/Die Grünen bei der Gestaltung eines Stadtteils in Zeiten schließender Schulen, leerer Kassen und rückgehender, veraltender Bevölkerung?

Ehrlich reißen die Grünen auch die wirtschaftlichen Aspekte im Zusammenhang mit der Schließung einer Grundschule an. Ab 2014 zeichnen sich Einsparungen in Höhe von ca. 23.000 € für Bewirtschaftung und ca. 31.000 € für Personal ab.

Wenn dann noch die Immobilie verwertet würde… Zu wünschen wäre den Waldhausenern, dass sich in puncto weitere Nutzung des Grundschulgebäudes für ihren Stadtteil auch eine echte gestalterische Lösung findet.

Die Verwaltung selbst mag  in der Grundschulschließung keine negativen Auswirkungen für die kinder- und Familienfreundlichkeit dieses Stadtteils erkennen. Mit dieser Auffassung steht sie allerdings bis dato im öffentlichen Bild alleine da.

Die Aufhebung der Grundschulbezirke bewirkte ein Wettbewerb der Grundschulen um die Schüler. Eigentlich sind gar keine verlässlichen Prognosen mehr möglich, Anmeldezahlen sind jährliche Momentaufnahmen einer Elternstimmung.

Manchmal kann auch mehr Wahl mehr Qual bedeuten, manchmal ist mehr Wahl aber auch als Impuls für eine bessere Präsentation und Imagepflege einer Schule gut.

Jetzt, zur Landtagswahl, ist eigentlich die Zeit, um Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken der Aufhebung der Grundschulbezirke zu benennen.

logo-cdu4logo-fdp2.jpglogo-spd4Leider haben wir von SPD, CDU und FDP bis dato keine Antwort auf unsere Anfrage erhalten.

logo-die-linke2Die von den LINKEN geforderte wohnortnahe Beschulung ist nach Ansicht der Verwaltung auch ohne die KGS Waldhausen in diesem Wohnbereich gesichert.

In Ausnahmefällen mögen 15 SchülerInnen einer Eingangsklasse zur Aufrechterhaltung einer Grundschule ausreichen, jedoch machte die Schulverwaltung den Bezirksvertretern auf deren Nachfrage klar, dass das Schulgesetz dies an dieser Stelle nicht zulässt. Auch die KGS Waldhausen selbst erkennt die Notwendigkeit der Schließung aufgrund der Gesetzeslage an.

Gilt diese Regelung nur für ländliche Gebiete?

Und wenn ja, gilt als Kriterium der Schulweg in Meter? In Meter von welchem Punkt aus? Oder in Zeit? Oder nach Gefahrenpunkten? In einer Stadt kann der Schulweg unter Umständen zwar nur 100 Meter betragen, dieser sich aber als weitaus gefährlicher herausstellen, als auf einer Dorfstraße.

In jedem Fall wird die Aussage des Schulausschussvorsitzenden Ulrich Elsen (SPD) zur Platitüde, wenn er von „Kurze Beine – kurze Wege“ spricht.

Bündnis 90/Die Grünen haben jedenfalls über das Schulweg-Problem der Kinder, die zukünftig aus dem Einzugsgebiet der Waldhausener Höhe die stark befahrene Monschauer Straße sowie die Waldnieler Straße überqueren müssen, nachgedacht. Ihre Lösung heißt „walking bus“ (gehender Bus).

„Hierbei handelt es sich um den Fußweg zur Schule in einer Gruppe von Erst- und Zweitklässlern mit begleitenden Eltern. Die Kinder stellen die Fahrgäste und die Eltern den Busfahrer dar“, so Monika Halverscheid.

Der „walking bus“, der bereits in vielen Kommunen u.a. in Dortmund und Paderborn funktioniere, könne auch in Mönchengladbach für die Sicherheit der Kinder ein sinnvolles Projekt sein und werde bereits in der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Hermann-Gmeiner in Morr praktiziert und in der GGS Wickrath nach den Sommerferien realisiert.

Weitere Informationen zum Thema „walking bus“ auf der Internetseite des NRW-Schulministeriums.

„Wage Schüler zu sein, und du wirst Meister werden!“ heißt es in einem Sprichwort.

Den Politikern ist anzuraten, nachzufragen, nachzuhaken und mal genauer hinzusehen. Zum Beispiel

Die Eltern danken für eine klare Darstellung der Sachlage.

Die Bürger danken für Transparenz und Aufklärung von Verwaltungsvorgängen.

Und die verbliebenen Grundschulen in den übrigen Stadtteilen sind es allemal Wert.

 

Weiteres Thema des nächsten Schulausschusses: Die Anmeldeergebnisse der Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien für das Schuljahr 2010/11. Auch hier wäre vieles zu fragen, die Erwartung deckt sich allerdings mit dem Titel dieses Artikels.

Außerdem: Errichtung und Änderungen von Bildungsgängen an Berufskollegs und Sachstandsbericht zum Ausbau der Offenen Ganztagsschule.

Ein Kommentar zu “Vermutlich nichts Neues im Schulausschuss”
  1. „Die Bezirksvertretung Nord beschloss mehrheitlich die Auflösung der KGS Waldhausen.
    Wir bitten Sie, Ihr Abstimmverhalten für unsere Leserinnen und Leser zu erläutern.
    Wir planen einen Bericht in der Woche vor der nächsten Schulausschusssitzung.“

    So die Anfrage des Redaktionsteams vom 26. März 2010 an die Fraktionsvorsitzenden der BV Nord aller Parteien.

    Die Position von Bündnis 90/Die Grünen ist in diesem Artikel eingestellt.

    Zur Position der LINKEN wurde von uns ein Link auf deren Pressemitteilung gesetzt.

    Ergänzend die Antwort der SPD in unserem Artikel „Blockierte Schulpolitik“ (http://www.bz-mg.de/stadtbezirk-nord/waldhausen/blockierte-schulpolitik-in-mg.html).

    CDU und FDP antworteten nicht.

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