Gutachter: „Politik, Kämmerei und Fachbereiche blockieren sich gegenseitig“
Bernhard Wilms [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
„Die Stadt (Red: Mönchengladbach) steht vor der großen Herausforderung, ihren Haushalt nachhaltig zu konsolidieren, ohne die Qualität der Leistungserbringung aufs Spiel zu setzen. Damit dies gelingen kann, reicht es nicht, einzelne Einsparmaßnahmen zu identifizieren und durchzuführen“.
Zu diesem Ergebnis kommen die Gutachter der Hamburger Rambøll Management GmbH, die den Auftrag hatten, ein Organisationsgutachten für den Fachbereich Ingenieurbüro und Baubetrieb zu erstellen. Stattdessen bedürfe es eines umfassenden Kulturwandels bei allen beteiligten Akteuren.
An sich genügt zunächst, weiter aus diesem Gutachten, das leider erst jetzt der Öffentlickeit zugänglich gemacht wurde, zu zitieren, um die Situation in Mönchengladbach zu beschreiben:
„In der jetzigen Situation blockieren sich die Politik, die Kämmerei und die Fachbereiche. Dies hängt eng mit dem unterschiedlichen Rollenverständnis zusammen.
Die Politik sieht die Haushaltskonsolidierung als Aufgabe der Verwaltung. Gleichzeitig erlegt sie den Fachbereichen häufig neue Aufgaben auf, ohne die dadurch entstehenden Kosten in Betracht zu ziehen.
Die Fachbereiche haben dadurch den Eindruck, dass sie ständig neue Aufgaben erhalten, die Mittel aber gleichzeitig gekürzt werden. Damit entsteht auch eine Abwehrhaltung gegenüber allen systematischen Konsolidierungsbemühungen.
Die Kämmerei schließlich sieht sich in der Situation, dass von der Politik einerseits Einsparmaßnahmen eingefordert werden, die Fachbereiche dabei aber wenig Kooperationsbereitschaft zeigen.“
Würden sich die Gladbacher Politiker diese absolut zutreffende Analyse zueigen machen, käme das einem „Kulturschock“ gleich.
Vorbei wäre es mit Wahlversprechen und Wahlgeschenken. Vorbei wäre es auch mit den Ränkespielen, nur um dem politischen Gegner „die Show zu stehlen“.
Aber davon scheinen wir noch weit entfernt zu sein, betrachtet man das Agieren der Möchengladbacher „Spitzen“-Politiker beispielsweise in Sachen ECE, Pahlkebad und jüngst wiederholt zum Thema „Giesenkirchen 2015“.
Abgesehen davon, dass allein schon der Name für eine gewisse „Großmannssucht“ stehen könnte, kann auch das wieder ein Beispiel für ein „Wahlversprechen“ oder gar ein vorweggenommenes „Wahlgeschenk“ angesehen werden – auf das viele Giesenkirchener gerne genauso verzichten, wie auf die Umgestaltung des Konstantinplatzes.
Doch zurück zum Thema:
Die von den Spezialisten der Rambøll festgestellte Blockade ist nur dann zu lösen, wenn die Akteure nicht nur ihr Rollenverständnis, sondern auch ihr Rollenverhalten verändern. Zuvordest die Politiker!
Sie haben ihre Entscheidungen im Sinne der Sache und der sie (be)treffenden Bürger vorzubereiten und dementsprechend zu treffen. Und zwar frei von eigenen, partei-eigenen oder Interessen Dritter.
Entsprechend sind auch die „Verwaltungspitzen“ in der Pflicht, ihr Rollenverhalten zu verändern – auch dann, wenn ihnen das eine oder andere Parteibuch zu ihrem Job verholfen haben sollte. Denn manchmal haben Bürger den Eindruck einer all zu großen „Nähe“ von (Mehrheits-)Politik und Verwaltung.
Aus Sicht von Rambøll Management geht kein Weg daran vorbei, die Rollenverständnisse zu verändern, will die Stadt ihre Finanzlage verbessern und so wieder einen eigenen Handlungsspielraum zurückgewinnen. Organisationsvorschläge können nur die Voraussetzungen für einen solchen Rollenwandel liefern. Vornehmen müssen den die Akteure selbst.
Umkehrschluss: In Mönchengladbach „greift“ kein noch so schlüssiger und durchdachter Organisationsvorschlag, wenn weiter so miteinander umgegangen wird, wie bisher.