Ein Abend der Superklasse in der Ev. Rokokokirche zu Wickrathberg mit Emmanuel Ceysson, Solo-Harfenist der Met, New York
Herbert Rommerskirchen [ the_time('d.m.Y'); ?> - the_time('H:i'); ?> Uhr]
[25.09.2018] Da kommt ein Weltstar, auf einem Instrument spielend, das ihm schnell zur Verfügung gestellt worden war, das eigene Instrument konnte so schnell nicht über den großen Teich, und verzaubert das Publikum vom ersten Moment an.
Wie man hörte, eilte er nach einer Generalprobe in der Metropolitan Opera, New York, zum Flughafen, kam mittags in Düsseldorf an, und spielte am Abend in Wickrathberg ein Mammutprogramm.
Keine Sekunde unkonzentriert oder müde, das genaue Gegenteil, er beflügelte durch sein äußerst lebendiges, glutvolles, nicht nur bei den schweren Stücken, auch bei Pianissimo-Passagen konzentriertes, singendes Spiel.
Er brachte durch seine nie nachlassende Spielfreude das Publikum zu atemlosen Mitgehen und Miterleben.
In der hauchdünnen Spitzenklasse der Harfenisten ist er wohl der beste Interpret, da ihm nicht nur eine fabulöse Technik, sondern auch eine unglaubliche Musikalität, Begeisterungsfähigkeit , die kolossal ausstrahlt, zur Verfügung steht.
So erlebten die Zuhörer eine Sternstunde der Kammermusik.
Die Würdigung nach gespanntem Zuhören gab es durch nicht enden wollendem Beifall nach jedem Werk.
Zum Anfang des wunderbaren Programms, in dem er die so vielfältigen Farben, Effekte des Instrumentes zum Ergötzen der Zuhörer demonstrierte, gab es die Klaviersonate h-moll BWV 814 von Johann Sebastian Bach, von ihm selbst für die Harfe gesetzt.
Wunderbares ernstes, lebendiges Musizieren, weit entfernt vom Schrubben Alter-Musik-Spezialisten.
Ein Geschenk an die Zuhörer, es stand nicht auf dem Programm.
Dann ging es aber los mit dem Jubel, dem Streiten, dem Flirten der Vogelwelt.
Im Spiel der Harfe vermeinte man, einzelne Vogelstimmen bestimmen zu können. Einfach irre!
Im magischen Vogelhaus von Tournier gab es alle die Stimmungen zu hören, das Turteln, das zärtliche Spiel, aber auch den Krach um den besten Futterplatz.
Dann ließ die Lerche ihr Lied erschallen Glinka und Balakirev haben das gut in Musik gesetzt.
Von Schumann dann „Der Vogel als Prophet“ aus den Waldszenen, ein wahres Feuerwerk, schon in der Originalfassung für das Klavier sehr schwer.
Beim nächsten Programpunkt ließ er die Nachtigall ihr Lied durch die Nacht singen.
Aber, stammt „Le rossignol“ nicht von Alabieff? Ich meine diese Stück von Koloratursängerinnen die über den nötigen Stimmumfang und die Technik verfügten, in vielen Konzerten und Rundfunksendungen gehört zu haben.
Im Gegensatz hierzu von Rameau „Die Rufe der Vögel“, Vielstimmigkeit perfekt auf der Harfe .
Als Abschluss der ersten Teils gab es dann eine grausige Moritat für die Harfe von Henriette Renié, die wohl bei Le Rossignol die Bearbeitung für Harfe machte.
Hier wurde Anette Maiburg, vielgefeierte, wunderbare Flötistin, die wir hier doch vor einigen Jahren zusammen mit Emmanuel Ceysson in einem unvergessenen Duo-Abend erleben durften, vom Harfenisten als Sprecherin eingesetzt. Auch das konnte sie.
Ein Stück, bei dem Ceysson sich so richtig loslassen, vom zartesten Piano bis zu donnerenden Fortissimo, alle Klangfarben, Möglichkeiten des Spiels ausschöpfen.
Donnernder Applaus, man wollte Ihn nicht in die Pause entlassen.
Im zweiten Teil des Abends dann von Claude Debussy die „Suite bergamasque“.
Da gilt es Stimmung einzufangen und an die Zuhörer weiterzugeben.
Schönste Musik aus der frühen Zeit Debussys.
Huldigung an den Komponisten, 2018 ist Debussy-Jahr!
Fabelhaft durchsichtig gespielt, nicht in klangarmes Säuseln verfallend.
Zwei Vertonungen zum Thema „Quellen“
Von Hasselmann „La source“ , Die Quelle, vonTournier „Vers la source das le bois“, die Quelle im Wald.
Da klang es wunderbar, es sang und rauschte geheimnisvoll und süß, bäumte sich auf, floss dahin.
Von de la Presle in Musik gesetzt „Der taubedeckte Garten“.
Das war ein Wohlgefühl. Ceysson ist ein Klangzauberer.
Als Finale dann ein Ballade von Carlos Salzedo.
Ein furioses Originalstück für Harfe.
Hier gab Ceysson aber auch alles, was ein solches Stück braucht.
Rauschendes Harfenspiel, die riesigen technischen Schwierigkeiten des Werkes so ganz beiläufig zu servieren, musikalisch noch einmal alles zeigen, das Publikum zu überumpeln.
Ja, nach dem letzten Ton ging ein wahrer Beifallssturm los mit Bravos, standing ovations, Ceysson strahlte, fassungslos sich immer wieder bedankend.
Dann die erste Zugabe, nach dem wieder nicht aufhörenden Beifall die zweite Zugabe.
Dann die Verabschiedung „Ich kann nicht mehr“ !
Welch eine Leistung nicht nur musikalischer Art, sondern auch körperlich!
Fast 2,5 Stunden mit der Harfe allein vor einem Publikum, das offensichtlich diese Leistung zu würdigen wusste.
Emmanuel Ceysson, ein ganz großer Künstler, der das ungewöhnlich ruhige, aufmerksame Publikum beglückte.
Ein großes Dankeschön auch an Anette Maiburg, die wohl mit Emmanuel Ceysson sehr befreundet ist, und den Zuhörern den Genuss eines solchen Künstlers vermittelte.
Hinweisen sollte ich hier noch auf weitere Veranstaltungen des » Niederrhein Musikfestivals «, die viel Gutes und auch Unbekanntes bringen.
Ein ganz großer Abend, den ich in solcher Qualität seit Jahren nicht mehr erlebt habe.
Foto: Ira Weinrauch