15 weitere Stolpersteine verlegt!
Red. Kunst & Kultur [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
Günter Demnig hat weitere 15 Stolpersteine in Mönchengladbach verlegt Messingplaketten erinnern an Opfer des Nationalsozialismus
Mit seinen Stolpersteinen erinnert der Künstler Günter Demnig an die Opfer der NS-Zeit, indem er an ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. In mehreren Aktionen hat der Kölner Künstler im Stadtgebiet inzwischen 177 Stolpersteine verlegt.
Heute sind 15 weitere hinzugekommen: Für August Meyer, Selma Robens und Henriette Stern (Humboldtstraße 27), Anna und Helene Fröhling (Speicker Straße 13), Theo Hespers (Am Kämpchen 1), Sofia und Jakob Liffmann (Ruhrfelder Straße 51), Sophie Stern, Hildegard und Kurt Oberländer (Mülgaustraße 13) sowie Albert, Paula, Herbert und Ruth Zander (Berger Dorfstraße 27).
Aufmerksam begleitet wurde die kleinen Gedenkzeremonien von zum Teil weit angereisten Familienangehörigen, den Paten, die sich für die Verlegung der Stolpersteine eingesetzt haben, Schülergruppen, Oberbürgermeister Norbert Bude und den beiden Bundestagsabgeordneten Dr. Günter Krings und Hildegard Wester sowie Vertretern zahlreicher Institutionen.
Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft für das Herstellen und Verlegen eines Stolpersteins übernehmen. Bisher liegen dem Büro des Oberbürgermeisters knapp 210 Patenschaftswünsche von Einzelpersonen und Vereinen vor, so dass auch noch im kommenden Jahr weitere Stolpersteine verlegt werden.
Zu den Personen, für die Günter Demnig heute einen Stolperstein gelegt hat, gehört Theo Hespers (1903 – 1943), dessen Name für unbeugsame Opposition und Widerstand junger Menschen im Rheinland gegen den Nationalsozialismus steht.
Die „Kameradschaft – Schriften junger Deutscher“, von Hespers und seinem Krefelder Freund Hans Ebeling ab 1937 herausgegeben, war ihr Organ.
In einem Gestapo-Bericht von 1940 heißt es: „Der Inhalt kritisiert nicht nur in ketzerischer Form die Maßnahmen des nationalsozialistischen Staates in innen- und außenpolitischer Hinsicht, wobei in unverschämtester Form die Behauptung der ‚Gewaltherrschaft‘ und der ‚Vorbereitung des Krieges‘ aufgestellt wird, sondern.(ist) Vorbereitung zum Hochverrat.“
Theodor Franz Hespers, nur Theo genannt, wurde am 12. Dezember 1903 in Mönchengladbach geboren. Hespers Elternhaus stand am Kämpchen. Er besuchte das Stiftisch-Humanistische Gymnasium und absolvierte nach dem „Einjährigen“ eine Kaufmannslehre sowie ein Studium zum Textilingenieur an der früheren Webschule in M.Gladbach.
Mit den politischen und sozialen Fragen seiner Zeit beschäftigte sich Theo Hespers schon früh.
Als Schüler trat er der katholischen Jugendbewegung Quickborn bei und wurde Mitglied der Vitus-Heller-Bewegung, der späteren Christlich Sozialen Reichspartei, für die er 1928 bei der Wahl der Stadtverordneten kandidierte. Anfang der 30er Jahre schloss er sich auch der Pfadfinderschaft Westmark an.
Weil die Christlich Soziale Reichspartei den erstarkenden Nationalsozialismus seiner Ansicht nach nicht energisch genug bekämpfte, wandte sich Hespers von ihr ab und kandidierte bei den Reichstagswahlen 1933 als Spitzenkandidat auf der Einheitsliste der Arbeiter und Bauern.
Spätestens damit machte er sich bei den Nazis suspekt. Bevor sie ihn verhaften konnten, flüchtete Hespers im März 1933 nach Melik bei Roermond.
Von hier aus setzte er seinen politischen Widerstand gegen die neuen Machthaber fort. Nach entsprechendem Druck aus Deutschland wurde er von der niederländischen Regierung aufgefordert, weiter ins Landesinnere, nach Helmond zu ziehen. Hier gründeten Hespers und Ebeling 1935 den Arbeitskreis Bündischer Jugend.
Zwei Jahre später ging die erste „Kameradschaft“ mit Hilfe von niederländischen Freunden, die die deutschen Emigranten in vielerlei Hinsicht unterstützten, in Druck. Ein Jahr später riefen Hespers und Ebeling ein Hilfskomitee für junge deutsche Flüchtlinge ins Leben.
Am Tag des deutschen Überfalls auf die Niederlande, dem 10. Mai 1940, floh Hespers mit Frau und Kind aus Eindhoven, wo er inzwischen wohnte. Das Ziel Rotterdam, von wo sie sich die Rettung nach England erhofften, war durch Militär versperrt.
Über Den Haag kamen sie schließlich nach Dünkirchen. Doch auch von hier gab es keinen Ausweg für die Hespers. Das Angebot des britischen Hafenkom-mandanten, ihn alleine nach England überzusetzen, schlug Theo Hespers aus. Die Familie tauchte in Belgien unter.
Als Hespers am 10. Februar 1942 in Antwerpen Lebensmittelkarten abholen wollte, wurde er von der Gestapo verhaftet. Seinen Kampf gegen das Hitlerregime bezahlte er mit dem Leben.
Am 22. Juli 1943 wurde er vom Volksgerichtshof Berlin wegen Landes- und Hochverrats zum Tode verurteilt und am 9. September – mit 250 anderen Menschen – auf einem Garagenhof in Plötzensee gehenkt. Seine Leiche wurde verbrannt, die Asche an unbekannter Stelle verstreut.
In Mönchengladbach ist eine Straße nach Theo Hespers benannt. Seit 1994 erinnert ein Gedenkstein auf dem städtischen Hauptfriedhof an den Widerstandskämpfer. Die Theodor-Hespers-Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, das Andenken an Theo Hespers, die sozialen Bewegungen am Niederrhein und den antifaschistischen Kampf zu wahren.