Vorstellung einer Studie Viersener Schüler – Teil I: Jugendliche Nichtwähler
Red. Schule, Studium & Arbeitswelt [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Schülerinnen und Schüler der Höheren Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen am Berufskolleg Viersen versuchten mittels einer Umfrage anlässlich der Kommunalwahl 2009 das Wahl- bzw. Nicht-Wahlverhalten von Schülern, Auszubildenden und Studenten zu ergründen. Diese Untersuchung ist sehr wertvoll und verdient Anerkennung – wertvoll für Politiker und anerkennendes Beispiel, das Schule machen sollte. Doch zunächst zu den ermittelten Daten:
251 (140 Frauen, 111 Männer) von insgesamt 2250 zur Kommunalwahl wahlberechtigten SchülerInnen, die das Berufskolleg Viersen besuchen, wurden befragt.
Auch wenn man bei der Kommunalwahl schon ab 16 Jahre wahlberechtigt ist und bei der Landtagswahl erst ab 18 Jahren an die Wahlurne treten darf, gibt die Studie doch wichtige Hinweise zum Wahl- bzw. Nicht-Wahlverhalten von jungen Menschen: Von den befragten SchülerInnen waren immerhin ¾ (exakt 185 Personen) 18 Jahre und älter.
Befragt wurde nach dem Wahltermin, die Gruppe der Wähler und Nichtwähler stand also unabänderlich fest.
108 der Befragten gaben an von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht zu haben, 57 % (143 Befragte) sind nicht zur Wahlurne gegangen.
Die Gründe für dieses Verhalten versuchten die jungen Meinungsforscher mittels Fragen zu klären (wobei nicht immer 100 % antworteten, daher geben wir nachfolgend den Trend wider).
Ungefähr die Hälfte der jungen Nicht-Wähler bekundete schlicht, kein Interesse zu haben, ein Drittel wussten eigentlich selbst nicht genau, warum sie nicht von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht hatten, der Rest hatte schlicht „keine Lust“.
Gäbe es im Nachhinein eine Wahlpflicht zur Kommunalwahl, dann wüssten mehr als die Hälfte der Nichtwähler nicht, welche Partei sie ihre Stimme geben würden, rund ein Drittel würde sich allerdings dann entscheiden.
Einem Drittel ist die Politik zu kompliziert, der überwiegende Teil meinte, kein Interesse zu haben.
62 % dieser Gruppe der Befragten waren noch nie wählen, 5 % erklärten, bis dato immer gewählt zu haben, 22 % hatten „noch nicht oft“ gewählt.
44 % (63 Personen) der Nichtwähler waren mit dem Ausgang der Wahl zufrieden, 34 % (49 Personen) hatten „eine andere Partei erwartet“. 22 % (31 Personen) antworteten offenbar gar nicht.
An dieser Stelle lohnen schon Überlegungen, warum selbst auf solch scheinbar einfache Fragen von immerhin 22 % keine Antworten kommen.
Ist das Nachdenken zu kompliziert? Oder ist einfach „alles egal“? Und wenn „alles egal“ ist, was genau meint derjenige mit „alles?“ „Alles egal“ ist auch Ausdruck einer generell eher negativen Lebenseinstellung.
Mit welchen Problemen und Schwierigkeiten sind diese jungen Menschen konfrontiert? Das sollte Erwachsene, und Politiker (nicht nur) in Wahlkämpfen, interessieren.
Würden „die Zufriedenen“ nächstes mal trotzdem zur Wahl gehen? Zufriedenheit mit einer Situation ist ja erst einmal nichts Negatives.
Immerhin 48 % erklärten den Interviewern, beim nächsten mal wählen gehen zu wollen.
Für den begleitenden Fachlehrer dieser Schülerarbeit am Berufskolleg Viersen, StD Dr. Ulrich Unzner, stand nicht eine streng-wissenschaftliche Untersuchung im Vordergrund.
Vielmehr versuchte er über dieses Mittel das Interesse seiner SchülerInnen für Politik und für die Wahlen zu wecken.
Ein Mittel, dass mehr Schule machen sollte, denn zweifellos regt die Tatsache allein, Fragen beantworten zu müssen, schon zum Überdenken einer Position an.
Vielleicht sollten überhaupt Wähler vor Wahlterminen mehr zum Überdenken ihrer Position gefragt anstatt mit bloßen Aussagen von Wahlkämpfern überhäuft werden…
In der Tat lohnenswerte Gedanken und Ansätze (nicht nur) für den Politikunterricht an Schulen zu Wahlkampfzeiten, sondern auch zwischen den Wahlen.
Oder läuft da in der Politik nichts? Können jugendliche Bürger ihre Interessen nur zu Wahlzeiten und mit einem Kreuzchen kund tun?
Interessante Ansätze auch für junge Parteimitglieder, die mit Erstwählerbriefen und in Gesprächen junge Menschen überzeugen wollen, von ihrem Stimmrecht Gebrauch zu machen.
Und die sich politisch engagieren und die Interessen ihrer Generation in der jeweiligen Partei vertreten und vorbringen möchten bzw. sollten.
Die Schülerarbeit wurde abschließend im NRW-Landtag präsentiert. Dies ist eine öffentliche Würdigung der Arbeit, die sich die SchülerInnen des Berufskollegs Viersen machten.
Eine Arbeit, die mehr verdient, als nur öffentlichkeitswirksam übergeben worden zu sein, um danach in den Schubladen zu verstauben.
Bleibt also zu wünschen, dass sich Nachwuchspolitiker ausreichend Zeit nehmen, sich tiefere Gedanken zu dieser Schülerstudie zu machen.
Dazu – und auch als Anregung für den Politikunterricht anderer Schulen – soll dieser und der nachfolgende Artikel dienen.
1.
Redaktion BZMG Politik und Wirtschaft schrieb am 14.05.2010 um 15:42 Uhr:
Teil II – Jugendliche Wähler hier: http://www.bz-mg.de/aus-dem-umland-nrw-und-darueber-hinaus/kreis-viersen/vorstellung-einer-studie-teil-ii-jugendliche-wahler.html